Coyotes zu Siegen führen

Als sich Stammtorhüter Mike Smith von den Phoenix Coyotes im Spiel gegen die New York Rangers am 24. März verletzte, schien die große Stunde des Thomas Greiss zu schlagen. Ausgerechnet jetzt, wo der Kampf des Team um den Einzug in die Playoffs tobte, musste der 28-jährige Füssener, der vor der Saison von den San Jose Sharks geholt wurde, in die großen Fußstapfen treten. Für ihn eine riesige Chance, endlich sein Talent und seine Fähigkeiten für einen Stammplatz unter Beweis zu stellen. Denn seit seinem NHL-Debut für die Sharks 2007-08 ist er nie über den Status eines Backups herausgekommen.

Etwas mehr als zwei Wochen später und kurz vor der Rückkehr Smiths von seiner Verletzung zeigt die Bilanz seiner Auftritte viel Licht, aber auch Schatten. Zumindest konnte er den Coyotes nicht den benötigten Schub geben. Den Wildcard-Platz haben sie durch unnötige Punktverluste an die Dallas Stars verloren. Vor den letzten drei entscheidenden Spielen beträgt der Rückstand zwei Punkte, doch die Stars haben nur noch zwei Partien übrig.

„Ich denke ich habe gut gespielt und ein paar Szenen waren unglücklich“, sagt Greiss in einem Telefoninterview in seiner kühl wirkenden und sachlichen Art. „Solche Dinge passieren und die gilt es wegzustecken, aber ansonsten denke ich solide gespielt zu haben und es ganz gut für mich gelaufen ist.“ Es kann jedoch nicht verleugnet werden, dass die letzten fünf Begegnungen verloren gingen, wenn auch drei in der Verlängerung, was wenigstens je einen wichtigen Punkt bescherte. „Es waren alles enge Spiele“, entgegnet er. “Mal springt der Puck so und ein anderes Mal so. Das sind Dinge, die man nicht beeinflussen kann. Trotzdem bin ich mit mir zufrieden.“

Schöner wäre es für ihn, wenn ein paar mehr Siege zu Buche stehen würden. „Natürlich hätte es auch noch besser laufen können“, pflichtet Greiss nüchtern bei. „Ich habe aber in jedem Spiel dem Team die Möglichkeit gegeben, es zu gewinnen. Von daher denke ich, dass es im Großen und Ganzen gepasst hat.“

Im Spiel gegen die Edmonton Oilers am 4. April passierte Greiss das, was einem Albträume bescheren kann. Die Coyotes führten 2-1, als die Gegner in der letzten Minute den Puck tief spielten. Der Schlussmann verließ sein Tor, verlor aber den Puck beim Stoppen aus den Augen. Den schnappte sich der gegnerische Stürmer Jordan Eberle, der nur seinem Kollegen Sam Gagner vor dem Tor zum Ausgleich auflegen musste. Das Spiel ging schließlich im Shootout verloren, ein wertvoller Punkt war weg.

„Es ist es nicht wert, sich selbst fertig zu machen“, schildert Greiss. „Als Torhüter sind Fehler halt meist Tore, aber man muss da ein ausgeprägtes Kurzzeitgedächtnis entwickeln und nach vorne schauen. Es bringt nichts zu lange darauf herum zu kauen. Also schnell wegstecken und einfach weiterspielen.“

Das Abschalten fällt einem nach so einer Partie trotzdem schwer und an ruhigen Schlaf in der folgenden Nacht ist nicht unbedingt zu denken. „Na klar ärgert man sich und die Szene geht einem nach dem Spiel durch den Kopf“, erzählt Greiss. „Die Aufgabe ist aber daraus zu lernen und es abzuhaken.“

Vier Tage später in Columbus sah er beim Gegentreffer zum 3-2 ebenfalls nicht gut aus, als er einen Schuss von Blake Comeau passieren ließ, den er eigentlich hätte fangen müssen. Sofort sahen alle, dass er sich maßlos ärgerte, weil er anschließend seinen Schläger mehrmals auf das Eis schlug. Kapitän Shane Doan nahm Greiss aber nachher bei seinem Statement zum Spiel in Schutz: „Er zeigte einen unglaublichen Save ungefähr drei Minuten vor dem Ende und hielt das 3-2 fest, was uns überhaupt die Chance auf einen Punkt gab. Das war eine Weltklasse-Rettungstat. Der einzige Grund, warum wir zu dieser Zeit noch Chancen hatten war, weil er einige großartige Saves zeigte.“

Der Trainerstab hält sich indes mit Äußerungen zurück. Auch Greiss selbst bekommt eher selten ein Feedback: „Ich erhalte wenig Reaktionen, wie meine Leistung gesehen wird, aber sie schenken mir weiterhin das Vertrauen und das werte ich als gutes Zeichen.“

Die Fragen der Pressevertreter nach der Rückkehr von Smith häufen sich. Jedoch ist bei der Auswärtspartie in der kommenden Nacht bei den Nashville Predators mit einem weiteren Einsatz des Deutschen zu rechnen, weil es für ein Comeback noch nicht reichen dürfte. „Er ist noch als kurzfristig verletzt angegeben, von daher gehe ich davon aus, dass ich spielen werde“, betont Greiss zu der Situation. „Ich habe zumindest noch nichts anderweitig gehört.“

Dass die Predators seit Dienstag aus dem Rennen um die Playoffplätze ausgeschieden sind, dürfte Phoenix in die Karten spielen. „Das macht es uns hoffentlich leichter, weil die Motivation auf deren Seite fehlt“, spekuliert Greiss, schränkt aber sogleich ein: „Aber ich glaube, verlassen können wir uns nicht darauf. Das sind alles Profis und die wollen die Saison sicher sauber beenden.“

Ziel der Coyotes ist es am Sonntag ein echtes Endspiel in der heimischen Jobing.com Arena zu erreichen. Dann geht es gegen den direkten Kontrahenten Dallas Stars. Das offiziell letzte Spiel der regulären Saison würde dann die größte Brisanz birgen. „Das hoffen wir einmal“, äußert sich Greiss optimistisch. „Es wäre natürlich für beide Mannschaften und die Fans ein superspannendes Saisonende.“

Wie es für ihn danach weitergeht, weiß er noch nicht, denn sein Ein-Jahres-Vertrag läuft Ende Juni aus. „Mir gefällt es in Phoenix, aber Gedanken gibt es dazu noch keine“, sagt er. „Ich werde im Sommer die Optionen prüfen und dann in Ruhe entscheiden, was ich mache.“

Bleibt zu hoffen, dass er sich in den verbleibenden Spielen für zukünftige Verhandlungen von seiner besten Seite zeigen kann.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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