Österreich und Schweiz fiebern Start entgegen

Hoffentlich war dies kein schlechtes Omen für das österreichische Eishockeyteam. Bei der Eröffnungsfeier am Freitag Abend in Sotschi stürzte der Sportdirektor des österreichischen Eishockeyverbandes Alpo Suhonen beim Einlauf der Nation und sorgte so prompt für Schlagzeilen auf der ganzen Welt.

Wenn am Donnerstag ab 9 Uhr MEZ die Spieler zu ihrem Auftaktmatch in der Gruppe B Finnland gegenüber stehen, dann sollten sie mehr Standfestigkeit zeigen als ihr Funktionär. Es ist eines der wichtigen Eigenschaften auf die Team Austria angewiesen sein wird, um gegen die ganz großen Nationen zu bestehen. Nach den Skandinaviern treffen die Mannen von Trainer Manny Viverois nämlich auf keine geringeren als die Topfavoriten und Titelverteidiger Kanada am Freitag um 18 Uhr. Schließlich folgt in der Gruppenphase am Sonntag um 9 Uhr noch das Duell mit Norwegen.

„Jedes Mal wenn du für dein Land spielen kannst, ist es etwas ganz besonderes“, sagte Thomas Vanek letzte Woche gegenüber NHL.com. „Besonders auf diesem Niveau wird es viel Spaß machen. Natürlich sind wir große Außenseiter, aber das ist OK. Hoffentlich können wir ein paar überraschen.“

Teamkapitän Vanek war einer der drei NHL-Spieler, welche die Mannschaft aus der Alpenrepublik verstärken werden. Michael Grabner, der wie Vanek für die New York Islanders stürmt, freut sich ebenfalls auf die Herausforderung, genauso wie Michael Raffl, der mit drei Toren in den letzten fünf Partien zuletzt Treffsicherheit für die Philadelphia Flyers bewies.

Vanek weiß auch, dass es besonders auf die Torhüter Bernhard Starkbaum, Rene Swette und Mathias Lange ankommen wird, um wenigstens eine kleine Chance auf einen Sieg zu haben. „Wenn du bei der WM spielst, dann sind diese Spiele schon hart für uns, aber jetzt hast du das Beste vom Besten da“, sagt er skeptisch. „Ich möchte keinen Druck auf unsere Torhüter ausüben, aber auf sie wird es ankommen.“

Nicht nur die Torleute, sondern auch die anderen Österreicher können die Plattform nutzen, um auf sich aufmerksam zu machen und sich für ein mögliches Engagement in Nordamerika zu empfehlen. Aus dem 25 Spieler umfassenden Kader spielen 16 in Österreich, drei weitere in der Schweiz, einer in Deutschland und zwei in Schweden, davon einer in der dortigen zweiten Liga. Da wird die Umstellung gegen die NHL-Cracks aus Finnland und Kanada zu spielen schon groß sein.

Mit der Ankunft des NHL-Trios aus Übersee am Montag mussten Dominique Heinrich, Markus Peintner und Rafael Rotter die Heimreise antreten. Sie waren nur als Ersatz für den Fall einer Verletzung angereist.

Bei der Schweiz, die am Mittwoch um 18 Uhr MEZ das männliche Eishockeyturnier in der Gruppe C, zeitgleich mit Tschechien und Schweden, gegen Lettland eröffnet, mussten gleich sieben Akteure zurückfliegen: Lukas Flüeler (ZSC Lions), Eric Blum (Kloten Flyers), Patrick Geering (ZSC Lions), Robin Grossmann (HC Davos), Tim Ramholt (EV Zug), Benjamin Plüss (HC Fribourg-Gotteron) und Julian Walker (HC Lugano). Dafür sind immerhin neun Spieler aus der NHL angereist. Kurzfristig auf den Olympiazug durfte Patrick von Gunten (Kloten Flyers) springen, der den angeschlagenen Philippe Furrer (SC Bern) ersetzt.

Während sich die Österreicher im Wesentlichen gegen Niederlagen stemmen werden müssen, legen die Schweizer als Vizeweltmeister schon ein gewisses Selbstvertrauen an den Tag und alles andere als ein Auftaktsieg gegen Lettland wäre eine Enttäuschung. Anders sieht es schon aus, wenn das Team von Trainer Sean Simpson am Freitag um 13 Uhr in der Neuauflage des WM-Finales 2013 auf Schweden und am Samstag um 18 Uhr auf Tschechien trifft.

Ob es allerdings für den ersten Platz in der Gruppe oder den besten Zweiten aller drei Gruppen reicht, um die direkte Qualifikation für das Viertelfinale zu schaffen, hängt auch bei den Eidgenossen von starken Torhüterleistungen ab. Hier werden sie auf die Dienste von Reto Berra und insbesondere der voraussichtlichen Nummer 1 Jonas Hiller angewiesen sein.

Der Schlussmann der Anaheim Ducks ist aufgrund der deutlich gestiegenen Zahl der NHL-Profis, in Vancouver 2010 waren es nur er und Mark Streit, zuversichtlich. „Es hilft extrem, wenn man sich in jeder Partie gegen die Stärksten der Welt behaupten muss, sich mit einigen der besten Spieler die Garderobe teilt“, sagte er jüngst der Neuen Züricher Zeitung. „Spielt man dann an einem olympischen Turnier gegen Crosby oder Ovechkin, ist die Ehrfurcht nicht mehr da. Davon werden wir profitieren.“ Selbst vom Spielsystem sieht er Änderungen zur Vergangenheit: „Früher haben wir so defensiv gespielt, dass es unmöglich war, etwas zu gewinnen. Ich begrüße es, dass wir frecher geworden sind.“

Das neue gewachsene Selbstvertrauen hört man in fast allen Interviews mit den Spielern. Aber die Erwartungshaltung nimmt zu und das Erreichen des Viertelfinales wird fast schon als Pflicht angesehen. Aufgrund der starken Konkurrenz natürlich keine leichte Aufgabe. Bereits 2006 in Turin (u.a. Sieg in der Vorrunde gegen Tschechien und Kanada) und 2010 (Shootout Niederlage gegen Kanada) hatten die Schweizer die großen Nationen geärgert, jetzt wird der nächste Schritt erwartet, nachdem vor vier Jahren in der Runde der letzten Acht nach einem 0-2 gegen den späteren Silbermedaillen-Gewinner Team USA Endstation war.

Es wäre verwegen aufgrund des starken Feldes eine Prognose abzugeben, wo die Schweiz im Turnier im Endeffekt landen wird. Definitiv klar ist, dass der Abstand nach oben kleiner wurde und die komplett aus NHL-Spieler bestehenden Mannschaften erst einmal mit der nach IIHF-Regeln größeren Eisfläche zu Recht kommen müssen. Hier haben die vertretenen, in Europa aktiven Spieler einen kleinen Vorteil.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert