Diaz an neuen Ufern

Etwas Geduld benötigte Raphael Diaz seit einiger Zeit. Da waren nicht nur ein paar Verletzungen, die ihn nach guter Rookie Saison bei den Montreal Canadiens 2011-12 schon zum Ende der besagten Spielzeit das erste Mal zurückwarfen, sondern auch die besondere Konstellation innerhalb der kurzen Zeit von einem Monat zu Beginn des Jahres gleich doppelt getradet zu werden.

„Gleich nach dem Trade als ich angekommen war, haben sie mir schon gesagt, dass ich Geduld haben muss, weil sie derzeit acht Verteidiger im Kader haben, die gut spielen“, erzählt Diaz bei einem Gespräch in der Kabine der New York Rangers. „Ich solle hart an mir arbeiten, dann würde ich die Chance auch bekommen.“

Die Verantwortlichen der Blueshirts haben Wort gehalten. Am 22. März beim Auswärtsspiel gegen den Lokalrivalen New Jersey Devils durfte die neue Nummer 4 der Rangers sein Debut an neuer Wirkungsstätte feiern. Immerhin über zwei Wochen seit seinem Wechsel von den Vancouver Canucks zur Trading Deadline waren vergangen.

Dort an der kanadischen Westküste durfte der 28-jährige Schweizer nicht lange verweilen. Erst am 3. Februar war er aus Montreal, die ihn ungedraftet 2011 unter Vertrag genommen hatten, gekommen und hatte gerade einmal sechs Spiele für die Canucks absolviert, dann war schon wieder Schluss.

„In der letzten Woche vor Olympia wurde ich nach Vancouver transferiert und habe dort gleich gespielt“, berichtet Diaz von seinem Abenteuer. „Ich bin dann für die Schweiz zu Olympia gefahren und habe nach meiner Rückkehr noch drei Spiele für die Canucks gemacht und dann haben sie zur Trading Deadline gesagt, dass sie mich noch mal traden würden, weil sie alle verletzten Verteidiger zurück hätten. So ist das Business hier.“

Diaz nimmt es locker, denn mit New York hat er nicht die schlechteste Adresse erwischt. Er selbst schwärmt zumindest in höchsten Tönen: „Ich kam nach New York und die Mannschaft war super. Sie haben mich toll aufgenommen. Ich wurde gleich zu einem Mannschaftsessen mitgenommen. Da fühlte ich mich sofort wohl. Weiterhin ist es eine gut organisierte Franchise, eine Toporganisation in einer großartigen Stadt, bei der ich nun gelandet bin. Und die Mannschaft ist sehr talentiert.“

Trotzdem blieb das Team von Trainer Alain Vigneault bislang hinter den Ansprüchen zurück. Schließlich soll schon lange mit großem Aufwand und der Verpflichtung von guten Spielern der Stanley Cup erstmals seit 1994 wieder nach Manhattan geholt werden. Immerhin wurde zuletzt ordentlich Punkte gesammelt, so dass der zweite Platz in der Metropolitan Division, der Heimrecht in der ersten Runde der Playoffs beschert, eingenommen wurde.

Seit fünf Spielen gehört nun auch Diaz zum Stamm der Verteidiger und er macht seine Sache mit durchschnittlich 16 Minuten Eiszeit bisher sehr gut. Er glänzt an der Seite von Kevin Klein oder Marc Staal mit Übersicht und transportiert gerne den Puck in die gegnerische Zone. Dabei wirken seine Aktionen überlegt und er selbst sehr agil.

„Ich möchte offensiv Akzente setzen und den Puck nach vorne bringen“, sagt er über seine Spielweise, die er sich vorgenommen hat. Beim Auftritt in Calgary am letzten Freitag gelang ihm sein erster Treffer, als die Scheibe nach seinem Schuss von der Blauen Linie allerdings glücklich gleich zwei Mal abgefälscht wurde. Zur Belohnung durfte Diaz anschließend sogar im Powerplay auflaufen.

Für die nahe Zukunft ist Diaz sehr positiv gestimmt. „Wir haben zuletzt gute Spiele gemacht und stehen defensiv gut, aber wir wissen, dass es die nächsten Wochen nicht einfacher, sondern immer schwieriger wird“, analysiert er die Situation. „Wir müssen also jetzt schon zur Höchstform auflaufen und konzentriert arbeiten und kompakt stehen. Wenn wir das hinkriegen, dann bin ich auch für die Playoffs zuversichtlich. Dort ist alles möglich. Jedes Spiel ist so eng und da entscheiden Kleinigkeiten.“

Bleibt für ihn zu hoffen, dass er im starken Kader der Rangers weiterhin seinen Platz findet und durch Leistung überzeugen kann. Schließlich muss sich Diaz auch im eigenen Interesse präsentieren können, denn sein Vertrag läuft im Sommer aus. Eine Tendenz, ob er darüber hinaus ein Ranger sein darf, gibt es verständlicherweise noch nicht. „Ich muss von Spiel zu Spiel, von Tag zu Tag denken“, betont er pragmatisch. „Was sich nachher ergibt wird sich zeigen. Jetzt ist es wichtig alles für die Mannschaft zu geben und sich möglichst gut zu präsentieren. Der Rest wird sich ergeben.“

Im Umziehen hat Diaz nun schon Übung, doch zu wünschen wäre ihn, dass er an einer Stelle länger Fuß fassen kann.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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