Hiller Nummer 1 des Dreikampfes?

Als sich Viktor Fasth Mitte Oktober verletzte, sah es so aus, als wenn der Schweizer Jonas Hiller damit seine Position als Torhüter Nummer 1 der Anaheim Ducks wieder festigen könne. Der Schwede hatte sich mit seinen starken Auftritten in der letzten Saison als ernsthafter Konkurrent des Appenzellers herauskristallisiert und es war bis heute kaum mehr festzustellen, wer die wahre Nummer 1 in der Vorstadt von Los Angeles sein würde.

Erst in den Playoffs vertraute Trainer Bruce Boudreau wieder dem erfahreren Hiller, doch die Detroit Red Wings waren schnell Endstation der mittlerweile ambitionierten kalifornischen Franchise. Es lag jedoch nicht am Eidgenossen, dass die Ducks letztendlich nach sieben Spielen in der ersten Runde scheiterten.

Seit Saisonbeginn ging das Wechselspiel auf der Position zwischen den Pfosten in Anaheim weiter, ehe sich Fasth wie erwähnt verletzte. Aus dem Farmteam wurde Frederik Andersen geholt, der sich prompt in den Zweikampf durch starke Leistungen einmischte. Der Däne mit der Nummer 31 wurde der erste NHL-Torhüter seit Damien Rhodes von den Toronto Maple Leafs Anfang der 90er Jahre, der seine ersten sechs NHL-Partien allesamt gewinnen konnte.

„Es ist immer gut wenn man genügend Torhüter hat, die gut spielen können“, beschwichtigt Hiller auf die Frage, wie er den Dreikampf sieht, lässt aber im weiteren Statement keinen Zweifel, dass er sich weiterhin als Topmann sieht: „Freddy hat die letzten Wochen gut gespielt, aber es ist sicher noch ein gewisser Weg für ihn Nummer 1 zu sein und die entsprechende Konstanz zu zeigen.“

Nach Außen hin war Hiller bereits letztes Jahr stets die Ruhe in Person und begrüßte den internen Zweikampf mit Fasth sogar, um etwas mehr Ruhepausen zu haben. An dieser Argumentation hat sich bis in diese Tage nichts geändert: „Ich finde es gut, dass ich so die Möglichkeit habe, mir an einigen Abenden eine Pause zu gönnen und weiß, dass wir trotzdem im Tor gut vertreten sind.“

Die Fakten sehen allerdings mittlerweile etwas anders aus. Zwar hat Hiller in der jetzigen Spielzeit 201 -14 noch mit bisher zwölf Auftritten die meisten Einsätze, aber es ist für eine übliche Nummer 1 eher ungewöhnlich, dass er mehrere Spiele hintereinander auf der Bank sitzen muss, während der Backup eingesetzt wird. So zum Beispiel geschehen als Andersen am 8., 10. und 12. November im Tor stehen und Hiller erst am 14. November wieder halten durfte.

Am Folgetag und in der letzten Nacht war dann nach der Rückkehr aus der Verletzungspause Fasth an der Reihe, während Andersen zurück in die AHL musste und Hiller erneut zuschauen musste, sich allerdings weiterhin als der Topgoalie der Ducks sieht. „Ich habe sicher noch die Erfahrung und die Konstanz, die ich über mehrere Jahre gezeigt habe als Vorteil und von daher glaube ich schon, dass ich die bevorzugte erste Wahl bin“, erläutert er vorsichtig, hat aber seine Konkurrenzsituation durchaus vor Augen: „Aber gleichzeitig weiß ich, dass ich mir keine schlechten Spiele leisten kann. Bis jetzt habe ich sehr solide gespielt und das möchte ich auch weiter tun. Dann schauen wir wie es weitergeht.“

In der Tat ist der Ausblick auf die Zukunft von Hiller sehr spannend. Sein Vertrag läuft zum Saisonende aus und es ist gut möglich, dass Anaheim die Zukunft eher in Fasth und Andersen sieht, während der Großverdiener mit einem Jahresgehalt von 4,5 Millionen US-Dollar nicht verlängert werden soll. „Gespräche waren da, aber nichts Konkretes“, bemerkt Hiller auf Nachfrage zu seiner Vertragssituation. „Ich würde nämlich sehr gerne hier bleiben. Mir gefällt es hier und wir haben ein sehr, sehr gutes Team, das konkurrenzfähig ist und es macht mehr Spaß in einem Siegerteam zu sein, als wenn du knapp um die Playoffs zittern musst. Aber wie gesagt muss ich meine Leistung abrufen und wenn dann Anaheim sagt, dass sie mit mir verlängern wollen, dann umso besser.“

Hiller schätzt den Standort, wo er momentan ist. „Es ist natürlich schöner, wenn du in die Wärme heraus kommst, als wenn du die Skijacke anhaben und morgens am Auto Eis kratzen musst“, zählt er die Vorteile von Eishockey in Kalifornien auf, ist aber ebenso für eine Veränderung offen: „Genauso wäre es aber mal schöner irgendwo zu spielen, wo die Leute eishockeyverrückter sind als hier in Kalifornien. Auf der anderen Seite kann man hier auch mal ungestört ins Restaurant gehen.“

Offensichtlich ist der 31-jährige Hiller für alles offen. Doch seine Leistungen muss er zeigen, um für die NHL-Teams attraktiv zu bleiben. Nach dem momentanen Stand werden nämlich am 1. Juli kommenden Jahres mit Henrik Lundqvist und Ryan Miller weitere Hochkaräter am Torhütermarkt verfügbar sein.

Ein gutes Forum bieten dann auch die Olympischen Spiele im Februar in Sotschi, wo Hiller unbedingt wie 2010 in Vancouver sein Können für die Schweiz zeigen möchte. „Wir sind seit einigen Jahren im Tor sehr gut besetzt“, verdeutlicht er. „Das ist eine coole Sache, aber auch da ist mein Ziel dabei zu sein und möglichst viel zu spielen. Ich habe aber keinen Promibonus und muss meine Leistung zeigen, zumal mit Reto Berra nun ein weiterer NHL-Goalie dazu kommt. Aber auch in der Schweiz selbst gibt es gute Torleute, die eine Chance verdient haben. Von daher nehme ich das nicht als selbstverständlich an, dass ich da dabei bin und weiß, dass es dazu gute Leistungen braucht.“

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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