Showdown in Boston

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag findet Spiel 7 statt. Das sollte man nicht verpassen.

Das ist Playoff-Eishockey auf seine schönste Art und Weise. Was will das Eishockeyherz mehr? Die Serie zwischen den Boston Bruins und den Montreal Canadiens lässt auf dem und abseits des Eises die Gemüter überkochen. Das 34. Playoff-Aufeinandertreffen zwischen den beiden Traditionsteams erfüllt auf der ganzen Linie das, was man sich von ihm versprochen hat.
Um jeden Millimeter auf dem Eis wird gekämpft, keine Scheibe wird verloren gegeben, spektakuläre Paraden und, wie in Spiel 2, wechselnde Führungen. Wenngleich am Ende einer jeden Begegnung jene Mannschaft als Sieger das Eis verlassen konnte, die auch das erste Tor erzielt hatte.
Für eine Menge Gesprächsstoff sorgte auch die Partie von heute Nacht, welche die Frankokanadier vor heimischer Kulisse mit 4-0 gewinnen konnten und sich damit die Möglichkeit schufen ein ‚zweites Endspiel‘ bestreiten zu dürfen. Dem Ergebnis nach war es eine klare Angelegenheit für die Canadiens, der Spielverlauf schrieb jedoch nicht nur eine andere sondern mehrere Geschichten.

Nach zwei Niederlagen in Folge erwischten die Hausherren einen Traumstart. Gerade einmal 131 Sekunden waren absolviert als Lars Eller mit der ersten Torchance die frühe Führung besorgte. Angetrieben von den über 21.000 frenetischen Fans im Bell Centre absolvierten die Habs gegen einen bärenstarken Gegner ihr bestes Spiel in diesen Playoffs. Die Bruins ließen sich davon nicht aus dem Konzept bringen, Loui Eriksson traf sogar einmal das Quergestänge. Wo auch immer möglich wurden Checks zu Ende gefahren und das ohne den Rahmen des Erlaubten zu verlassen. Erst mit dem Ertönen der Pausensirene kassierte Dougie Hamilton als erster Bruin eine Strafzeit. Richtig turbulent wurde es im Mittelabschnitt nachdem Montreals Ausnahmeverteidiger P.K. Subban wegen Halten des Stockes auf der Strafbank Platz nehmen musste. Nun stand die Partie auf des Messers Schneide. Die Gäste erarbeiteten sich eine Torchance nach der anderen, machten ungemein viel Druck auf das von Carey Price gehütete Gehäuse. Selbst nachdem die zweiminütige Unterzahl verstrichen war, kamen die Habs fast drei Minuten lang kaum noch aus ihrem eigenen Drittel. Der Ausgleichstreffer lag in der Luft. In diesem kurzen Zeitraum brachten die Bruins viermal die Scheibe aufs Netz, drei Schüsse von ihnen wurden geblockt und einmal verpassten sie das Ziel nur um Zentimeter. Es war verständlich, dass die ‚Braunbären‘ damit haderten. Milan Lucic, er hatte ebenfalls eine Riesengelegenheit zum Ausgleich, sprach davon, dass die Partie zu diesem Zeitpunkt eine andere Wendung hätte nehmen können: „Wenn wir nur eine unsere Chancen ausgenutzt hätten, dann wäre es ein anderes Spiel geworden. In neun von zehn Partien machst du sie rein und heute war der Tag an dem es nicht geklappt hat.“

Mit allem was ihnen zur Verfügung stand retteten die Gastgeber ihren knappen Vorsprung. Kaum war diese Drangperiode überstanden, zeigten sie sich abgezockt. Ein Doppelschlag von Max Pacioretty und Thomas Vanek, der Österreicher sollte sogar noch den Schlusspunkt setzen, brachten sie vor der zweiten Pause auf die Siegerstraße.

Ausgerechnet Pacioretty, der in den Tagen zuvor in der lokalen Presse etwas in Kritik geraten war, da er in der Serie gegen die Bruins noch nicht getroffen hatte, wurde zum Matchwinner in diesem ‚Do-or-Die‘ Spiel. Er selbst zeigte sich wenig überrascht darüber, dass der Knoten ausgerechnet in der bis zu diesem Zeitpunkt wichtigsten Partie geplatzt ist: „Es war schon vor dem Spiel in der Kabine zu spüren, dass heute jeder alles zu geben bereit war und ich bin mir ganz sicher, dass vor dem nächsten das Gefühl nicht anders sein wird.“ Ein großes Lob hatte der 25-jährige Linksaußen für seinen Nebenmann Vanek bereit: „Ich liebe es, wenn ich Druck verspüre. Durch diesen fühle ich mich vor jeder Begegnung bereit. Aber man muss auf seine Chancen warten können. Ein gutes Beispiel hierfür ist Thomas. Er lässt das Spiel auf sich zukommen. Er fordert nichts, wartet auf seine Gelegenheiten und macht dann das Beste daraus. Von einem Kerl, wie er einer ist, kann man eine Menge lernen.“

Keinerlei Probleme mit dem Druck zurechtzukommen hatte auch Carey Price. Montreals Schlussmann wehrte alle 26 Schüsse ab und kam damit zu seinem ersten Shutout in den diesjährigen Playoffs, dem vierten in seiner Playoff-Karriere.

Die ersten Claims für die anstehende Partie wurden schon in der Schlussminute am Montag gesetzt, als die Emotionen hochkochten und das Schiedsrichtergespann fünf 2-Minuten-Strafen und zwei Disziplinarstrafen gegen beide Teams aussprechen mussten. Der Showdown findet nun in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag statt, wenn sich die Protagonisten zu Spiel 7 im TD Garden von Boston treffen. Subban freut sich schon darauf mit einer Kampfansage: „Ich kann es gar nicht mehr erwarten: Dieses Publikum, diesen ohrenbetäubenden Lärm und diese Energie, welche deren Arena ausfüllt. Ich kann es gar nicht erwarten, alles das ihnen zu nehmen.“

Vor einem siebten Spiel in einer Playoffserie wäre Bescheidenheit wahrlich keine Zier.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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