Fragt man Eishockeyfans nach österreichischen Spielern in der NHL, dann fällt der Name Thomas Vanek logischerweise am häufigsten. Der Stürmer der New York Islander, der bei den Buffalo Sabres „groß“ wurde, ist schließlich mit mittlerweile über 630 NHL-Spielen und 530 Scorerpunkten das Aushängeschild der Alpenrepublik.
Ältere werden sich vielleicht noch an Offensivtalent Christoph Brandner erinnern, der mit großen Hoffnungen 2003 seine NHL-Karriere bei den Minnesota Wild startete, aber an den Erwartungen jäh zerbrach und es lediglich auf 35 Einsätze und neun Scorerpunkte brachte. Oder an Reinhard Divis, der bisher einzige rot-weiß-rote Torhüter, der von 2001-06 28 Spiele für die St. Louis Blues zwischen den Pfosten stand.
In der jüngsten Zeit machten auch Verteidiger Thomas Pöck bei den New York Rangers (2003-08) und Islanders (2008-09) aktiv, sowie Stürmer Andreas Nödl bei den Philadelphia Flyers (2008-11) und den Carolina Hurricanes (2011-13) gelegentlich auf sich aufmerksam. Nicht zu vergessen Michael Grabner, der heute in der selben Mannschaft mit Vanek stürmt und seit 2009 auch schon 266 Partien absolvierte und 132 Punkte sammelte.
Seit Saisonbeginn wird diese Riege um den Villacher Michael Raffl erweitert. Der 25-jährige Linksaußen ist ein klassischer Spätstarter, den die Philadelphia Flyers ungedraftet unter Vertrag genommen haben. Für die normalen Verhältnisse relativ günstige 792.500 US-Dollars verdient er mit seinem Entry Level Vertrag, also Einstiegsvertrag, dieses Jahr, der zum Saisonende ausläuft.
Raffl begann seine Profikarriere bei seinem Heimatklub EC VSV Villach. Seine starken Auftritte mit 43 Scorerpunkten in 42 Spielen in der Saison 2009-10 und 55 Punkte in 50 Partien eine Spielzeit darauf, verschafften ihn einen internationalen Ruf, dem er 2011 nach Schweden folgte, als ihn Leksands IF unter Vertrag nahm. Nach dieser zweijährigen Zwischenstation erfolgte dann im Sommer der Schritt nach Amerika.
Dort hatte Raffl mit ein paar Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen, obwohl ihn Trainer Craig Berube etwas überraschend neben Claude Giroux und Vincent Lecavalier im Oktober in die erste Reihe aufstellte. Trotzdem konnte er in seinen ersten 15 Partien nur einen Assist verbuchen und blieb hinter den Erwartungen zurück, was ihn immer wieder seinen Platz in der Topreihe kostete.
Seit seinem ersten Treffer am 9. Dezember gegen die Ottawa Senators, als er Craig Anderson mit einem präzisem Schuss überwinden konnte, läuft es etwas besser für ihn. In den folgenden 19 Einsätzen bis heute sammelte er drei weitere Tore, sowie sieben Vorlagen und seine Eiszeit hat sich regelmäßig auf 13 bis 15 Minuten festgesetzt.
Keine Überraschung war deswegen, dass Raffl am 7. Januar von Trainer Manny Viveiros in den Kader für das olympische Turnier im Februar in Sotschi berufen wurde, worauf er sich besonders freut. „Ich bin sehr glücklich und stolz darauf, dass ich teilnehmen darf“, sagte er unmittelbar nach der Veröffentlichung. „Es ist eine große Chance für unser Land und es ist daher etwas ganz besonderes.“ Glücklich ist er auch darüber, dass er dort seinen zwei Jahre älteren Bruder Thomas trifft, der beim EC Red Bull Salzburg spielt und ebenfalls nominiert wurde, weil er diesen seit den vergangenen Sommer nicht gesehen hat.
Ein Highlight in dieser Woche war das zweimalige Aufeinandertreffen seiner Flyers mit den Islanders, wo mit Grabner und Vanek die anderen beiden Österreicher unter Vertrag stehen. Am Samstag im heimischen Wells Fargo Center war dann der Spotlight mal nicht auf Vanek gerichtet, sondern Raffl wurde zum Topspieler der Partie gewählt, nachdem er mit dem 5-4 den Siegtreffer seiner Farben erzielen konnte.
Für den hart arbeitenden Stürmer eine Bestätigung seiner aufsteigenden Leistungen, zumal er wieder neben Giroux stürmen darf, der ihm den Puck beim Tor mustergültig ablegte. „Michael hat mich lautstark angeschrien, so dass ich wusste, er ist da“, sagte Giroux nach der Partie über seine blinde Vorlage. Raffl, der am vorausgegangen Donnerstag gegen Nashville noch eine hundertprozentige Chance ausließ, machte dieses Mal alles richtig und versenkte die Scheibe. „Es war nicht einfach, das zu vergessen, es wegzustecken“, erzählte er über die missglückte Szene gegen die Predators noch am Samstag. „Es wird ein Highlight meiner Karriere bleiben, aber auf der falschen Seite. Nicht einfach zu vergessen, aber ich habe versucht diesen (Schuss heute) so hart wie ich konnte abzugeben und ich bin glücklich, dass er reinging.“
Am gestrigen Montag hatten dann im „Rückspiel“ seine Landsleute beim 4-3 Erfolg nach Penaltyschießen das bessere Ende für sich, obwohl die Flyers schon 3-1 führten. Philadelphia hat sich aber nach schwachem Saisonstart gefangen und befindet sich auf Playoffkurs. Doch das Rennen in der umkämpften Metropolitan Division bleibt spannend, so dass Vanek, Grabner und Raffl sicher abseits des Eises über einige Themen diskutieren können, wenn sie in gut zwei Wochen zusammen Österreich bei Olympia vertreten.