Therrien stellt seine Reihen um

Die Verantwortlichen der Montreal Canadiens und insbesondere Trainer Michel Therrien warnen davor, zuviel in die Situation hinein zu interpretieren und bemühen sich um Schadensbegrenzung. Im Umfeld des Klubs allerdings wächst gerade die Kritik an Stürmer Thomas Vanek. Alle vermissen die Effektivität und Torgefährlichkeit des 30-jährigen Österreichers gerade in den letzten Partien gegen die New York Rangers.
Zur Beruhigung der Lage trägt nicht gerade bei, dass Therrien im Training am Mittwoch Vanek in der vierten Reihe abwechselnd mit Rookie Michael Bournival auf der rechten Außenbahn neben Brandon Prust und Daniel Briere auflaufen ließ und damit aus der angestammten Position neben Alex Galchenyuk und Tomas Plekanec heraustrennte. Sein Platz in dieser zweiten Reihe wurde von Kapitän Brian Gionta eingenommen.

Therrien bestätige auch nach der Übungseinheit, dass Plekanec und Gionta im dritten Spiel gemeinsam auf dem Eis stehen werden. „Eine Sache ist, dass uns die Plekanec Reihe mehr bringen muss“, sagte Therrien gegenüber der Presse. „Ich bin bereit manchmal etwas mit den Kombinationen zu spielen. Ich habe kein Problem mit drei Jungs, die miteinander arbeiten, so lange ich das feststellen kann, sogar wenn die Erfolge nicht da sind, aber die Chancen sind da. Aber wenn ich sehe, dass keine Chancen da sind, es passiert nicht viel, bin ich jetzt an einem Punkt, wo ich Entscheidungen treffen muss und das sind die Gründe, warum manchmal ein Trainer Entscheidungen bezüglich der Reihen machen muss.“

Der Trainer sieht sich angesichts der beiden Heimniederlagen zum Auftakt der Eastern Conference Finalserie unter Druck etwas Neues zu wagen. Umstellung der Reihen heißt aber auch, dass oftmals funktionierende Kombinationen getrennt werden müssen. Bei Montreal ist es die Herauslösung von Gionta aus der bisher überzeugenden dritten Reihe mit Lars Eller und Rene Bourque. Den Platz dort nahm im Training der aus der vierten Formation aufsteigende Dale Weise ein.

„Die Leute richten sich normalerweise nach Tore und Vorlagen“, erläutert Therrien. „Das ist nicht immer die Vorgehensweise, die wir an den Tag legen. Der Gesamteindruck und die Erarbeitung von Chancen ist ein wichtiger Faktor. Ist das nicht mehr der Fall, muss man handeln und hofft, dass durch die Änderungen etwas passiert.“

Therrien ist lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass es nun auswärts noch schwieriger wird, weil Rangers Trainer Alain Vigneault im Heimspiel das zweite Recht beim Auswechseln hat. Das könnte bedeuten, dass das New Yorker Top-Verteidigungspaar Dan Girardi und Ryan McDonagh vorrangig gegen die erste Reihe der Canadiens in den Personen Brendan Gallagher, David Desharnais und Max Pacioretty spielt, was Therrien in Montreal noch weitgehend verhindert hat und diese so die größte Gefährlichkeit für das von Henrik Lundqvist gehütete Tor entwickelten. Im Umkehrschluss könnten gerade für die weiteren Reihen mehr Freiräume entstehen.

Doch zurück zu Vanek: Mit fünf Toren in den Playoffs führt der Wiener zwar die Statistik der Canadiens in diesem Bereich zusammen mit Eller und Bourque an, jedoch traf er nur in drei der 13 Partien und konnte in drei Begegnungen überhaupt keinen Schuss auf das Tor bringen. Gerüchte, eine Verletzung könnten den Torjäger, der zur Trading Deadline von den New York Islanders gekommen war, behindern, machen die Runde. Genaue Details, ob dies der Wahrheit entspricht, würden wohl erst nach einem Ausscheiden ans Tageslicht kommen.
Am besten harmonierte Vanek während der Saison mit Desharnais und Pacioretty, doch der Platz neben diesen Spielern ist von Gallagher besetzt und diese drei wiederum waren die Garanten im zweiten Spiel, dass die Kanadier überhaupt eine Siegchance hatten.

Spielt in den Überlegungen von Therrien auch eine Rolle, dass Briere und Vanek einst bei den Buffalo Sabres in der Saison 2006-07 sehr erfolgreich zusammenspielten, wenn er sie nun in der vierten Reihe zusammen agieren lässt? „Wissen Sie was, die Vergangenheit ist Vergangenheit“, wies er solche Spekulationen zurück. „Ich weiß, dass sie gute Ergebnisse einige Jahre zuvor hatten, aber das ist lange her. Also ja, sie hatten eine gute Chemie, aber Sie sollten nicht so viel hinein interpretieren.“

Es bleibt spannend, wie sich die Canadiens im Madison Square Garden präsentieren, ob Vanek überhaupt auflaufen darf und womöglich sogar auf der Tribüne Platz nehmen muss. Doch die Zusammenstellung der Offensivreihen ist nicht die einzige Baustelle der Gäste. Nach der Verletzung von Carey Price wird erneut Dustin Tokarski zwischen den Pfosten stehen. Darauf hat sich Therrien bereits festgelegt. An ihm wird es mit liegen, die Rangers auf ihrem momentan phänomenalen Lauf Richtung Stanley Cup Finale zu stoppen.

Darüber hinaus muss die Effektivität, sowohl in Über- als auch in Unterzahl deutlich verbessert werden. Montreal hat in 25 Möglichkeiten gegen die Boston Bruins in der vorherigen Runde acht Tore erzielt, jetzt gegen New York keines aus sieben Powerplays. 15 von 18 Unterzahlsituationen überstanden sie gegen Boston schadlos, gegen die Blueshirts bisher nur sechs von zehn.

Nicht zuletzt muss Lundqvist noch mehr unter Druck gesetzt werden. 40 Saves in der zweiten Partie waren eine starke Leistung. „Wie bei jedem anderen Torhüter müssen wir in seinem Gesicht sein“, sagt Desharnais sinnbildlich. „Wenn er den Puck nicht sehen kann, dann wird er ihn auch nicht stoppen. Er machte viele Saves auf den ersten Schuss, aber wir waren nicht in der Lage die Nachschüsse zu setzen und die Pucks zu bekommen, die schwerer zu halten sind.“

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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