Weber glaubt an sich und das Team

Ein großes Thema beherrscht diese Tage die Medien in der westkanadischen Metropole Vancouver: Schaffen die heimischen Canucks noch die Playoffs oder verpassen sie zum ersten Mal seit sechs Jahren dieses Ziel, obwohl man doch im letzten Sommer mit dem neuen Trainer John Tortorella den Schnitt wagte und eigentlich mehr Erfolg haben wollte.

Mittendrin ist der Schweizer Yannick Weber. Er war vor der Saison von den Montreal Canadiens gekommen, ausgestattet mit einem Ein-Jahres-Vertrag. Der in Morges geborene und beim SC Bern groß gewordene Verteidiger steht am Ende einer für ihn schwierigen Saison, die hoffentlich mit einem Happy End aufwartet.

„Es war kein einfaches Jahr für mich“, bekennt Weber im heutigen Interview vor dem Heimspiel am Abend gegen die Nashville Predators. „Nach einem sehr guten Trainingslager war ich in den ersten Monaten nicht häufig in der Aufstellung. Dank Verletzungen anderer habe ich aber den Weg zurück ins Team gefunden und in letzter Zeit viel gespielt. Die Olympiade war sehr gut für mich, weil ich dort gut gespielt habe und deswegen läuft es jetzt besser.“

Immerhin darf der 25-jährige Defensivmann nun auf dem Eis stehen, was am Anfang keine Selbstverständlichkeit war. Trotz der Tatsache, dass seine Eiszeiten zuletzt zwischen fünf und an die 20 Minuten sehr schwankend waren, weiß das Team, was sie an ihm haben. „Ein großartiger Junge“, sagt Kapitän Henrik Sedin und findet zugleich nur lobende Worte. „Es ist sehr schwer für ihn, weil wir im Kampf um die Playoffs sind, dass er genügend Eiszeit bekommt, aber wenn er spielt, dann hat alles Hand und Fuß, was er tut.“

Alle in der Kabine, einschließlich des Trainers verbreiten Optimismus, dass der Playoffzug noch nicht abgefahren ist. Da will Weber in nichts nachstehen. „Ja sicher“, gibt er auf die Frage, ob es noch zu schaffen sei, überzeugend zu Protokoll. „Es wird sicherlich eine enge Sache und wir glauben auch, dass es nicht einfach wird. Aber wir haben noch elf Spiele und es gibt genügend Punkte, um es noch zu schaffen. Daher ist jedes Spiel wichtig für uns.“

Woran lag es aber, dass es überhaupt so weit kam? „Schwierig zu sagen“, wiegelt er ab. „Es sind sicher einige Faktoren, die dieses Jahr nicht optimal liefen: Viele Verletzungen, vor allem auch Topspieler, die es erwischt hat. Die sind nicht einfach zu ersetzen. Und die, die gespielt haben, haben nicht alle ihre Topform erreicht und zu wenige Tore geschossen. Wenn der Haken mal darin ist, dann ist es schwierig wieder heraus zu kommen. Die Defensivleute und die Torhüter haben einen guten Part gemacht.“

Könnte der Trainerwechsel zu Saisonbeginn mit allen seinen Neuerungen ebenfalls eine Ursache sein? „Es braucht immer eine gewisse Zeit, bis man sich an die neuen Dinge gewöhnt, die ein neuer Trainer mit sich bringt“, lässt Weber durchblicken und schaut sogleich in die Vergangenheit, die gegen diese Theorie spricht: „Aber ich denke wir hatten einen guten Start. Bis vor Weihnachten sah alles noch rosig aus und dann kam das Loch im Januar, deswegen sind wir zurzeit nicht in den Playoffs. Das alles soll aber keine Entschuldigung sein. Wir sind natürlich unter unseren Möglichkeiten geblieben. Deswegen wird es jetzt eng.“

Das wird es mit Sicherheit, denn fünf Punkte Rückstand bei elf ausstehenden Spielen und zwei mehr absolvierten Partien als die Konkurrenz der Phoenix Coyotes und sogar drei mehr als Verfolger Dallas Stars lassen die Trauben hoch hängen. Selbst Tortorella findet klare Worte in der Pressekonferenz: „Wir haben keine Vorgabe, wie viele Punkte wir noch holen müssen. Wir brauchen eine Serie, sonst sind wir erledigt: Das ist sicher. Aber wir können nur von Spiel zu Spiel schauen.“

Und hier geht es gegen Nashville, die hinter den Canucks noch mehr Punkte brauchen. In deren Reihen befindet sich mit Roman Josi ein anderer Schweizer, den Weber sehr gut kennt. „Wir sind sehr gut befreundet und verbringen den Sommer zusammen“, erzählt Weber. „Wir leben in der gleichen Stadt und kennen uns schon lange. Der Fokus liegt natürlich auf dem Spiel, aber es ist immer schön einen guten Freund zu sehen.“

Den intensiven Kontakt zu einem anderen guten Freund hat Weber kürzlich wieder verloren. Raphael Diaz war ihm Anfang Februar aus Montreal nach Vancouver gefolgt, doch zur Trading Deadline hieß es wieder Koffer packen und ab zu den New York Rangers. „Es war sicher schön einen Schweizer im Team zu haben und mit ihm natürlich einen alten Bekannten“, schwärmt Weber von Diaz. „Es war ein bisschen kurz, aber so ist es in diesem Business. Es geht sehr schnell. Ich bin gut mit ihm befreundet und hoffe, dass es für ihn in New York besser läuft.“

Und wie sah es mit seinen Gedanken aus am Ende der Wechselfrist, dass es ihn erwischen könnte? „Ich habe nicht viel darüber nachgedacht“, sagt er. „Aber es war sehr ruhig um unser Team und mich, doch das mit Diaz war auch überraschend, von daher weißt du nie. Wenn es passiert, dann passiert es. Ich bin noch jung und habe keine Familie, von daher ist ein Wechsel bei mir einfacher.“

Aufgeschoben ist bekanntlich nicht aufgehoben, denn sein Vertrag läuft aus und deswegen kann sich im Sommer etwas dergleichen für ihn tun. Eine Tendenz, ob Weber weiter ein Canuck bleibt, ist von daher nicht abzusehen. „Es ist ein bisschen zu früh für Tendenzen, denn der Fokus liegt jetzt auf dem Kampf um die Playoffs“, stellt er klar. „Im Sommer wird sich zeigen, wie es für mich weitergeht.“

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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