Aufregung in Colorado

logo2011_coloDie Eishockeyzeiten könnten in Denver nicht besser sein, denn nach zehn Siegen in den ersten elf Partien stehen die ortsansässigen Colorado Avalanche erstmals seit Jahren wieder sehr gut da. Doch dann störte am Donnerstag eine überraschende Meldung den Frieden in der Stadt und beim Eishockeyclub.

Der bisher überragend auftretende Torhüter Semyon Varlamov hatte sich am Mittwochabend Ortszeit bei der Polizei gestellt und wurde über Nacht ins Gefängnis gesteckt. Er soll eine Auseinandersetzung mit seiner Freundin gehabt haben bei der es zu tätlichen Angriffen kam.

Der 25-jährige Varlamov kam 2011 in einem Trade aus Washington. In dieser Saison hat er sieben Siege bei einer Niederlage und einem Gegentorschnitt von nur 1,76, sowie eine hohe Fangquote von 94,5 Prozent vorzuweisen. „Er ist ein wichtiger Teil, bei dem was wir zur Zeit erreicht haben“, sagt zum Beispiel Stürmer P.A. Parenteau. Fraglich bleibt daher, wie das Team diese Nachricht aufnimmt und verarbeiten wird.

Der russische Schlussmann wurde zwar am Donnerstag nach Zahlung einer Kaution von 5.000 US-Dollar wieder auf freien Fuß gesetzt und hat auch die Erlaubnis bekommen, mit der Mannschaft zu reisen – das Auswärtsspiel am Freitag in Dallas steht an -, doch ob er dort wie geplant zum Einsatz kommen wird, ist unklar und ließ Trainer Patrick Roy bewusst offen: „Wir werden alles zu seiner Zeit entscheiden, wie wir das bisher auch gemacht haben. Natürlich ist es wichtig für mich als Trainer, mich auf die Mannschaft zu fokussieren. Zur selben Zeit lassen wir das Recht entscheiden, was sein wird.“

Äußerlich herrscht also Gelassenheit bei der Franchise, aber intern dürften einige Diskussionen über die Situation laufen und im Gange sein. Schließlich sollte das Management für den Fall vorbereitet sein, dass ein Verfahren eingeleitet und Varlamov vor Gericht gestellt wird. Nach US-amerikanischem Recht drohen ihm dann bis zu fünf Jahre Haft. Andererseits beobachtet die NHL das Geschehen ebenfalls und behält sich selbst vor, in dieser Art auffällige Spieler mit einer Sperre zu belegen. Der Vorbildcharakter der Spieler für junge Leute darf schließlich nicht außer Acht gelassen werden.

Immerhin können die Avalanche mit Jean-Sebastien Giguere auf einen guten Backup Torhüter zurückgreifen, der eigentlich erst am Samstag zu Hause gegen die Montreal Canadiens auflaufen sollte, aber sich fit genug fühlt, beide Partien innerhalb von gut 25 Stunden zu bestreiten. Seine bisherige Bilanz von drei Siegen bei ebenso vielen Nominierungen mit zwei Shutouts, einem Gegentrefferschnitt von 0,67 und 98,1 Prozent Fangquote, kann sich mehr als sehen lassen. Der 36-jährige Kanadier ist in Topform.

„Das ist die Arbeit des Backup“, erläutert er. „Du musst in allen möglichen Szenarien bereit sein. Manchmal geht es einem Torhüter schlecht oder ein anderes Mal verletzt er sich beim Warmmachen. Manchmal fällt er für einen Monat aus und die Mannschaft vollzieht nicht zwangsläufig einen Wechsel. Du musst physisch und mental für all diese Situationen bereit sein.“

Die Antwort, ob dieser Vorgang das Team beeinflussen wird, werden die folgenden Spiele zeigen. Aber nicht nur negativ hat Colorado Schlagzeilen gemacht, sondern zur gleichen Zeit einen interessanten Trade vollzogen, der ebenfalls bei der Begegnung in Dallas im Blickpunkt steht. Zur Verbesserung der Flexibilität in den Reihen und der Verstärkung der Unterzahlformationen wurde Stürmer Maxime Talbot von den Philadelphia Flyers geholt und im Gegenzug Stürmer Steve Downie abgegeben.

„Ich dachte, wir sind bei den Unterzahlspielern etwas unterbesetzt und Talbot ist in dieser Hinsicht sehr gut“, erläuterte Roy auf der Pressekonferenz. „Es lief im ersten Monat gut weil wir elf Spiele im Oktober hatten, aber in den nächsten drei oder vier Monaten spielen wir jeden Monat 14 Spiele. Ich will einige Jungs nicht überspielen. Es ist wichtig Eiszeit aufzuteilen. Ich glaube von daher wird Talbot sehr wichtig für uns.“

Roy betonte, dass der 29-jährige Talbot als Center, aber ebenso auf den Flügeln einsetzbar sei. In seinen elf Spielen in dieser Saison hat er zwei Scorerpunkte erreicht, doch seine neunjährige Karrierebilanz ist mit 77 Toren und gleich vielen Vorlagen in 515 Partien vorzeigbar. Seine bisherigen Stationen waren Philadelphia und Pittsburgh, wo er 2009 den Stanley Cup gewann und im entscheidenden siebten Spiel beim -1 Erfolg in Detroit beide Treffer markierte.

Der 26-jährige Downie erreichte diese Spielzeit sechs Scorerpunkte und wurde zumeist in der ersten Reihe mit Matt Duchene und Ryan O’Reilly eingesetzt. Gut möglich, dass er bei den Flyers den Österreicher Michael Raffl verdrängt, der in den letzten Auftritten neben Claude Giroux und Vincent Lecavalier agieren durfte, aber nur eine Vorlage verbuchen konnte.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

2 Gedanken zu „Aufregung in Colorado

  1. Was ist eigentlich mit der Avalanche los? Elf Siege und nur eine Niederlage und 22 Punkte bisher eingefahren… Tritt Patrick Roy doch mehr als Wunderheiler anstatt als Trainer auf?

    1. Was nicht viele geglaubt haben, ist eingetreten. Die Mannschaft ist absolut konkurrenzfähig und Roy scheint den richtigen Ton zu treffen. Dass er ein erfolgsversessener Verrückter ist, war ja klar. Klar die Serie ist beeindruckend, aber die Saison auch noch lang.

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