Schock! Aus für Österreich und Schweiz

Für die Schweizer und die österreichische Auswahl ist das Abenteuer Sotschi bereits vorüber.

Sie hatten die ganz große Chance in das Viertelfinale einzuziehen und sie haben sie nicht genutzt. Kurz vor 12:00 Uhr MEZ war es Gewissheit. Für das österreichische Nationalteam ist das Abenteuer Sotschi beendet. Sie unterlagen im ersten Spiel der Qualifikation für das olympische Viertelfinale der Mannschaft aus Slowenien mit 0-4 Toren. Slowenien steht damit zum ersten Mal unter den besten acht eines olympischen Eishockeyturniers. Sie werden im Viertelfinale auf den amtierenden Weltmeister Schweden treffen.

Österreichs Cheftrainer Manny Viveiros hatte mit Ausnahme einer Position auf die gleichen Kräfte vertraut wie beim 3-1 Triumph von vor zwei Tagen über die Norweger. Doch seine Mannschaft war nicht wieder zu erkennen. Von der ersten Spielminute an kontrollierten die Slowenen, die schon bei ihrem Vorrundensieg gegen die Slowakei bewiesen hatten, dass sie durchaus auf gutem Niveau Eishockey spielen können, die Partie. Als dann Michael Raffl auf der Strafbank Platz nehmen musste, nutzte Sloweniens einziger NHL-Spieler Anze Kopitar von den Los Angeles Kings, die nummerische Überlegenheit zur frühen 1-0 Führung. Die Österreicher bekamen auch danach keinen Zugriff aufs Spiel. Die besten Chancen zum Ausgleich hatten Michael Grabner und Raffl nach knapp zehn Spielminuten. Damit hatte es sich aber auch schon. Ausgerechnet Österreichs NHL-Star Thomas Vanek brachte kurz darauf die Scheibe nicht unter Kontrolle und Jan Urbas bedankte sich bei Unterzahl mit dem Treffer zum 2-0. Noch blieb für Team Austria ausreichend Zeit das Spiel zu ihren Gunsten zu drehen, manchmal gibt es aber solche Tage, an denen nichts zusammenpasst. Noch keine vier Minuten waren im Mittelabschnitt absolviert als Sabahudin Kovacevic auf 3-0 erhöhte. Eine Vorentscheidung, angesichts dessen, dass die Slowenen die Partie nicht aus dem Griff gaben. Mit fortgeschrittener Spieldauer wurde eine Wende immer unwahrscheinlicher. Brian Lebler hatte in der 47. Minute noch die größte Chance zum Anschlusstreffer, scheiterte aber an dem heute tadelfrei agierenden Robert Kristian im Kasten der slowakischen Auswahl, der mit 30 Rettungstaten zu einem Shutout kam. Den Schlusspunkt setzte schließlich Jan Mursak mit einem ‚Empty Netter‘, nachdem Mathias Lange sein Gehäuse notgedrungen schon früh zugunsten eines weiteren Feldspielers verlassen hatte. Die Enttäuschung bei Team Austria über den verpassten Viertelfinaleinzug war den Gesichtern anzusehen. Grabner fasste anschließend das Geschehen auf dem Eis kurz und bündig zusammen: „Wenn man keine Tore schießt, dann kann man auch nicht gewinnen.“

Russland gegen Norwegen, Die Gastgeber gegen jenes Team, das bei diesem olympischen Turnier bereits Österreich unterlegen gewesen war, das sollte doch ein Selbstläufer werden. Bei der Sbornaja läuft jedoch noch nicht alles rund, das war auch am heutigen Nachmittag gegen den Underdog zu sehen. Vor allem in der Offensive fehlte es den Russen an Durchschlagskraft, was vor allem im ersten Durchgang ersichtlich wurde. Obwohl hauptsächlich im Puckbesitz konnten sie gegen die aufopferungsvoll verteidigenden Skandinavier nur sieben Mal auf das gegnerische Gehäuse schießen. Alle ihre Schüsse wurden die Beute von Lars Heugen und so ging es mit einem torlosen Unentschieden in die erste Drittelpause. Den Bann brach schließlich ihr zweifacher Torschütze Alexander Radulov in der 25. Spielminute. Als dann auch noch Ilya Kovalchuk vor der zweiten Pause auf 2-0 erhöhen konnte, war die Partie für den selbsternannten Goldkandidaten gelaufen. Die Norweger, die ohne Mats Zuccarello, ihrem einzigen Spieler aus der NHL, auskommen mussten nachdem dieser sich in der Vorrundenpartie gegen Österreich eine Handverletzung zugezogen hatte, agierten zwar weiterhin engagiert, in Gefahr konnten sie die russische Auswahl jedoch nicht mehr bringen. Dieser gelang zumindest in der Schlussphase durch weitere Treffer von Radulov und Alexei Tereshenko noch weitere Ergebniskosmetik. Das 4-0 (0-0/2-0/2-0) konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie noch weit von einer Medaillenform entfernt sind. Im Viertelfinale warten auf sie die Finnen, die Zweiten der Gruppe B, die in der Vorrunde erst im Penaltyschießen Team Canada unterlegen gewesen waren. Eine deutliche Leistungssteigerung, auch von ihrem Topstar Alexander Ovechkin, wird vonnöten sein damit für die Sbornaja der Traum von Gold nicht frühzeitig ein schnelles Ende findet.

Ein Wiedersehen mit der lettischen Mannschaft gab es am Abend für die Schweizer Auswahl und sie hätten gewarnt sein müssen. In der Vorrunde hatten sich die Mannen von Sean Simpson noch als Meister der Defensive und Effektivität präsentiert, auch gegen die Letten, die sie mit 1-0 bezwangen. Zwei erzielte Treffer und nur ein Gegentor in drei Partien hatten ihnen zwei Siege, nur eine Niederlage gegen den Weltmeister aus Schweden und damit den zweiten Platz in der Gruppe C beschert. Doch heute Abend wurden sämtliche Schweizer Eishockeyfans in die Schockstarre versetzt. Ihre Nati, der Vizeweltmeister von Stockholm, unterlag Lettland mit 1-3 Toren. Fast 50 Minuten rannten die Eidgenossen einem 0-2 Rückstand hinterher, den sie sich zur Mitte des ersten Spielabschnitts binnen 101 Sekunden eingehandelt hatten. Oskars Bartulis und aus einem Powerplay heraus Lauris Darzins konnten jeweils den Schweizer Ausnahmetorhüter Jonas Hiller, der in diesem Turnier noch keinen einzigen Treffer hatte hinnehmen müssen, überwinden. Selbstverständlich machten die Schweizer anschließend Druck, doch als ihr großes Problem erwies sich der Abschluss. Hinzu kam, dass die Letten unwahrscheinlich kompakt in der Defensive standen und extrem diszipliniert agierten, so dass die Mannen aus der Alpenrepublik insgesamt nur einmal zu einer Überzahlsituation kamen. Hoffnung konnten sie schöpfen als es fünf Minuten vor der zweiten Pause Martin Pluss doch noch gelang Edgars Masalskis im Tor der Balten zu bezwingen. Jetzt hatten die Schweizer wieder Lunte gerochen und machten im Schlussabschnitt noch einmal richtig Druck. Der erlösende Ausgleich konnte ihnen aber trotz einer optischen Überlegenheit nicht gelingen. Im Gegenteil: Lauris Darzins ließ mit einem ‚Empty Net Goal‘, seinem zweiten Treffer, zum 3-1 Endstand, den Schweizer Traum von einer Medaille in Sotschi platzen.

Komplettiert wurde das Feld der Viertelfinalisten im Brüderduell zwischen der Tschechei und der Slowakei. Dabei hatte es lange Zeit danach ausgesehen als hätten die favorisierten Tschechen ihren östlichen Nachbarn im Griff. Mit 4-0 lag Jagr&Co nach einer guten halben Spielzeit schon in Front. Was sollte da noch anbrennen? So leicht wollte sich aber die Slowakei nicht aus dem Turnier verabschieden und es wurde noch einmal richtig spannend. Zweimal Marian Hossa und Tomas Surovy brachte das slowakische Nationalteam zurück ins Spiel ehe Tomas Plekanec 39 Sekunden vor Spielende mit einem ‚Empty Netter‘ zum 5-3 ihre Hoffnungen auf eine erfolgreiche Aufholjagd zunichte machte.

DIE VIERTELFINALBEGEGNUNGEN

– Schweden gegen Slowenien
– Finnland gegen Russland
– Kanada gegen Lettland
– USA gegen Tschechien

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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