Outdoor-Kampf um Playoffs

Das bei der Winterolympiade 2010 in Vancouver für die Eröffnungsfeier und Schlusszeremonie genutzte BC Place ist Schauplatz des diesjährigen Tim Hortons NHL Heritage Classic am Sonntagabend 22 Uhr MEZ, ein Spiel zwischen den Ottawa Senators und den heimischen Vancouver Canucks. Es ist nicht gerade ein Spitzenspiel, was die voraussichtlich 53.000 Zuschauer in der ausverkauften Arena und Millionen Fernsehzuschauer zu sehen bekommen, doch beide Teams kämpfen derzeit um das weitere Überleben für das große Ziel Playoffteilnahme. Davon wird dieses Duell leben.

Die im Osten in der Atlantic Division angesiedelten Senators haben derzeit fünf Punkte Rückstand auf den rettenden Platz 8 der Eastern Conference, allerdings befinden sich mit den Washington Capitals, Columbus Blue Jackets und New Jersey Devils drei Kontrahenten dazwischen, die es noch zu überholen gilt.

Auf der anderen Seite sind in der Western Conference die Canucks punktgleich mit dem Achten Dallas Stars auf der neunten Position, aber erstens lauern die Verfolger aus Phoenix, Winnipeg und Nashville dicht dahinter und zweitens weist die Bilanz mit nur zwei Siegen aus den letzten zehn Begegnungen auf eine eher absteigende Tendenz, denn auf eine positive Grundstimmung hin. Trainer John Tortorella hat also dieser Tage sehr viel zu tun, um den Bock umzustoßen und so kommt besonders diesem Heimspiel vor großer Fankulisse eine gewisse Brisanz zu.

Der Austragungsort, der als Veranstaltungshalle für Football und Konzerte konzipiert wurde und mit seinem markanten weißen Zeltdach einst die Skyline der Downtown der Millionenmetropole zierte, wurde 1983 erbaut. Er befindet sich nur auf der anderen Straßenseite der Rogers Arena, wo die Canucks für gewöhnlich dem Puck hinterherjagen. Zur Olympiade 2010 wurde der BC Place, der zuvor über ein geschlossenes Dach verfügte, bereits in weiten Teilen instandgesetzt und runderneuert. Seitdem ist das Dach auf einer Fläche von 100 x 85 Meter in gut 20 Minuten zu öffnen und zu schließen.

Erst in 2011, also gut ein Jahr nach dem Großereignis, wurde die 514 Millionen Dollar treuere Modernisierung abgeschlossen. Eine besondere Attraktion der Arena, die im Jahr 220 bis 260 Veranstaltungen beherbergt, ist das in unterschiedlichen Farben bzw. mit besonderen Projektionen zu erleuchtende Dach. Hiervon werden auch die Zuschauer beim Heritage Classic einige Kostproben zu sehen bekommen, kündigte Graham Ramsey, der Direktor für Verkauf und Marketing des BC Place bereits an.

Natürlich steigt selbst bei den Spielern die Anspannung vor dem besonderen Event. „Meine Mutter und mein Vater kommen extra aus Schweden rüber“, sagte Henrik Sedin gegenüber NHL.com. „Es wird uns sehr viel Spaß machen.“

„Es wird sicher sehr unterschiedlich sein“, betonte Canucks Verteidiger Christopher Tanev. „Es werden mehr als doppelt so viele Zuschauer als sonst sein. Es ist etwas, was viele von uns noch nicht wirklich erlebt haben. Jeder kann es kaum erwarten.“

Doch neben aller Begeisterung für das Spiel an sich, sieht Kapitän Sedin auch die sportliche Herausforderung, der sich sein Team derzeit stellen muss. „Wir müssen uns darauf fokussieren, dass wir zwei Punkte sichern“, findet er deutliche Worte. „Wir begreifen, dass wir den Tag genießen müssen, aber der Fokus liegt eindeutig auf dem Spiel.“

Mittendrin werden mit Yannick Weber und Raphael Diaz auch zwei Schweizer Akteure sein, sofern sie von Tortorella nominiert werden. Die größeren Chancen dazu hat Diaz, der erst am 3. Februar aus Montreal nach Vancouver kam und am Freitag in Minnesota auflaufen durfte, während Weber nicht berücksichtigt wurde und von der Tribüne aus zuschauen musste.

„Als ich jünger war, haben wir sehr häufig im Freien gespielt, einige Turniere“, erzählt Diaz. „Wenn die Sonne geschienen hat, dann hat man sich Schwarz unter die Augen aufgetragen, um der Blendung entgegen zu wirken. Wenn es geregnet oder geschneit hat, dann war es als Kind auch egal und du hattest einfach Spaß.“

Der Verteidiger erinnert sich aber ebenso an offene Arenen in der höchsten Schweizer Liga. Die Spiele bei Ambri-Piotta in ihrer 1959 gebauten Halle waren immer ein besonderes Erlebnis: „Während des Winters war es so kalt und wenn der Wind durch die offenen Stellen hereinzog, war es nicht so schön dort zu spielen. Man wusste vorher schon, dass man krank werden würde. Da half nur viel warmen Tee zu trinken.“ Den wird er wohl am Sonntag eher nicht brauchen.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert