Am Scheideweg

logo2011_clbjAuf die Blue Jackets warten schwere Aufgaben, die ihr Saisonabschneiden beeinflussen dürften.

Columbus ist nicht gerade das Ziel, das man als erstes wählt, wenn man sich eine Reise durch die Vereinigten Staaten von Amerika vornimmt. Was verständlich ist, denn sowohl auf dem ersten, wie auch auf dem zweiten Blick bleibt der Reiz der Hauptstadt des Bundesstaates Ohio doch im Verborgenen liegen.

Mit den im Jahre 2000 gegründeten Columbus Blue Jackets hat sich dort das einzige Profiteam aus den vier Major-Sportligen der USA etablieren können, doch der große sportliche Erfolg lässt noch auf sich warten. In ihrer mittlerweile 13-jährigen Franchisegeschichte konnten die Blue Jackets nur einmal, 2009, die Playoffs erreichen. Im vergangenen Jahr waren sie nach einem schwachen Saisonstart und einer furiosen Aufholjagd im weiteren Verlauf ganz nahe daran dieses zu wiederholen. Sie scheiterten jedoch am letzten Spieltag daran, dass die Minnesota Wild gegen die Avalanche gewannen und sich somit das Playoffticket vor ihnen sichern konnten.

Unter dem neuen Teampräsidenten John Davidson und General Manager Jarmo Kekalainen, dem ersten europäischen Manager in der NHL, sollte sich das Blatt zum Positiven wenden. Das Engagement des Finnen im Februar dieses Jahres zeigte auch direkt Auswirkungen auf die Psyche des Teams. In der Kabine war plötzlich ein ungemeiner Zusammenhalt und ein Siegeswille spürbar. Fortan wurde sogar intern vom Gewinn des Stanley Cups, dem sportlichen Ziel aller Ziele eines Eishockeyspielers, gesprochen. Auf dem Weg dorthin forderte Columbus‘ Headcoach Todd Richards von jedem seiner Spieler Disziplin und harte Arbeit auch über den Sommer hinweg. Die Euphorie, die sich Ende der vergangenen Spielzeit, sowohl in der Kabine als auch extern im Umfeld, ausgebreitet hatte, sollte in die neue Saison mitgenommen werden. Ist ihnen das gelungen? Ein Baustein hierzu war, dass Bostons Rechtsaußen und Stanley Cup Gewinner von 2011 Nathan Horton in der Sommerpause verpflichtet wurde. Seine Künste konnte er jedoch noch nicht den durchaus treuen Fans der Blue Jackets, die über schlechte Zeiten hinweg die Nationwide Arena regelmäßig bevölkerten, präsentieren. Er wird bedauerlicherweise seinem neuen Arbeitgeber aufgrund einer Schulterverletzung für Monate nicht zur Verfügung stehen. Dieser Trumpf stach somit noch nicht.

Die Last des Punktens und Tore schießen liegt nun weiterhin hauptsächlich auf den Schultern von Marian Gaborik. Der 31-jährige Flügelstürmer kam zur Trading Deadline von den Rangers nach Columbus und sollte deren Offensive, eine ihrer größten Schwachstellen in der letzten Saison, stärken. Das Konzept ist insoweit aufgegangen, dass der Slowake mittlerweile schon zehn Scorerpunkte auf seinem Konto hat und damit aktuell Columbus bester Offensivspieler ist. Eine seiner weiteren Aufgaben, die noch jungen talentierten Spieler der Franchise, die Draft Picks der letzten Jahre, weiter zu entwickeln, das ist bisher nur bedingt gelungen. Center Ryan Johansen ist zumindest auf einem guten Weg. Der 21-jährige Erstrundenpick von 2010 konnte immerhin schon sieben Zähler in elf Partien für sich verbuchen. Danach folgt jedoch lange Zeit nichts. Boone Jenner ist mit zwei Saisontoren der einzige unter 23-jährige Stürmer im Kader der Blue Jackets, der ebenfalls schon punkten konnte. Ein neues Gesicht, das positiv überrascht, ist mit Ryan Murray ein Verteidiger. Columbus‘ hat den kanadischen Blueliner, der in diesem Jahr sein NHL-Debut gab, in 2012 an insgesamt zweiter Stelle gedraftet. Relativ schnell fand sich der 20-Jährige in der NHL zurecht, bekommt nun von Spiel zu Spiel mehr Eiszeit und konnte vergangene Woche in der Partie gegen die Leafs auch schon sein erstes NHL-Tor feiern. Mit einem +/-Wert von +3 ist der junge Murray bereits der zweitbeste Verteidiger der Jackets hinter dem drei Jahre älteren David Savard.

Den letzten Heimerfolg über das kanadische Traditionsteam hatte Columbus vor über zehn Jahren feiern können. Blue Jacket Brandon Dubinsky sah in dem Sieg ein Signal für den weiteren Saisonverlauf.

„Wir haben nun dreimal hintereinander gewonnen und eine ausgeglichene Bilanz. Jetzt gilt es für uns in der Tabelle noch weiter nach oben zu klettern.“

Wohin ihr Weg tatsächlich führen wird, das werden die kommenden Aufgaben zeigen. In den nächsten acht Tagen warten fünf schwere Aufgaben auf die Mannschaft von Richards. Dabei haben sie viermal gegen direkte Konkurrenten aus ihrer Metropolitan Division anzutreten, darunter zweimal gegen den Tabellenführer aus Pittsburgh. Bekanntermaßen zählen die Punkte aus solchen Partien hinsichtlich einer Playoffteilnahme doppelt, vor allem wenn man bedenkt, dass, wie es momentan aussieht, sich nur die drei ersten Plätze in der Metropolitan für die Playoffs qualifizieren könnten, sollten die beiden Wildcards an den vierten und fünften aus der Atlantic Division, aufgrund der größeren Punktausbeute in der Endabrechnung, gehen.

Die Blue Jackets befinden sich also schon früh in der Saison an einem Scheideweg, an dem sich herausstellen wird in welche Richtung ihre Saison verlaufen wird. Die Spieler und die Verantwortlichen wissen das ganz genau und man kann davon ausgehen, dass sie alles daran setzen werden, das große Saisonziel ‚Playoffs‘ nicht schon frühzeitig aus den Augen zu verlieren. Columbus anstehende Partien könnten also durchaus für Spannung und einen großen Unterhaltungswert sorgen.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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