Finnland holt Bronze

Die beiden Verlierermannschaften des Freitags Finnland und USA mussten sich am Samstag noch einmal konzentrieren, die Enttäuschung wegstecken und alle Kräfte bündeln, um effektiv um Bronze zu kämpfen und nicht mit leeren Händen den weiten Heimweg antreten zu müssen.

Dass dies beide Seiten nicht wollten, zeigten sie von Beginn an, denn es war viel Laufbereitschaft und Intensität im Spiel. Die ersten Minuten gehörten Finnland, die sofort ihr Heil in der Offensive suchten. Die USA brauchte bis zur 4. Minute, um sich aus der Umklammerung zu befreien und das erste Mal ans gegnerische Tor anzupirschen. Es folgte die erste Überzahlsituation. Sie brachte eine Drangphase der Amerikaner. Doch in der 7. Minute die größte Chance der Finnen auf der anderen Seite, als ein Gewühl vor dem Tor entstand und letztendlich Ryan Kesler sich für seinen schon geschlagenen Torhüter Jonathan Quick auf der Torlinie in den Schuss von Jussi Jokinen warf. Das erste Powerplay der Finnen brachte weitere Chancen, auf die Führung mussten sie jedoch warten. In der 14. Minute noch eine kuriose Szene, als Kimmo Timonen ein Stück eines gebrochenen Schlägers in den Lauf von Kesler schob und die Schiedsrichter regeltechnisch richtig auf Penalty entschieden. Patrick Kane scheiterte jedoch an Tuukka Rask. So ging es torlos in die erste Pause.

Die Partie sollte turbulent weitergehen. Zunächst überstanden die Nordeuropäer eine weitere Unterzahl und schlugen dann gleich zwei Mal eiskalt innerhalb von elf Sekunden in der 22. Minute zu. Teemu Selanne schlenzte den Puck ins kurze Eck zum 1-0, nachdem sich Mikael Granlund im Mitteldrittel gut durchgesetzt hatte. Kaum nach dem Bully wieder ein Puckgewinn in der neutralen Zone. David Backes verlor die Scheibe und Jussi Jokinen vollendete nach Pass von Jori Lehtera zum 2-0. Ein Schock für die USA, die nun Gefahr liefen noch weiter ins Hintertreffen zu geraten. Sie brauchten gut drei Minuten, ehe sie zu einer mehrminütigen Druckphase ansetzten, die zum nächsten Penalty führte. Kane wurde im Alleingang mit einem Stockschlag von hinten gestoppt. Diese Entscheidung der Schiedsrichter war ebenfalls korrekt. Aber wieder scheiterte er mit dem Versuch, dieses Mal am Pfosten. Die USA war sichtlich bemüht, einen Treffer zu erzielen, doch die Skandinavier standen jetzt defensiv gut und blieben mit schnellen Vorstößen gefährlich. Irgendwie hatten die Amerikaner im Halbfinale das Tore schießen verlernt, wo sie Kanada auch zu Null unterlagen.

Die Spielanlage setzte sich ebenso im Schlussabschnitt fort. Die Finnen präsentierten sich weiter mit einer ausgesprochen guten mannschaftlichen Geschlossenheit und wenn die USA mal Akzente setzen konnte, dann war Rask auf dem Posten. Es kam schließlich noch bitterer für die Silbermedaillengewinner von 2010. In der 47. Minute erhöhte Juuso Hietanen auf 3-0, was schon so etwas wie die Vorentscheidung bedeutete. Die Männer von Trainer Dan Blysma resignierten spätestens beim 4-0, dem zweiten Treffer von Selanne, der erneut vom emsig arbeiteten Granlund in Überzahl mustergültig bedient wurde. Brutal wie effektiv die Finnen nun agierten, denn das nächste Powerplay nach Strafzeit gegen Ryan Suter nutzte Olli Maatta zum 5-0. Es drohte nun ein Debakel für die USA, die sich wenigstens den Ehrentreffer erarbeiten wollten. Doch Kane ließ sich zu einem weiteren Frustfoul hinreißen und die USA musste Schadensbegrenzung betreiben.

Rask verdiente sich mit 27 Saves den Shutout, denn die USA, die bis zum Halbfinale das offensivstärkste Team des Turniers waren, blieben im Halbfinale und Spiel um Bronze ohne Treffer. Während die Amerikaner mit hängenden Köpfen auf der Bank saßen, bekamen die Finnen das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Faszinierend, wie dieses kleine Land den Großen immer wieder ein Schnippchen schlagen kann und ihre vierte Medaille bei den letzten fünf Olympischen Spielen, an denen NHL-Spieler teilnahmen, sichern konnten. Selbst beim von der NHL veranstalteten World Cup of Hockey 2004 holten die Finnen den zweiten Platz nach einem Halbfinaltriumph gegen die USA. Diese konnten außerhalb Nordamerika seit 1972 in Sapporo keine olympische Medaille mehr gewinnen.

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