Martin St. Louis zeigt nach Eingewöhnungsproblemen bei den Rangers wie wichtig er in den Playoffs ist.
Er kam zur Trading Deadline Anfang März zu den New York Rangers. In der Woche zuvor hatte er noch zweimal für seinen vorherigen Arbeitgeber, die Tampa Bay Lightning, doppelt getroffen. In Manhattan angekommen, folgte bei ihm eine fast einen Monat währende Ladehemmung, die ihm im Fanumfeld und auch in der Presse einiges an Kritik und Häme eingebracht hatte. In seinen ersten 14 Partien für die Rangers konnte er keinen einzigen Treffer für sich verbuchen und brachte es insgesamt nur auf drei Vorlagen.
Am 1. April, die Rangers waren zu Gast in Vancouver, war es bei Martin St. Louis wieder soweit. Endlich durfte er sich wieder über einen Torerfolg freuen. Das war der Auftakt zu einer grandiosen Leistungssteigerung des 38-Jährigen, die er gestern Nacht beim 3-2 Heimerfolg im vierten Spiel des Eastern Conference Finales gegen die Montreal Canadiens krönen konnte.
Sechs Minuten und zwei Sekunden waren beim Stande von 2-2 in der Verlängerung absolviert, als St. Louis, nachdem Carl Hagelin die Scheibe im Angriffsdrittel gehalten und sie ihm vorgelegt hatte, die Lücke fand und den Puck, an Montreals Schlussmann Dustin Tokarski vorbei, oben reinschweißen konnte. Sein Vorbereiter war begeistert: „Ich war schon richtig müde zu dieser Zeit und habe einfach nur gehofft, dass er das Spiel beenden wird. Er hat es gemacht. Das war ein großartiger Schuss von ihm, denn viel Platz war da nicht über dem Fanghandschuh.“
Von diesem Treffer wird noch viel die Rede sein, sollten die Rangers zum ersten Mal seit 1994 in das Stanley Cup Finale einziehen. Durch den ersten Heimerfolg in der gesamten Serie liegen die Blueshirts nun schon mit 3-1 Siegen vorne.
Zweifelsfrei, der 38-Jährige Stürmer ist ein Mann für die wertvollen Treffer. Es war bereits das vierte Playoff Overtime-Siegtor von St. Louis in seiner Karriere. Sein bis dahin letztes und wichtigstes liegt schon zehn Jahre zurück. Im Jahre 2004 stand er mit den Tampa Bay Lightning im Stanley Cup Finale gegen die Calgary Flames. Die Westkanadier lagen mit 3-2 Siegen vorne und das sechste Aufeinandertreffen fand in der eishockeyverrückten Hauptstadt von Alberta statt. Nach turbulenten 60 Minuten stand es 2-2 Remis und es ging in die Verlängerung. Schließlich war St. Louis in der zweiten Overtime zur Stelle und sorgte mit seinem Treffer dafür, dass die Feierlichkeiten bei den Kanadiern ausblieben.
Wie damals stand auch die gestrige Partie auf des Messers Schneide. Zweimal konnten die Frankokanadier einen Rückstand egalisieren, hatten insgesamt acht Mal Gelegenheit bei Überzahl zu punkten und kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit die Riesengelegenheit das Spiel für sich zu entscheiden – doch Alex Galchenyuk traf nur den Pfosten. Manchmal sind es eben Zentimeter, die über Wohl oder Wehe entscheiden.
Am Ende brachte St. Louis, der schon soviel in seiner Eishockeykarriere erlebt und gewonnen hatte, u.a. den Stanley Cup mit Tampa und Gold mit Team Kanada, den Madison Square Garden zum Beben. Die über 18000 Besucher, so weit sie nicht Anhänger der Canadiens waren, tobten. „Das sind die Momente, die man sich als Kind immer wünscht, wenn man auf der Straße spielt. Man möchte der Held sein. In solcher Phase eines Spiels gibt es keinen schlechten Schuss aufs Tor. Doch das war echt klasse, alles ging so schnell. Man hört wie der Puck das Gestänge trifft und er im Netz landet. Dann wirst Du von allen Seiten bedrängt und umjubelt. Was für ein großartiges Gefühl“, schilderte der NHL-Veteran das Erlebte.
Rangers Headcoach Alain Vigneault, der immer zu seinem erfahrenen Neuzugang gestanden hat, auch wenn es zu Beginn für ihn im Big Apple gar nicht gut lief, war wenig über den Abschluss überrascht: „Die Art und Weise wie er das Tor heute geschossen hat, das übt er akribisch bei jedem Training. Genau in diese Lücke will er immer treffen.“
Martin St. Louis ist ein Profi, wie man sich ihn nur wünschen kann. Persönliche Schicksalsschläge und sportliche Rückschläge, steckt er schnell weg, konzentriert sich auf das Wesentliche und vor allem darauf sich stetig zu verbessern – auch noch jetzt mit 38 Jahren. Die vergangenen Wochen waren für ihn keinesfalls leicht. In den ersten fünf Auftritten gegen Pittsburgh war ihm kein einziger Scorerpunkt gelungen, doch als es darauf ankam war er da. In Spiel 6 der zweiten Playoffrunde erzielte er die 1-0 Führung, in Spiel 7 assistierte er beim Siegtor von Brad Richards und gegen die Canadiens ist der Knoten endgültig geplatzt. Drei Treffer sowie zwei Vorlagen ist seine Ausbeute im Eastern Conference Finale. Sollte er auch beim nächsten Aufeinandertreffen, dann wieder im Bell Centre von Montreal, punkten können, wäre es für ihn sogar eine persönliche Playoffbestleistung. Zuzutrauen ist es ihm auf jeden Fall!
Wie wichtig ein starker St. Louis für die Rangers ist, ob nun auf dem Eis oder in der Kabine, um nach zwei Jahrzehnten den Stanley Cup in die Ostküstenmetropole zu holen, das untermauerte sein Teamkollege Derick Brassard: „Er ist ein toller Spieler. Ich lerne jeden Tag soviel von ihm.“
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