Blick auf die Olympiakader

Bemerkenswertes zu den Olympiakadern der sechs großen und zwei deutschsprachigen Nationen.

Mit Spannung erwartet wurden die Nominierungen der Spieler für das Olympische Eishockeyturnier 2014 in Sotschi. In den vergangenen Tagen war es endlich soweit und die General Manager und Cheftrainer der Nationalteams sorgten auch für einige größere und kleinere Überraschungen. Weltweit diskutieren Eishockeyfans über die Nominierten. Man sollte also durchaus einmal einen Blick auf die Teamzusammenstellungen der sechs großen Eishockeynationen sowie der beiden deutschsprachigen Mannschaften aus Österreich und der Schweiz werfen. Was fällt einem hierbei auf? Was ist besonders beachtenswert?

FINNLAND

Das finnische Nationalteam verbindet man vor allem mit einem Namen, mit dem von Teemu Selanne. Der Außenstürmer der Anaheim Ducks wird auch bei den kommenden Olympischen Winterspielen wieder mit von der Partie sein. Sotschi ist dann bereits seine sechste Olympiateilnahme seit seinem ersten Auftritt 1992 in Albertville. Auch wenn er bei den Ducks nicht mehr die ganz große Rolle spielt, auf die Dienste des 43-Jährigen möchte Finnlands General Manager Jari Kurri nicht verzichten. Man kann davon ausgehen, dass der dreifache Olympiamedaillengewinner (1x Silber, 2x Bronze) hochmotiviert und ein Leitwolf der Suomi sein wird. Mit 16 NHL-Spielern ist das finnische Nationalteam gespickt, doch einer wird fehlen, Saku Koivu. Selannes erfahrener Teamkollege bei den Ducks hat sich zwar geehrt gefühlt, möchte sich nun aber ganz auf seinen Arbeitgeber konzentrieren und die Pause nutzen, um seinen Körper die notwendige Ruhe gewähren, die er für einen eventuell langen Playoffrun benötigen wird. Koivu ist immerhin auch schon 39. Vertreten wird die Familie Koivu dennoch, durch Bruder Mikko, dem Kapitän der Minnesota Wild.

KANADA

Mit welchem Kader der Olympiasieger von 2010 nach Russland reisen wird, das war sicherlich die am meisten diskutierteste Frage der vergangenen Wochen. Jetzt steht es fest. Das Mutterland des Eishockeys setzt auf viele seiner Goldmedaillengewinner von vor vier Jahren. Gleich elf an der Zahl werden Kanada auch in Sotschi vertreten. Kein anderes Land der Welt verfügt ein so großes Kontingent an ausgezeichneten Eishockeyspielern. Somit dürfte es den Verantwortlichen von Team Canada nicht leicht gefallen sein eine Auswahl zusammenzusetzen, die das Ziel Titelverteidigung in Angriff nimmt. Eine größere Überraschung war hierbei, dass San Joses Center Joe Thornton, immerhin der beste Vorlagengeber und sechstbeste Scorer in der NHL, nicht berücksichtigt wurde und auch nicht ein Martin St Louis, obwohl er erneut eine herausragende Saison bei den Lightning absolviert. Dafür ist der wiedergenesene Rick Nash in den Kader gerückt und das obwohl er in der laufenden Spielzeit bei den Rangers noch nicht vollkommen überzeugen konnte. Er dürfte davon profitiert haben, dass die Kanadier gerade auf den Flügelpositionen nicht so gut bestückt sind wie bei den Centern. Ihr Olympiadebut geben Kings vielseitig einsetzbarer Stürmer Jeff Carter und Stars Teamkapitän Linksaußen Jamie Benn. Letztgenannter dürfte auch mit der größeren Eisfläche keine Probleme haben. Seine 19 Einsätze für die Hamburg Freezers liegen gerade einmal ein Jahr zurück. Ansonsten setzt Kanadas Headcoach auch auf bewährte Blockbildung, sowohl im Sturm wie auch in der Defensive. Im Angriff wären da zu nennen Getzlaf und Perry, Crosby und Kunitz, Toews und Sharp sowie in der Defensive Bouwmeester und Pietrangelo.

ÖSTERREICH

Dabei sein ist alles für die Underdogs aus der Alpenrepublik um ihren Topstar Thomas Vanek von den New York Islanders, der die Chancen des Teams sehr realistisch einschätzt und bei einem Interview für nhl.com davon sprach, dass sie in Sotschi motiviert und engagiert auftreten werden, und mit einem Schmunzeln hinzufügte, dass es aber wohl dennoch nicht für eine Medaille reichen wird. Richtig große Überraschungen barg der Kader des österreichischen Teamchefs Manny Viveiros nicht. Mit Vanek, seinem Teamkollegen Michael Grabner und dem Flyer Michael Raffl werden alle drei österreichischen NHL-Legionäre die Reise nach Sotschi antreten. Vorerst nicht berücksichtigt wurde Ex-NHLer Andreas Nödl. Er hatte sich im März einen Kreuzbandriss zugezogen und hat noch nicht zu seiner alten Form zurückgefunden. Nödl steht jedoch auf der Reserveliste der Österreicher, womit auch für ihn der Zug nach Sotschi noch nicht endgültig abgefahren ist. Voraussichtlich fehlen wird auch Österreichs Eishockeyheld Markus Peintner, der es mit seinem Ausgleichstreffer zum 2-2 beim Qualifikationsturnier gegen Deutschland erst ermöglicht hatte, dass sie an Olympia teilnehmen werden.

RUSSLAND

Mit einem gesunden Mix aus erfahrenen und jungen Spielern, sowohl aus der NHL (15), wie auch aus der russischen KHL (10) möchte Russlands Headcoach Zinetula Bilyaletdinov die hohen Erwartungen bei dem Turnier auf heimischen Eis erfüllen. Der Kopf der Mannschaft ist selbstverständlich der momentan beste Torjäger in der NHL Alex Ovechkin. Wenig überraschend ist es auch, dass der ehemalige Devil Ilya Kovalchuk, der nun in Diensten von St. Petersburg steht, Penguins Evgeny Malkin und selbstverständlich Detroits Pavel Datsyuk für die Sbornaja in Sotschi auf Torejagd gehen werden. Die bereits fünften Olympischen Spiele werden es für Verteidiger Sergei Gonchar von den Dallas Stars werden. Ebenfalls berücksichtigt wurde von Bilyaletdinov Gonchars junger Teamkollege Valeri Nichushkin. Der erst 18-jährige Außenstürmer konnte bei den Texanern in seinem ersten NHL-Jahr schon 22 Scorerpunkte für sich verbuchen.

SCHWEDEN

Ganz auf NHL-Legionäre setzt Schweden, der amtierende IIHF-Weltmeister von 2013. Ganz? Nein, nicht ganz! Mit Jimmie Ericsson hat es ein einziger Nicht-NHLer in den Kader der Tre Kronors geschafft. Für den 33-jährigen Teamkapitän von Skelleftea in der schwedischen Eliteliga wird es, nachdem er schon an drei Weltmeisterschaften für die Skandinavier teilgenommen hat, das erste Olympiaturnier werden. Sein vier Jahre jüngere Bruder Jonathan wurde im Rahmen der schwedischen ‚Detroit-Phalanx‘ auch für Sotschi nominiert. Im Kader stehen gleich sechs Spieler, die ihre Brötchen bei den Red Wings verdienen. Selbst der schwedische NHL-Veteran Daniel Alfredsson wurde mit seinen 41 Jahren von Headcoach Par Marts berücksichtigt. Warum auch nicht? Alfredsson, für ihn ist es die fünfte Olympiateilnahme, bewies auch in diesem Jahr schon Desöfteren, dass er immer für Punkte gut ist (11 Tore, 19 Assists) und noch keineswegs zum alten Eisen gehört.

SCHWEIZ

Sean Simpson verzichtete bei seiner vorläufigen Nominierung für das Olympiaturnier auf sieben Spieler, die noch im vergangenen Frühjahr, als die Schweizer überraschend bei der Eishockeyweltmeisterschaft Vize-Weltmeister wurden, mit dabei waren. Wie stark sich das Schweizer Eishockey entwickelt hat, kann man aber auch daran erkennen, dass sich in der Mannschaft mittlerweile acht NHL-Legionäre befinden. Es wären sogar deren neun würde Verteidiger Luca Sbisa von den Anaheim Ducks nicht an einer Handverletzung laborieren. Insgesamt sind noch 17 Silbermedaillengewinner mit von der Partie, so dass Simpson auf ein eingespieltes Team, das sich in- und auswendig kennt, zurückgreifen kann. Einer daraus, Verteidiger Mathias Seger von den ZSC Lions, wird anstatt von Flyer Mark Streit, das ‚C‘ auf der Brust tragen.

TSCHECHIEN

Tomas Plekanec wird eine ganz erfahrene tschechische Nationalmannschaft mit insgesamt 17 NHL-Spielern als Teamkapitän anführen. Selbstverständlich steht auch die tschechische Eishockeylegende Jaromir Jagr wieder mit auf dem Eis und das zu Recht. Der 41-jährige Flügelstürmer ist in dieser Saison der beste Scorer bei den New Jersey Devils und hat sich damit seine fünfte Olympiateilnahme redlich verdient. Überraschender ist es da schon, dass auch der ein Jahr ältere Petr Nedved in den Kader der Tschechen berufen wurde. Nedved stürmt, nachdem er schon vor über sechs Jahren seine NHL-Karriere beendet hat, noch bei Bili Tygri Liberec in der tschechischen ersten Liga. Für den Center ist es nach 1994 die zweite Olympiateilnahme. Interessanterweise fanden fünf tschechische NHL-Legionäre keine Berücksichtigung, darunter auch Avalanches Verteidiger Jan Hejda, der in Colorado durchschnittlich pro Spiel auf über 22 1/2 Minuten Eiszeit kommt.

USA

Neben Team Kanada besteht die us-amerikanische Auswahl für die Olympischen Winterspiele nur aus Spielern aus der National Hockey League. Als er die Namen bekanntgab, betonte David Poile, General Manager des US-Teams, noch einmal explizit, dass sie nicht die 25 besten Spieler ausgewählt haben, sondern jene, die ihnen die Chance geben werden um Gold zu kämpfen. Eine für mich große Überraschung war, dass Bobby Ryan, der bei den Ottawa Senators eine durchaus solide Saison absolviert (37 Scorerpunkte in 45 Partien) und auch schon bei den Winterspielen in Vancouver maßgeblichen Anteil daran hatte, dass das Team USA bis in das Finale vordringen konnte, keine Berücksichtigung fand. Die Stars der Mannschaft sind im Angriff Patrick Kane sowie Zach Parise, in der Defensive Ryan Suter sowie im Tor Kings Jonathan Quick.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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