Drei Matchbälle

Die Kings haben aus ihren Fehlern in Spiel 1 gelernt und stehen nun kurz vor dem Einzug in das Stanley Cup Finale.

Der amtierende Stanley Cup Champion, die Chicago Blackhawks steht kurz vor dem Aus in den diesjährigen Playoffs. Nach vier Partien gegen die Los Angeles Kings liegen sie mit 1-3 im Hintertreffen. Den Kaliforniern fehlt dementsprechend nur noch ein Sieg, um in das Stanley Cup Finale 2014 einzuziehen. Danach hatte es zum Auftakt des Western Conference Finales zunächst gar nicht ausgesehen.

Das erste Aufeinandertreffen mit dem Titelverteidiger hatten sie in einem denkbar engen Match noch mit 1-3 verloren. Dabei hatten sie vor allem im Mittelabschnitt gute Chancen sogar in Führung zu gehen. Nicht zu vergessen, die Riesengelegenheit von Tyler Toffoli, meiner Meinung nach eine der ganz großen Überraschungen im Kader der Kings, der zu Beginn des Schlussdrittels in aussichtsreicher Position nur knapp am Pfosten vorbeizielte.

Auch drei Tage später in der zweiten Partie sahen sie schon wie der Verlierer aus. Erneut waren die Hausherren durch ein Powerplaytor früh in Führung gegangen, bauten diese im Mittelabschnitt sogar auf 2-0 aus. Was dann folgte, das war eine Galavorstellung der Kalifornier, nicht nur von ihrem dreifachen Torschützen Jeff Carter, sondern vom gesamten Team. In der Nachbetrachtung scheint es fast so, als hätten die letzten 20 Minuten nicht nur den Ausgang dieser Begegnung bestimmt, sondern auch Auswirkungen auf die nachfolgenden Auftritte der Finalserie gehabt. Man kann sogar soweit gehen und behaupten, dass keine andere Mannschaft so schnell aus Fehlern in der Vergangenheit lernt wie die Kings, nachdem sie diese selbstkritisch analysiert haben. Wie sagte noch ihr Teamkapitän Anze Kopitar nach der Auftaktniederlage: „Wir müssen vor dem gegnerischen Tor einen besseren Job machen. Wir arbeiten uns Chancen heraus, aber wir müssen sie auch nutzen.“

Gesagt, getan! In den fünf Dritteln bis zum Mittelabschnitt in Spiel 2 schossen die Kings 45 Mal auf das von Corey Crawford gehütete Gehäuse der Blackhawks. Herausgesprungen sind hierbei magere zwei Tore. Und danach? In den folgenden 2 1/3 Partien gelangen den Kings 14 Treffer bei nur 65 Torschüssen. Damit traf nicht einmal jeder fünfte Torschuss ins Schwarze. An Effektivität kaum noch zu toppen war gestern Nacht ihre 3-0 Führung, die sie sich mit ihren ersten sechs Schüssen besorgt hatten, nachdem erst eine gute Viertelstunde absolviert war.

Los Angeles größtes Manko war fast die gesamte reguläre Saison hindurch ihr Überzahlspiel. Mit einer Powerplayquote von mageren 15,1 Prozent rangierten sie am Ende der Saison 2013/14 nur auf dem viertletzten Platz unter allen 30 NHL-Teams. Und jetzt? In den Playoffs haben sie mit 26,7 Prozent das Effektivste Überzahlspiel aller noch verbliebenen vier Mannschaften. Noch deutlicher wird die Leistungssteigerung ihrer Special Teams, betrachtet man nur die bisherigen vier Auftritte im Western Conference Finale, in dem sie fünf von zwölf Powerplaysituationen mit einem Treffer abschließen konnten. Das entspricht einer sagenhaften Quote von 41,7 Prozent.

Wie heißt es immer so schön eine gute Verteidigung gewinnt nicht nur Spiele sondern Meisterschaften. Bis zur Meisterschaft ist es für die Kings zwar noch eine Weile hin, doch auch ihre Defensive profitierte von der Produktivität im Angriff. Die Kings hatten es in den letzten Partien gar nicht nötig ihre Verteidigung zu entblößen und sich anfällig für Konter zu machen. Sie konnten es sich erlauben hinten ganz kompakt zu stehen, um die Ausnahmestürmer der Blackhawks soweit möglich, über gesamte 60 Minuten ist selbstverständlich ein Jonathan Toews nicht auszuschalten, aus dem Spiel zu nehmen.

Selbstverständlich ist in den Playoffs alles möglich, jedoch sind die Aussichten der Blackhawks darauf ihren Titel verteidigen zu können, nur noch minimal. Man kann sich eigentlich nicht vorstellen, dass es die Kalifornier bei drei Matchbällen nicht schaffen werden, zum dritten Mal nach 1993 und 2012 in das Stanley Cup Finale einzuziehen. Für Kings Schlussmann Jonathan Quick ist die folgende Auswärtsaufgabe übermorgen ein Spiel wie jedes andere: „Wir versuchen zu gewinnen, ob wir nun 3-1 führen, 1-3 zurückliegen oder ob die Serie 2-2 ausgeglichen ist. Für das, wie wir die Begegnung angehen, spielt es überhaupt keine Rolle.“

Abschreiben lassen werden sich die Blackhawks nicht vorzeitig. Mit den eigenen Fans im Rücken und einer Playoff-Heimbilanz von sieben Siegen, bei nur einer Niederlage, kann man erwarten, dass sie den nun favorisierten Südkaliforniern einen heißen Kampf bieten werden.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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