Auf den Spuren von Richter

Henrik Lundqvist wird sich in die Geschichtsbücher der Rangers eintragen.

Von A wie Andy Aitkenhead bis Z wie Matt Zaba. Schon 79 Torhüter durften seit 1926, in der langjährigen NHL-Geschichte der New York Rangers, das dunkelblaue Jersey mit dem rot-weißen Rangers-Schriftzug in der Mitte überziehen. Darunter waren Franchise-Legenden wie Eddie Giacomin oder Gump Worsley und selbstverständlich der unvergessliche Mike Richter, mit dem das Team aus Manhattan 1994 ihren vierten und bis dato letzten Stanley Cup Gewinn feiern konnte.

Seit der Saison 2005/06 macht sich ein schwedischer Ausnahmeschlussmann daran, fast alle Rekorde seiner legendären Vorgänger zu brechen. Sein Name ist Henrik Lundqvist. Mit 307 Saisonsiegen, darunter 50 Shutouts und einer Rettungsquote von 92,0 Prozent hat er schon drei Bestmarken der Rangers inne. In diesem Playoff-Jahr machte und macht er sich daran Richter zwei weitere zu entreißen. ‚King Henry‘, wie er liebevoll genannt wird, fehlen noch drei weitere Playoffsiege, um die Marke von 41 zu brechen und noch zwei Playoff-Shutouts, um dann mit zehn ‚Zu-Null Spielen‘ Rangers Torwartlegende auch in dieser Kategorie zu überholen. Das einzige was Lundqvist in seiner außergewöhnlichen Karriere dann noch fehlt, um alle seine Vorgänger zu toppen und sich in Manhattan unsterblich zu machen, das wäre der Gewinn des Stanley Cups.

Dass sich der 32-Jährige seinen Spitznamen redlich verdient hat, das bewies er erneut bei seinen zwei letzten Auftritten. Mit einer ungeheuren Nervenstärke verhalf er den Rangers zu einem 2-1 Triumph gegen die Pittsburgh Penguins in Spiel 7 im Consol Energy Center. Zum fünften Mal in Folge konnte Lundqvist ein alles entscheidendes siebtes Spiel in den Playoffs gewinnen. Vor ihm ist das in der Historie der NHL noch keinem Torhüter gelungen, weder einem Patrick Roy, einem Martin Brodeur, noch einem Grant Fuhr. Gerüchte, die in den vergangenen Jahren die Runde gemacht hatten, dass Lundqvist zwar ein herausragender Schlussmann in der regulären Saison sei aber keiner für die Playoffs, da er eben nicht mit dem Druck umgehen könne, dürfen nun endgültig ad acta gelegt werden. Ihren Einzug in das Conference Finale, nachdem sie in der Serie gegen die Penguins bereits mit 1-3 Siegen in Rückstand gelegen waren, haben sie vor allem ihrer Nummer 30 zu verdanken. In den drei Partien bei der Aufholjagd wehrte Lundqvist 102 von 105 Schüssen die auf seinen Kasten kamen ab, was einer Rettungsquote von 97,1 Prozent und einem Gegentrefferschnitt von 1,00 entspricht.

Einen weiteren Beweis für seine Nervenstärke lieferte der Schwede am Samstagnachmittag im Bell Centre von Montreal ab. Sein letzter Sieg in der Heimstätte der Canadiens datierte vom 17. März 2009, lag also bereits über fünf Jahre zurück. Seine Bilanz bei Auftritten in der frankokanadischen Metropole war vor diesem Spiel mit 4-5-2 bei einem Gegentrefferschnitt von 3,87 und einer Rettungsquote von 87,6 Prozent mehr als indiskutabel.
Vor der Auftaktpartie des Eastern Conference Finales machten sogar schon Gerüchte die Runde, dass Rangers Cheftrainer Alain Vigneault in diesem Spiel auf seinen Ersatztorwart zurückgreifen könnte. Das war nicht der Fall und Lundqvist zahlte das in ihn gesetzte Vertrauen zurück. In dieser Begegnung musste er zwar nicht an seine Leistungsgrenzen gehen, da diesmal seine Vorderleute richtig viel Spaß am Tore schießen gefunden hatten und schon frühzeitig, durch zwei schnelle Treffer im ersten Spielabschnitt, die Zeichen auf Sieg setzen konnten.
Die Zeit von ihrem Torsteher kam dann im Mitteldrittel, in dem die Hausherren deutlich mehr Zug auf den Kasten von Lundqvist bekamen und Rene Bourque sogar der Anschlusstreffer gelungen war. Wer weiß wie diese Partie geendet, wäre den Canadiens in dieser Drangphase auch noch der Ausgleich geglückt. Doch Lundqvist ließ bis zur zweiten Pause keinen weiteren Treffer mehr zu und seine Vorderleute bauten in der Schlussminute dieses Durchgangs mit einem Doppelschlag den Vorsprung uneinholbar auf 4-1 aus – am Ende war es dann ein klarer 7-2 Kantersieg.

Die Freude über den Erfolg war bei Lundqvist riesengroß: „Das letzte Mal als ich hier gespielt habe, da waren wir ein anderes Team und ich denke auch, dass ich seit dieser Zeit als Torwart gewachsen bin. Man muss jedoch immer, wenn man ein Spiel bestreitet, sich und seinem Team zeigen, dass man bereit ist dieses zu gewinnen. Das ist uns heute mit einem großartigen Start gelungen.“

Bereits heute Nacht versuchen die Blueshirts ihren zweiten Coup zu landen. Es wäre ihr fünfter Playoffsieg hintereinander und ein Riesenschritt in Richtung Cup-Finale.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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