Wolken über Manhattan

logo2011_nyrBei den New York Rangers ist einiges im Umbruch, doch noch nicht aller Tage Abend.

Normalerweise ist der goldene Oktober die schönste Zeit in New York City. Der schwüle, heiße Sommer, der einem vor allem in den Straßenschluchten der Metropole unangenehm zum Schwitzen gebracht hat, ist dann vorüber, die Blätter an den Bäumen im Central Park zeigen sich in ihren schönsten Farben und die New York Rangers feiern in der NHL ihre ersten Siege. Doch in diesem Jahr ist manches anders.

Graue Wolken ziehen auf über Manhattan, leichter Regen, maximal 12 Grad Celsius und ein unangenehmer Nordost-Wind vermiesen manchem New Yorker die Laune. Anhänger der New York Rangers könnten sich vielleicht mit der Wetterlage anfreunden, bekämen sie die Gelegenheit im altehrwürdigen Madison Square Garden Siege ihrer Rangers feiern zu dürfen. Der MSG ist jedoch noch nicht neueröffnet und die dort heimischen Rangers sind fern jeglicher Normalform. Mit nur zwei Siegen aus sieben Spielen finden sie sich im Tabellenkeller der Metropolitan Division wieder. Mit einem Gegentrefferschnitt von 4,14 sind sie das defensivschlechteste Team der Liga und mit elf geschossenen Toren, durchschnittlich 1,57 Treffer pro Spiel, in der Offensive das drittschlechteste vor den Mannschaften aus Buffalo und Philadelphia.

Dabei hätte mit der Verpflichtung des neuen Cheftrainers Alain Vigneault in diesem Jahr alles noch besser werden sollen als in den vergangenen, in denen die Blueshirts unter John Tortorella zwar dreimal sicher in die Playoffs eingezogen waren, doch nur einmal bis in das Halbfinale vordringen konnten. Hoch anrechnen muss man dem Management der Rangers, dass sie sich bisher nach außen hin relativ ruhig zeigen und damit Vigneault nicht noch weiter unter Druck setzen. Vielleicht erinnert es sich daran, dass dessen Vorgänger in der Spielzeit 2009/10, in seiner ersten kompletten Saison als Headcoach bei ihnen, die Mannschaft auch nicht unter die ersten acht der Eastern Conference führen konnte.

Die Schuld an der Misere und an der Tabellensituation allein beim Trainer zu suchen wäre auch viel zu kurz gedacht. Zum einen ist es für eine Mannschaft wahrlich nicht leicht zu Saisonstart, also in einer Phase in der sie sich noch finden muss, ständig auf Reisen zu sein. Die Rangers begannen die Spielzeit mit fünf Partien im Westen, in denen sie 25 Gegentreffer wegstecken mussten. Demgegenüber war im folgenden Auftritt beim 2-0 Auswärtserfolg gegen Washington schon ein Aufwärtstrend festzustellen. Dieser war jedoch nur von kurzer Dauer, denn ausgerechnet gegen den Erzrivalen aus New Jersey setzte es eine bittere 0-4 Schlappe.

Bei allem auf und ab hatten sich die Rangers in der Vergangenheit vor allem auf einen Mann verlassen können, auf ihren Schlussmann Henrik Lundqvist. Der Schwede war in den letzten Jahren eine festgesetzte Größe und in zahlreichen Partien durch seine außergewöhnliche Nervenstärke, auch wenn es einmal nicht so gut lief, ein Garant für Punkte gewesen. Und jetzt? Einmal konnte er seinen Kasten sauber halten, insgesamt kassierte er aber durchschnittlich 3,45 Treffer und das bei einer ihm nicht würdigen Rettungsquote von 89,0 Prozent. Nur zum Vergleich: Seit 2005, seinem ersten Jahr bei den Rangers, bis vor dieser Saison kam der 31-Jährige Schlussmann insgesamt auf eine Fangquote von 92,05%. So richtig erklären konnte sich Lundqvist diese wechselnde Form auch nicht. Nach der Partie gegen die Devils sprach er von einem „frustrierenden Spiel“ und davon, dass er momentan, anders als wenn es gut läuft, manche falsche Entscheidung trifft. So, wie es momentan aussieht wird sich Lundqvist noch nicht einmal am kommenden Donnerstag im Duell gegen die Tabellenletzten Philadelphia Flyers für seine letzte Vorstellung rehabilitieren können. Seit Montag hat er an keinem Training des Traditionsteams teilgenommen und steht mittlerweile auf deren Verletztenliste. Es könnte also durchaus möglich sein, dass in Philadelphia der junge Torwart Cam Talbot zu seinem ersten NHL-Einsatz kommt.

Aufgrund der Verletztenmisere bei den Rangers, sie müssen auf Leistungsträger wie Rick Nash, Carl Hagelin und Ryan Callahan verzichten, könnte mit Linksaußen Chris Kreider ein weiterer Nachwuchsspieler sein Saisondebut geben. Der 2009 von den Rangers in der ersten Runde gedraftete Flügelstürmer dürfte selbst am besten wissen, dass er diese Chance beim Schopfe packen muss. Vielleicht werden wir dann Zeuge wie ein 22-Jähriger alles daran setzt, sich wieder einen Stammplatz, den er 2012/13 schon einmal innehatte, zurück zu erobern. Im Training am Montag durfte er sogar in der ersten Reihe mit Stepan und Richards auflaufen. Sollte es wirklich in der kommenden Partie zu dieser neuformierten Angriffsformation kommen, dann wäre es kein schlechter Schachzug von Vigneault dem jungen Stürmer einen besonderen leistungsfördernden Motivationsschub zu geben, den dieser auf dem Eis seinem Trainer und sich selbst mit einer außergewöhnlichen Vorstellung danken wird.

Das Kellerduell gegen die Flyers könnte zu einem Schlüsselspiel für einige Beteiligte werden und den weiteren Saisonverlauf der Rangers sowie dessen Ausgang maßgeblich beeinflussen.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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