In Texas angekommen

dal_logo1314Das Duo Seguin/Benn ist eines der Besten was das kanadische Eishockey zu bieten hat.

Er ist gerade einmal 21 Jahre jung. Er hat den Stanley Cup schon mit 19 gewonnen und er war vor der laufenden Saison Bestandteil eines spektakulären Spielertausches, in dem gleich sechs Spieler involviert waren. Die Erwartungen, welche die Dallas Stars an Tyler Seguin setzten waren riesengroß und er ist drauf und dran diese vollends zu erfüllen.

Nach Startschwierigkeiten zu Beginn der Saison, was sicherlich auch dem Umstand geschuldet war, dass sich das Team nach der vergangenen Spielzeit neu aufgestellt hatte, nimmt Dallas langsam Fahrt auf. Die Texaner haben sechs ihrer letzten sieben Auftritte gewonnen und zuletzt sogar drei hintereinander. Es hat fast den Anschein als hätten sie nun das Spielprinzip ihres Cheftrainers Lindy Ruff, der auch erst seit diesem Jahr bei den Stars im Amt ist, verinnerlicht. Dabei lebt das Spiel der Stars vor allem von ihrer ersten Sturmformation mit Tyler Seguin als Center sowie den beiden Außenstürmern Rookie Valeri Nichushkin und Teamkapitän Jamie Benn.

 

In den ersten zehn Saisonspielen hatte es Seguin auf zehn Scorerpunkte gebracht, in den letzten zehn konnte er diese Ausbeute um 30 Prozent steigern und hat nun bereits zwölf Tore und elf Assists auf seinem Konto, was ihn zum erfolgreichsten Torschützen der Stars macht und ihm in der Liga den vierten Platz in der Torjägerliste einbringt.

Er und seine zwei Sturmkollegen haben bisher 54 Scorerpunkte ihres Teams erzielt. Zum Vergleich: Alle anderen bisher eingesetzten 13 Angreifer der Stars brachten es auf deren 62.

 

Ein Stückchen Franchisegeschichte konnte der in Brampton, Ontario geborene Kanadier in der Auswärtspartie bei den Calgary Flames schreiben. Das Spiel endete mit einem 7-3 Schützenfest zugunsten der texanischen Gäste. Der Neuzugang aus Boston steuerte dem Kantersieg gleich vier Treffer sowie einen Assist bei. Seguin hatte in seiner jungen NHL-Karriere noch nie mehr als drei Punkte in einer Partie erzielt. In diesem, dem besten Spiel seiner Laufbahn, zeigte er im Abschluss keinerlei Nerven. Viermal profitierte er von der Vorarbeit seines Kapitäns zum Leidwesen von Calgarys Schweizer Schlussmann Reto Berra, der nach nicht einmal einer halben Stunde viermal, davon zweimal von Seguin, bezwungen wurde und anschließend seinen Kasten räumen musste oder wohl besser ausgedrückt räumen durfte.

Auch den für Berra eingewechselten Karri Ramo erging es kaum besser, denn Dallas Sturmtalent hatte sein Pulver noch nicht verschossen. Erst komplettierte er im dritten Drittel seinen zweiten NHL-Hattrick und in den letzten Minuten dieser Partie stellte er mit seinem vierten Tor den Endstand her. Vier Treffer in der Fremde, das war als letztem Spieler dieser Franchise Brian Bellows vor 28 Jahren gelungen, als die Minnesota North Stars am 11. Dezember 1985 die Detroit Red Wings zweistellig mit 10-2 das Nachsehen gegeben hatten.

 

Durch die Offensivpower von Benn und Seguin fällt auch eine Last von Kari Lehtonens Schultern. Der finnische Schlussmann ist im vierten Jahr Stammtorwart bei den Texanern und häufig lag es in dieser Zeit an ihm allein, ob sie ein Spiel für sich entscheiden oder über die ganze Saison hinweg betrachtet sogar ein Wörtchen um die Vergabe der Playoffplätze mitreden konnten. Geglückt ist ihnen das letztgenannte Ziel schon seit der Spielzeit 2007/08 nicht mehr. Nach den gezeigten Vorstellungen in den vergangenen 14 Tagen könnte es in diesem Jahr, vorausgesetzt die Seguin/Benn-Show setzt sich so eindrucksvoll fort, mit einer Playoffteilnahme etwas werden.

 

Mit der Einstellung seinem Torwart etwas zurückgeben zu wollen, wie er es nach dem Spiel gegen die Flames äußerte, kommt Seguin gegenüber der Öffentlichkeit bescheiden und sympathisch rüber: „Er ist so wichtig für uns. Wir möchten ihm alle behilflich sein, dass er auch einmal einen beruhigenden Abend auf dem Eis verbringen kann.“

 

Auch mit Blick auf die Zusammenstellung des Kaders für die Olympischen Winterspiele in Sotschi dürfte sich das junge Angriffsduo der Stars ins Gespräch gebracht haben. Bei der ohnehin schon großen Auswahl an kanadischen Weltklasseeishockeyspielern ergibt sich für Team Canada ein weiteres Luxusproblem mit der Frage, ob sie auf zwei so gut eingespielte Ausnahmestürmer verzichten können. Sie sind momentan nach Anaheims Cory Perry und Ryan Getzlaf das beste Sturmduo, welches das kanadische Eishockey zu bieten hat. Ihre mangelnde Erfahrung auf höchster internationaler Ebene sollte auf jeden Fall kein Hinderungsgrund sein, um sie für das Olympische Eishockeyturnier zu nominieren.

 

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