Selanne und Gaborik glänzten

Der Santa Ana Freeway und ein kurzes Stück des Santa Monica Freeway verbinden das Honda Center in Anaheim und das Staples Center in Downtown Los Angeles miteinander. Gerade einmal 49 Kilometer sind die beiden Spielstätten der Anaheim Ducks und der Los Angeles Kings auseinander. Sollte einmal kein Stau sein (was in der Gegend selten vorkommt), dann ist die Strecke in einer guten halben Stunde zurückzulegen. Eine Playoffserie, bei der die Spieler beider Mannschaften zu Hause nächtigen können, das gibt es sonst nur bei Duellen zweier Mannschaften aus dem New Yorker Raum.

So kommt es auch, dass für NHL Verhältnis ungewöhnlich viele Gästefans am Samstag und voraussichtlich ebenso am heutigen Montag den Weg in die fremde Arena fanden bzw. finden, um ihre Kings in der Vorstadt anzufeuern. Umgekehrt wird es am Donnerstag und nächsten Samstag sicher ähnlich sein.

Doch blicken wir zurück auf das letzte Wochenende, wo zwei Spieler ganz besonders auf sich aufmerksam machten. Zunächst schien alles so, als würde es die Partie des Teemu Selanne werden. Der 43-jährige Finne mit der Nummer 8 auf dem Rücken gelang nach 8:08 Minuten im Drittel der 2-1 Führungstreffer für die Ducks. Um das Zahlenspiel perfekt zu machen, war es sein 43. Treffer in den Playoffs seiner NHL-Karriere.

„Es hat sich großartig angefühlt“, sagte Selanne nach der Begegnung. „Ich habe doch einige Zeit nicht getroffen, von daher war es schon was besonderes. Aber überhaupt fühle ich mich zur Zeit sehr wohl. Das ist der Schlüssel.“ Neben seinem ersten Treffer seit dem 23. März teilte Selanne auch ordentlich aus. Leidtragender war Kings Verteidiger Robyn Regehr, der gleich zwei Checks von ihm einstecken musste. Der zweite schaltete ihn schließlich komplett aus, als er in die Bande geschickt wurde.

„Es sind die Playoffs und es ist mehr ein physisches Eishockey“, sagt Selanne. „Über das Jahr hinweg ist das vielleicht nicht mein Stil, aber ich kann auch physisch spielen.“ Möglicherweise ist das ein Kapitel, was er gelernt hat, als Trainer Bruce Boudreau ihn in Spiel 4 gegen die Dallas Stars in der ersten Runde aus den Kader strich. „Ich glaube, er war die letzten zwei Spiele wirklich gut“, verkündete der Coach und scherzte über dessen hartes Spiel: „Er hat wohl etwas von einem Jungbrunnen gefunden.“

Etwas mehr als zehn Jahre jünger ist auf Seiten der Kings Marian Gaborik. Er war der zweite Akteur, der wesentlich auf sich aufmerksam machte. Der Slowake, der in dieser Saison aufgrund von Verletzungen wahrlich keine leichte Phase durchmachte und erst zur Trading Deadline durch Los Angeles von den Columbus Blue Jackets losgeeist wurde, um die bis dahin maue Offensive zu beleben, war der Matchwinner für die Gäste.

Mehr kannst du fast nicht leisten, wenn dir wie in diesem Fall der Ausgleich sieben Sekunden vor der Schlusssirene gelingt und du dann nach etwas mehr als zwölf Minuten in der Verlängerung den Siegtreffer erzielst. Zugegeben, beide Treffer kamen glücklich zu Stande. Beim 2-2 fasste Gaborik den Puck gekonnt aus der Luft ab und erwischte Ducks Torhüter Jonas Hiller genau zwischen den Schonern und bei der Entscheidung traf er den Pfosten, von wo die Scheibe an den Körper von Hiller sprang und schließlich ins Tor.

Glück bei den Toren hin oder her. Gaborik selbst entwickelt sich auf jeden Fall zu einem Glückstreffer. In den acht Playoffspielen der Kings hat er jetzt fünf Tore erzielen können und er bildet mit Anze Kopitar ein kongeniales Duo.

Gaborik, der einst als einer der besten Torjäger der NHL angesehen wurde, kam während der regulären Saison auf lediglich elf Tore in 41 Auftritten für Columbus und Los Angeles. Letzte Saison, die er bei den New York Rangers begann, hatte er ebenfalls nur 12 Mal getroffen. In 2011-12 waren es für die Blueshirts immerhin 41 Tore und 76 Scorerpunkte. Sind die Kings nun die richtige Mannschaften, um wieder zu glänzen?

„Ich bin natürlich erfreut hier zu sein“, sagt Gaborik. „Mit dieser Mannschaft mit dem System, das wir spielen, läuft es gut für uns. Es war das Gleiche seit sie den Cup gewonnen haben. Diese Mannschaft ist schon die vergangegen paar Jahre ein Anwärter und ich versuche nur ein Teil davon zu sein.“

Das alles soll nicht darüber wegtäuschen, dass die Ducks in Spiel 1 das bessere und aktivere Team waren. Doch am Ende zählen die Tore und da hatten die Kings am Ende dank Gaborik die Nase vorne. In der Neuauflage werden beide noch intensiver zu Werke gehen. L.A. um sich nicht wieder „überfahren“ zu lassen und Anaheim, weil sie das zweite Heimspiel zum Ausgleich der Serie unbedingt gewinnen sollten. So richtige Auswärtsspiele gibt es allerdings in diesem Duell ohnehin nicht.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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