Kampf um Stammplätze

Die NHL ist das Traumziel eines fast jeden Eishockeyspielers. Nicht nur dass es mehr Geld zu verdienen gibt als anderswo, sondern auch die Verlockung in der besten Liga der Welt zu spielen und die Möglichkeit zu besitzen, einmal den Stanley Cup zu gewinnen, reizt die Sportler im Besonderen.

Auch viele Profis aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben mittlerweile den Weg nach Übersee gefunden. Aber neben den Etablierten, wie Mark Streit von den Philadelphia Flyers, Dennis Seidenberg von den Boston Bruins und Thomas Vanek von den New York Islanders, um ein paar beispielhaft zu nennen, gibt es auch Akteure, die um ihren Platz im Team kämpfen müssen und das unter sehr unterschiedlichen Voraussetzungen.

Nehmen wir Verteidiger Yannick Weber, der seit Sommer sein Glück bei den Vancouver Canucks versucht. Zuvor war der 25-jährige Schweizer bei den Montreal Canadiens beschäftigt, für die er in der Saison 2008-09 erstmalig auflief. So richtig zum Stammpersonal gehörte er nur in der Spielzeit 2011/12, als er 60 Partien absolvieren durfte. Doch eine schwere Verletzung warf ihn anschließend zurück, die Canadiens hatten für ihn keine Verwendung mehr.

Beim neuen Arbeitgeber im Westen Kanadas lief es bisher nicht rund. Nach zehn Einsätzen mit keinem Scorerpunkt und einer Minus 2 wurde Weber Anfang November ins Farmteam zu den Utica Comets in die AHL geschickt. Allerdings wusste er dort in sieben Spielen mit sieben Scorerpunkten durchaus zu überzeugen, so dass ihn am letzten Wochenende der Anruf ereilte, zurück nach Vancouver zu kommen. In den folgenden zwei Begegnungen gegen die Colorado Avalanche und die Carolina Hurricanes war sein Platz auf der Tribüne, so dass er Gas geben muss, wenn er erneut auflaufen darf.

Zum „Fahrstuhl-Spieler“ entwickelt sich genauso Sven Bärtschi bei den Calgary Flames. Der 21-jährige Schweizer wurde gestern nach 26 Saisonspielen mit immerhin zwei Treffern und neun Assists in die AHL zu den Abbotsford Heat geschickt und wird wohl dort erst einmal aktiv sein müssen. Die Entscheidung kam unmittelbar nachdem die Flames ihren General Manager Jay Feaster entlassen hatten. Die Verfahrensweise mit ihm sorgt unter den Fans in einigen Internetforen für rege Diskussionen. Bereits letzte Saison holte Bärtschi in 20 Spielen zehn Scorerpunkte, musste aber trotzdem zwischendrin den Weg in die AHL antreten.

Von dort zurück kam erst vor kurzem Ende November Alexander Sulzer von den Buffalo Sabres. Der 29-jährige Deutsche wurde nach dem Trainingscamp für ihn völlig überraschend ins Farmteam geschickt. Er wurde Opfer der jungen Welle bei der Franchise, die sich seit Anfang des Jahres im Neuaufbau befindet. Trotzdem erhielt Sulzer im Sommer eine Vertragsverlängerung. Deswegen glaubten viele, er gehöre als gestandener Verteidiger fest mit zum Gerüst einer neuen Mannschaft. Fehlanzeige! Nach einer kurzen Berufung zum Spiel gegen die Chicago Blackhawks am 12. Oktober, wo er auch zu Einsatz kam, ging der Weg gleich wieder zurück. Erst nach der Entlassung des Trainers Ron Rolston und General Manager Darcy Regier Mitte November kehrte Sulzer in den Kader zurück. Pech für ihn, das er seit Anfang Dezember mit einer unveröffentlichten Verletzung krank geschrieben ist und von der Mannschaft auf die entsprechende Liste gesetzt wurde. Nun heißt es also wieder Geduld zu haben. Seinem Ziel sich in der NHL zu etablieren, ist es natürlich abträglich.

Glück im Unglück eines Teamkameraden hatte Philipp Grubauer. Der 22-jährige Deutsche profitierte davon, dass Washington Capitals Backup Michal Neuvirth beim Warmmachen vor der Begegnung gegen Montreal am 29. November auf einen Puck stieg und sich am Knie verletzte. Am Tag darauf erhielt Grubauer seine erste Berufung aus der AHL in dieser Saison. Bei den Hershey Bears macht der junge Rosenheimer einen guten Job und seine bisherigen Auftritte in der großen NHL zeugen von seinem großen Potenzial, das er hat. Am 3. Dezember wurde er nach zwei Drittel gegen Carolina eingewechselt und hielt alle neun Torschüsse der Gäste. Fünf Tage später erhielt er im Auswärtsspiel bei den New York Rangers im Madison Square Garden das Vertrauen des Trainers Adam Oates und wurde mit 31 Saves beim 4-1 Erfolg seiner Capitals zum besten Spieler des Spieles gewählt.

In der darauf folgenden Partie am Dienstag gegen die Tampa Bay Lightning musste Grubauer nach knapp elf Minuten schon wieder ran, denn die Nummer 1 Braden Holtby hatte drei Treffer bei acht Schüssen kassiert und wurde von Oates herausgenommen. Durch den Vier-Tore-Abend von Alex Ovechkin rückte etwas in den Hintergrund, dass Grubauer mit 32 Saves seinen Teil dazu beitrug, dass Washington die Partie noch 6-5 nach Penaltyschießen gewinnen konnte. Zwar ist zu befürchten, dass er trotzdem mit der Gesundung von Neuvirth, der heute erst einmal zum Aufbau in die AHL geschickt wurde, wieder den Kader verlassen muss, aber irgendwann sollte die Zeit des Bayern schlagen, wenn er nicht mehr aus der NHL wegzudenken ist.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de.

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