Der Kapitän des Favoriten

Für Crosby als Kapitän von Team Canada könnte Olympia der erste Teil einer Ausnahmesaison werden.

Jedes Kind, das Eishockey spielt oder sich für Eishockey interessiert kennt ihn, für manche von ihnen ist er das große Vorbild. Er gilt nicht nur als, sondern er ist, das Aushängeschild der NHL. Er ist mit 25 Toren und 43 Assists aktuell der beste Scorer der Liga und seit Sonntag steht fest, dass er Team Canada bei ihrer Mission, den Goldmedaillengewinn von Vancouver 2010 in Sotschi zu verteidigen, als Teamkapitän anführen wird. Die Rede ist von Sidney Crosby.

Vor vier Jahren avancierte Crosby zum Helden einer ganzen Nation, nachdem ihm in einem spannenden hochklassigen Finalspiel gegen die amerikanische Auswahl in der Verlängerung das Siegtor gelungen war. Viele werden sich noch daran erinnern, wie er sich in der Rundung hinter dem gegnerischen Kasten die Scheibe geschnappt, sie weitergeleitet und sofort den freien Raum vor dem Tor gesucht hatte. Der Puck kam postwendend zu ihm zurück und er bezwang aus kurzer Distanz US-Schlussmann Ryan Miller mit einem Schuss ins kurze Eck. Anschließend verdeckte den Olympiahelden eine Spielertraube mit weißen Trikots und dem roten Ahornblatt auf der Brust. Im Eishockeytempel von Vancouver und vor den Fernsehern jubelte eine ganze Nation.

Am vergangenen Freitag hatte der 26-Jährige vom kanadischen Headcoach Mike Babcock persönlich erfahren, dass er in wenigen Wochen für sein Mutterland das ‚C‘ auf der Brust tragen wird. Zwei Tage später wurde diese Entscheidung auch offiziell bekanntgegeben. Es wird das erste Mal sein, dass Crosby bei einem internationalen Turnier zu solchen Ehren kommt. Assistiert werden wird er von Chicagos Jonathan Toews und Nashvilles Verteidiger Shea Weber, die wie Crosby bei ihren heimischen NHL-Clubs ebenfalls das Kapitänsamt innehaben.

„Sidney, Jonathan und Shea haben schon in der Vergangenheit bewiesen, dass sie Führungspersönlichkeiten auf der internationalen Bühne sind“,

begründete Babcock seine Entscheidung und fügte auch postwendend hinzu, dass er überzeugt davon ist, dass sie 25 Spieler in den Kader berufen haben, die allesamt auf ihre Art und Weise eine Mannschaft zum Erfolg führen können.

Im Team der Kanadier stehen, neben den schon erwähnten, mit Islander John Tavares, Anaheims Ryan Getzlaf und Dallas Jamie Benn noch drei weitere Spieler, die in ihren Clubs als Kapitäne fungieren. So gesehen dürfte auf den Schultern des Centers der Penguins nicht zu viel Last liegen, auch wenn der Erwartungsdruck der Öffentlichkeit in der kanadischen Heimat riesig sein wird.

Das Wichtigste dürfte sein, dass er den Kader zusammenschweißen, aus ihm eine Einheit machen kann, um den obersten Vorsatz Titelverteidigung zu erreichen. Vielleicht ist es den Kanadiern dienlich, dass ihre Unterkunft im Olympiapark des Sotschier Bezirks Adler, in dem sich u.a. auch die Eishockeyarena befindet, eine gute Autostunde vom eigentlichen Stadtkern entfernt liegt und daraus folgend die Spieler nicht zu sehr von ihrem Ziel abgelenkt werden.

Erfahrung als Teamkapitän hat Crosby schon zu genüge sammeln können. Bei den Penguins wurde er bereits 2007, damals war er noch keine 20 Jahre alt, zum Spielführer ernannt. Zwei Jahre später war er mit 21 der jüngste Kapitän, der jemals eine Mannschaft zu einem Stanley Cup Gewinn geführt hat und auch bei seinem weiteren sportlichen Höhepunkt, dem Goldmedaillengewinn von vor vier Jahren in Vancouver, fungierte Crosby schon als Assistent neben dem damaligen Kapitän der Kanadier Scott Niedermayer.

In naher Zukunft dürfte es Crosby schwer fallen, dass er auch wie Niedermayer Aufnahme in den Triple Gold Club findet (IIHF-Weltmeister, Olympiagold und Stanley Cup Gewinn), doch es könnte für ihn das sportlich beste Jahr seiner bisher schon von Erfolgen nicht armen Karriere werden.

Es würde mich nicht wundern, wenn der Ausnahmeathlet in den kommenden sechs Monaten alles abgeräumt haben wird, was man als Eishockeyspieler in einem Jahr gewinnen kann. Wer soll ihm die Art Ross Trophy als bester Scorer in der NHL streitig machen? Wer ist aktuell der größte Aspirant als wertvollster Spieler der Liga mit der Hart Memorial Trophy ausgezeichnet zu werden? Ganz klar, es ist Pittsburghs Center. Die Penguins, als Tabellenführer in der Metropolitan Division und punktbestes Team des Ostens sind in dieser Saison erneut ein heißer Kandidat auf den Gewinn des Stanley Cups und in knapp drei Wochen ist es soweit, dass für das kanadische Nationalteam mit Crosby in ihren Reihen der Auftrag ‚Titelverteidigung‘ beginnen kann.

Eine Leserumfrage hier auf dieser Seite hat gezeigt, dass ein Großteil der deutschsprachigen Fans der Meinung ist, dass die Kanadier für das Olympische Turnier den stärksten Kader aller teilnehmenden Nationen ins Rennen schicken. Ein Selbstläufer wird der Gewinn der Goldmedaille mit Sicherheit nicht für das Mutterland des Eishockeys, doch die Aussichten darauf sind nicht schlecht und für Sidney Crosby wäre dies der erste Schritt zu einer Ausnahmesaison, wie sie die Eishockeywelt noch nicht gesehen hat.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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