Berra behauptet sich

Die Playoffs sind für die Calgary Flames zur Mitte der Saison in weite Ferne gerückt. Gute 20 Punkte fehlen bereits zu einem Qualifikationsplatz und es dürfte schwierig werden, diese Distanz bis Mitte April wett zu machen. Es gibt insofern nicht viele Lichtblicke für die Fans und Verantwortlichen des westkanadischen Teams aus Alberta.

Positiv aufgefallen sind aber trotz der sportlichen Misere bislang die beiden Torhüter, die in die Fußstapfen des großen Miikka Kiprusoff treten mussten, der seit 2005 die Stütze der Franchise zwischen den Pfosten war und im Sommer seine aktive Karriere beendet hatte. Der 27-jährige Finne Karri Ramo und sein gleichaltriger Kollege Reto Berra dürfen seitdem ihr Bestes tun, um den Kasten der Flames sauber zu halten.

Von den Torstehern hängt viel ab, das haben fünf der vergangenen sechs Auftritte der Mannschaft gezeigt. Ramo und Berra haben darin zusammen 120 der 131 auf sie abgegebenen Schüsse in diesem Zeitraum abgewehrt, das bedeutet sie haben nur elf Tore kassiert. Nur zu dummen, dass die Offensive nicht die notwendige Produktivität aufweist, um Spiele zu gewinnen, denn es gelangen in der Spanne auf der anderen Seite gerade einmal fünf Treffer, während die Flames in vier Spielen zuletzt torlos blieben.

„Die letzten vier Spiele hatten wir drei erstklassige Vorstellungen von unseren Torhütern, zweimal von Reto und dann einmal von Karri, und wir haben im Endeffekt nichts davon“, sagte ein frustrierter Trainer Bob Hartley vor der Partie vorletzte Nacht in Denver. „Natürlich ist es enttäuschend. Das ist alles was sie machen können und sie geben dafür alles.“

Der in Bülach nördlich von Zürich geborene Berra ist ein sogenannter NHL-Spätstarter. Letztendlich durch seine Auftritte bei der Weltmeisterschaft 2013, wo die Schweiz mit ihm im Tor überraschend Silber gewann, spielte er sich endgültig in den Vordergrund. Seine Leistungen beim EHC Biel wurden ebenfalls beobachtet. Zu Gute kam ihm außerdem, dass Hartley in der Saison 2011-12 die ZSC Lions in der Schweiz trainierte und auf Berras Talent praktisch vor Ort aufmerksam wurde. Die Rechte am ursprünglich von den St. Louis Blues 2006 an 106. Stelle gedrafteten Torhüter sicherte sich Calgary am 1. April, also bereits vor der WM, im Rahmen eines Trades und nahmen ihn kurze Zeit später unter Vertrag.

Zu Beginn der Saison 2013-14 musste Berra zunächst ins Farmteam nach Abbotsford, weil er sich erst auf die amerikanische Eisfläche umstellen sollte. „Eine Sache, an der ich immer noch arbeite, ist zu versuchen, den Puck zu verfolgen und mich entsprechend zu positionieren“, erklärte Berra erst vor kurzem. „Die Jungs hier schießen nahezu perfekt, so dass du nicht einfach runter gehen und darauf hoffen kannst, dass er dich trifft. Du musst den Schuss lesen.“ Mittlerweile hat der Schweizer seit seinem beeindruckenden Debut am 3. November ausgerechnet gegen den Titelverteidiger Chicago Blackhawks, das er dank seiner 42 Saves mit 3-2 nach Verlängerung gewinnen konnte, bereits 19 Partien absolviert.

Die Bilanz daraus mit fünf Siegen und 14 Niederlagen, zwei davon in der Verlängerung liest sich nicht gerade gut, doch er ist natürlich von offensiver Tatkraft abhängig. Immerhin liegt seine Fangquote bei knapp 90 Prozent und der Gegentorschnitt bei Drei. „Insgesamt bin ich glücklich mit dem wo ich stehe“, betont Berra. „Für mein erstes Jahr hier habe ich solide gespielt, habe ich ruhig gespielt und vor allem mein Spiel gespielt. Ich möchte gerne mehr Siege haben, aber manchmal kannst du das nicht steuern.“

Hartley ist mit der Leistung seiner Schlussmänner sehr zufrieden und sieht in diesem Mannschaftsteil keine Kritikpunkte. „Ich bin sehr glücklich mit ihren Fortschritten“, unterstreicht er. „Sie sind zwei großartige Jungs. Sie wollen noch lernen und wollen sich am Teamerfolg aktiv beteiligen. Sie sind ein tolles Paar. Wir versuchen ihnen Serien zu geben, wo sie häufiger nacheinander spielen dürfen, wenn sie gut sind.“

Während Ramo zwar zum erweiterten Kader für die Olympiade gehört, aber aufgrund der großen Konkurrenz im finnischen Team seine Nominierung unsicher ist, wurde Berra am Montag erwartungsgemäß für die Eidgenossen von Trainer Sean Simpson berufen. Deswegen steht für ihn im Februar eine weite Reise nach Sotschi an. Insofern kann der Trainerstab froh sein, zwei gleichwertige Torleute zu besitzen.

Interessant wird es für Berra nicht nur wegen Olympia, was in den nächsten Monaten passiert. Er besitzt nämlich nur einen Vertrag bis zum 30. Juni 2014, der ihm ein im Vergleich relativ günstiges Jahressalär von 850.000 US-Dollar zusichert. Aufgrund seines Alters wird er sofort zum unrestricted Free Agent, was ihm etliche Möglichkeiten eröffnen wird.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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