Turnierbeginn in Sotschi

Schweizer siegen in letzter Minute. Österreich verliert trotz Hattrick von Grabner.

Endlich ist es soweit, das Olympische Eishockeyturnier der Superlative mit knapp 150 Spielern aus der NHL hat begonnen. Unter der Leitung des deutschen Schiedsrichters Lars Brüggemann und seinem US-Kollegen Brad Meier bekam es das Schweizer Nationalteam am Mittwoch zum langersehnten Auftakt des Olympischen Eishockeyturniers der Männer, ohne Zweifel ein Höhepunkt dieser Winterspiele von Sotschi, mit dem vermeintlich leichtesten Gegner in der Gruppe C, den Letten, zu tun.

Der Außenseiter vom Baltikum erwies sich dabei als harter Brocken. Mit ihrem ehemaligen NHL-Star und Stanley Cup Gewinner Sandis Ozolinsh in den Reihen wehrten sich die Letten lange Zeit mit Erfolg gegen eine Niederlage. Als die Uhr nur noch 7,8 Sekunden Spielzeit anzeigte war es aus Sicht der Schweizer endlich soweit. Simon Moser erlöste seine Mannschaft mit dem einzigen Treffer der Partie zum 1-0 (0-0/0-0/1-0) Endstand. Was war passiert? Flyer Mark Streit brachte kurz vor Spielende die Scheibe über die Bande zu Moser, der sie in die Mitte spielte und wovon sie von einem lettischen Verteidiger ins eigene Tor abgefälscht wurde.

Der herausragende lettische Schlussmann Edgars Masalskis war damit zum ersten und einzigen Mal bezwungen. Es war zwar ein glücklicher aber keinesfalls unverdienter Sieg der Eidgenossen, die über weite Strecken das spielbestimmende Team gewesen waren. Während der 60 Minuten hatten sie 39 Mal Masalskis prüfen können. Dessen Gegenüber Jonas Hiller musste dagegen nur 21 Mal rettend eingreifen. Ohne Fehl und Tadel hielt der Schlussmann der Anaheim Ducks seinen Kasten sauber und verdiente sich einen Shutout. Ansonsten lief bei dem Vizeweltmeister noch nicht alles rund, vor allem die Chancenverwertung im Powerplay, fünfmal standen sie mit einem Mann mehr auf dem Eis, ließ Wünsche offen. Dank der gewonnenen drei Zähler über Lettland steht die Schweizer Nati so gut wie mit einem Bein in der Viertelfinalqualifikation, weshalb auch der Torschütze nach der Partie davon sprach, dass es sein bisher wichtigster Treffer war.

Die nächste, weitaus schwierigere Aufgabe, die auf die Schweizer in der Vorrunde wartet, sind am Freitagnachmittag die Schweden. Diese setzten sich in ihrem ersten Match gegen die Tschechei mit 4-2 (2-0/2-2/0-0) durch und ließen vor allem in den ersten 25 Spielminuten, in denen sie mit 4-0 in Führung gehen konnten, erkennen, dass sie keine Eingewöhnungsphase benötigen. Selbst nachdem die Tschechei mit einem Doppelschlag durch Marek Zidlicky und Jaromir Jagr zur Mitte der Partie den Spielstand verkürzen konnte, hatte man nicht den Eindruck, dass die Skandinavier diesen Sieg noch aus den Händen geben würden. In der Defensive hochkonzentriert brachten sie ihren Vorsprung auch im letzten Spielabschnitt über die Zeit. Ihr herausragender Mann an der blauen Linie war der zweifache Torschütze Erik Karlsson von den Ottawa Senators.

Ungleich schwerer als die ihre Nachbarn aus der Schweiz hatte es die österreichische Auswahl in ihrem Auftaktmatch gegen Finnland. Standesgemäß gewann der Favorit aus dem hohen Norden, gespickt mit Stars aus der NHL und KHL, mit 8-4 (4-2/2-0/2-2) Toren.

Zunächst rieben sich die Zuschauer im Bolschoi Eispalast von Adler verwundert die Augen. Der Underdog aus der Alpenrepublik erwischte einen Traumstart. Gleich mit dem ersten Torschuss nach 36 Sekunden war der finnische Schlussmann Tuukka Rask auch schon bezwungen. Islander Michael Grabner hatte zugeschlagen, es sollte nicht das letzte Mal in dieser Partie gewesen sein, und es stand 1-0. Die Österreicher versuchten mit gutem Körpereinsatz ihrem Gegner den Schneid abzukaufen und hatten zunächst damit auch Erfolg. Technisch und spielerisch waren sie ihrem Konkurrenten unterlegen, mussten nach fünf Minuten auch den nicht unverdienten Ausgleich hinnehmen, aber in Sachen Chancenverwertung machte ihnen keiner etwas vor. Nur zwei Minuten nach dem 1-1 war Thomas Hundertpfund auf Vorarbeit von Thomas Vanek, dem zweiten Islander im Team von Emanuel Viveiros, zur Stelle und Team Austria lag erneut in Front. Die Freude hierüber währte aber auch nur gut 120 Sekunden, dann musste Österreichs Torsteher Bernhard Starkbaum zum zweiten Mal den Puck aus dem Netz holen. Die Partie nahm ihren Lauf zugunsten der Suomi, als diese sich in der Schlussminute vor der ersten Pause innerhalb von acht Sekunden einen 2-Tore Vorsprung herausschießen konnten.

Wer weiß, vielleicht hätte die Begegnung einen anderen Verlauf genommen, hätte Österreich das Remis in die Pause retten können. So wurde es jedoch eine sehr einseitige Angelegenheit. Spätestens nach dem 5-2 von Jussi Jokinen stand fest, dass es zu keiner Überraschung kommen wird. Die Österreicher konnten angesichts der Dominanz der Finnen im Mittelabschnitt sogar noch froh sein, dass sie nur noch einen weiteren Treffer eingeschenkt bekommen hatten. Hoch anrechnen muss man ihnen, dass sie auch im Schlussdrittel, trotz haushoher Überlegenheit ihres Gegners, nicht aufsteckten. Mit zwei weiteren Treffern komplettierte Michael Grabner seinen Hattrick und sorgte dafür, dass am Ende ein ansehnliches Ergebnis für sie heraussprang.

Auf einen richtig harten Brocken trifft das österreichische Olympiateam bereits morgen Abend. Dann wartet auf sie das Starensemble aus Kanada, die heute Abend mit ihrer Begegnung gegen Norwegen in das Turnier starten.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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