Wie Schach auf dem Eis

Minnesota und Chicago liefern sich taktisch kluge Spiele. Heute können die Wild die Serie ausgleichen.

Nach den ersten zwei Partien zwischen den Chicago Blackhawks und den Minnesota Wild hat es schon danach ausgesehen, als könnten die amtierenden Stanley Cup Champions locker und leicht in das Western Conference Finale einziehen. Sie lieferten im heimischen United Center mit 5-2 und 4-1 Toren zwei Galavorstellungen ab. Im ersten Match war es vor allem Patrick Kane, der mit zwei ganz wichtigen Treffern im Schlussabschnitt, nachdem die Gäste aus St. Paul binnen knapp fünf Minuten den Spielstand ausgleichen konnten, die gegnerische Abwehr durcheinanderwirbelte und von niemandem mehr zu stoppen war.

Beim zweiten Aufeinandertreffen ließen es die Blackhawks erst gar nicht zum Ausgleich kommen, nachdem sie sich erneut eine 2-0 Führung bis zur zweiten Pause herausgeschossen hatten. Zwar gelang den Wild früh im dritten Drittel noch der Anschlusstreffer, doch die Hawks schafften es in den verbleibenden 18 Minuten bis zum Ertönen der Sirene nur noch drei Torschüsse der Gäste zuzulassen. Bryan Bickell und Brandon Saad, mit seinem zweiten Treffer in dieser Partie, sorgten schließlich in der Schlussphase für den klaren Endstand.

Die Wild wären aber nicht die Wild, wenn sie sich von einem 0-2 Rückstand in einer Playoffserie beeindrucken lassen und den Kopf in den Sand stecken würden. In der ersten Runde gegen die Colorado Avalanche waren sie auch schon hinten gelegen. Am Ende nach sieben Spielen zogen sie aber in das Conference Halbfinale ein, wobei sie alle ihre drei Heimpartien für sich entscheiden konnten. Dass sie vor heimischer Kulisse eine Macht sind, das bewiesen sie auch vor drei Tagen, als sie in einem lange Zeit von der Taktik bestimmten Match, den Favoriten am Ende deutlich mit 4-0 Toren das Nachsehen gaben.

Zwei Drittel lang ließen beide Teams ihrem Gegner bereits in der neutralen Zone keine Räume, das ganze Spiel ähnelte eher einer Schachpartie als einem Eishockeymatch. Kaum ein Puck kam gefährlich bis zu Ilja Bryzgalov oder Gästeschlussmann Corey Crawford durch. Minnesotas Star Zach Parise rechtfertigte diese Vorgehensweise mit Sarkasmus: „Natürlich werfen wir uns vor, dass wir gegen ein so offensivstarkes Team so destruktiv gespielt haben.“

Seit ihrer Franchisegründung, zu den Zeiten als noch Jacques Lemaire die sportlichen Geschicke bei ihnen leitete, haben die Wild das Image ein Team zu sein, das sehr viel Wert darauf legt hinten dicht zu machen. Von den Blackhawks war das so nicht zu erwarten. Das Konzept mit dem sie antraten leuchtete aber ein, wenn man bedenkt, wie es den Avalanche in St. Paul ergangen war, nachdem dort die über 19.000 Wild-Fans im weiten Rund ihre Mannschaft nach vorne gepeitscht hatten.

Chicago versuchte also erst einmal Wind aus den Segeln zu nehmen und das Publikum zum Verstummen zu bringen. Zwei Drittel lang ging es auf. Im letzten Durchgang ging es dann aber ganz schnell: Noch keine zwei Minuten waren darin gespielt, als Matt Moulson die Scheibe an Justin Fontaine weiterleitete, der Richtung rechten Bullykreises zog und den Puck zu Erik Haula flippte, der ihn an Crawford vorbei einschob. Das Führungstor spielte den Hausherren in die Karten. Nur 2 1/2 Minuten danach erhöhte Mikael Granlund mit seinem ersten von zwei Toren auf 2-0 und die Partie war gelaufen. Minnesota hat es auch in der noch verbleibenden Zeit geschafft den großen Favoriten vom eigenen Kasten fernzuhalten. Kane, in Spiel 1 noch der große Matchwinner, kam in den 19 Minuten 56 Sekunden, die er auf dem Eis stand nur zu einem Torschuss. Insgesamt prüften die Blackhawks Wilds Torwart Bryzgalov nur 19 Mal, alle Schüsse wurden seine Beute und er durfte sich über seinen ersten Playoff-Shutout seit acht Jahren freuen.

Glücklich über die Vorstellung seiner Mannschaft war auch Minnesotas Headcoach Mike Yeo: „Ich freue mich über den Sieg und für unsere Jungs. Ob Bryz oder die anderen, alle haben sie es heute gut gemacht. Darauf müssen wir nun aufbauen und die Serie ausgleichen.“

Ein Unterfangen, das sie bereits heute Nacht erfüllen können. Wieder mit dabei sein dürften Verteidiger Ryan Suter und der für sieben Spiele gesperrte Linksaußen Matt Cooke. Ein Torefeuerwerk ist nicht zu erwarten, das sieht auch Gästecoach Joel Quenneville so: „Viele Torchancen bekommt man hier nicht, damit müssen wir leben.“, aber eine hochinteressante spannende Partie.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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