Greiss zieht Zwischenbilanz

Als im letzten Sommer der Vertrag von Thomas Greiss bei den San Jose Sharks auslief, bei denen er 2007 den Sprung in die beste Liga der Welt geschafft hatte, aber seitdem ein paar Höhen, aber doch auch viele Tiefen erlebt hatte, zeichnete sich ab, dass der 27-jährige Torhüter woanders seine Chance suchen muss. Die Phoenix Coyotes zögerten nicht lange und nahmen den gebürtigen Allgäuer als Backup für ihre Nummer 1 Mike Smith unter Vertrag.

Alternativen hätte es gegeben, so waren u.a. auch die Nashville Predators interessiert, aber Greiss entschied sich für die Wüste Arizonas, um seinen weiteren Weg in der NHL zu machen und das Fernziel irgendwann selbst Nummer 1 zu sein, nicht aus den Augen zu verlieren. Dazu muss der ehemalige Goalie der Kölner Haie und Hannover Scorpions mehr spielen, um beweisen zu können, dass er die guten Werte seiner sporadischen Einsätze in der NHL auch längerfristig zeigen kann.

„Thomas hat ohne Zweifel alle Qualitäten und bringt alles mit irgendwo eine Nummer 1 zu sein“, bescheinigt ihm auch sein Torwarttrainer bei den Coyotes Sean Burke. Er schätze besonders seine Ausgeglichenheit und die Ruhe, die er selbst in hektischen Phasen ausstrahle. Er müsse einzig die Chance bekommen, mehr zu spielen. Das war erklärtes Ziel des Wechsels nach Phoenix, weil Greiss unter Antti Niemi in San Jose nur 19 Spiele in 2011-12 und sechs Spiele in der verkürzten Saison 2012-13 absolvieren durfte.

„Persönlich würde ich sagen: Passt schon“, sagt Greiss heute nach fast einem Drittel der Saison. „Ich hatte ein paar Einsätze von Beginn an und bin auch schon eingewechselt worden. Ich bin zufrieden.“ Trotzdem muss man konstatieren, dass die Bilanz mit bisher sechs Einsätzen, was hochgerechnet ca. 18-20 über die ganze Saison bedeuten würde, nicht höher ausfällt, als er es bei den Sharks hatte. Dabei war die Hoffnung nach dem Wechsel doch, dass Smith weniger spielt, als Niemi.

Mit seiner sachlichen Art lässt sich jedoch Greiss nicht aus der Reserve locken und äußert sich positiv über sein Verhältnis zu seinem Kontrahenten: „Ich komme gut mit ihm zurecht. Er ist sehr sympathisch und kameradschaftlich, von daher läuft es gut mit ihm und macht Spaß mit ihm zusammenzuarbeiten.“

Ist davon auszugehen, dass er sich mehr erwartet hat, als ihm geboten wird und er nicht länger bleibt, als es derzeit sein Vertrag aussagt, nämlich bis zum 30. Juni 2014? „Das werden wir sehen“, äußert sich Greiss selbst in dieser Frage pragmatisch. „Ich muss sehen, wie die Saison insgesamt läuft und dann schau ich in aller Ruhe weiter, welche Optionen ich habe werde.“

Und im Grunde hat er Recht, wenn er gelassen bleibt. Wie schnell kann eine Verletzung alles ändern und ihn ins Rampenlicht bringen, wo er möglicherweise hingehört. Dann benötigt er eine Portion Glück, damit er sich letztendlich durchsetzt und etabliert. Beispiele wie Corey Crawford bei den Chicago Blackhawks oder Tuukka Rask bei den Boston Bruins haben gezeigt, wie es möglich ist, vom Backup zur Nummer 1 zu werden. Es ist jedoch nur ein Platz pro Team, der als Torhüter zu vergeben ist, was es noch schwieriger macht, sich im „Talentedschungel“ der NHL durchzusetzen.

Unabhängig davon genießt es Greiss erst einmal in Phoenix gelandet zu sein. „Das Wetter“, kommt es wie aus der Pistole geschossen auf die Frage, was dort positiv ist. „Und es ist eine schöne Stadt, wo einiges geboten ist. Außerdem kann man sich im Freien sportlich betätigen, so fahre ich gerne Mountainbike und nicht zuletzt sind die Jungs in der Mannschaft super und es macht richtig Spaß hier zu sein.“

Hat er denn schon in den drei Monaten seiner Anwesenheit das Geheimnis der Coyotes herausgefunden, wie die mit wenigen Mitteln immer wieder erfolgreich Eishockey spielen und es 2012 sogar ins Conference Finale schafften? Greiss lacht und sagt: „Wir haben einen guten Zusammenhalt in der Mannschaft, weil eben keine großen Superstars da sind. Von daher gibt jeder für jeden alles und das dürfte das Geheimrezept sein.“

Leitwölfe gibt es jedoch natürlich im Team. „Eindeutig Shane Doan, Derek Morris, aber auch Mike Smith“, bekennt Greiss. „Sie sind diejenigen, die in der Kabine auch mal laut werden, wenn es die Mannschaft braucht.“

In dieser Saison läuft es bisher mit Platz 4 in der Pacific Division erneut gut. Die starken Auftritte von Smith zwischen den Pfosten sind mit ein Grund dafür, dass Phoenix noch vor Mannschaften wie die Vancouver Canucks und die Nashville Predators auf Playoffkurs ist. Doch die Bilanz von Greiss kann sich mit nur neun Gegentreffern bei seinen sechs Auftritten ergänzend mehr als sehen lassen.

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