Roman Josi fällt aus

Roman JosiMan kann die entscheidende Szene aus der 31. Minute des Spieles Colorado Avalanche gegen die Nashville Predators vom letzten Freitag wieder und wieder anschauen. Ein eindeutiges Urteil lässt sich nicht fällen. Deswegen sind kontroverse Diskussionen entstanden nicht nur zwischen den betroffenen Trainern Barry Trotz und Patrick Roy, ob es denn nun ein Foul oder ein fairer Check war.

Die Schweizer Medien sprechen nicht ganz unvoreingenommen fast einhellig von einem üblen Foul, weswegen ihr Landsmann Roman Josi nun die fünfte Gehirnerschütterung seit dem Jahr 2009 erlitten hat. Was war passiert? Der Schweizer Verteidiger der Predators erlief sich den frei liegenden Puck seitlich des eigenen Tores, nachdem sein Teamkollege Shea Weber den angreifenden Matt Duchene fair gestoppt hatte. Josi drehte mit der Scheibe am Schläger nach links Richtung Bande ab, als Steve Downie Fahrt aufnahm und ihn frontal mit voller Wucht überraschend attackierte.

Springt Downie unzulässigerweise vor dem Kontakt ab (unkorrekter Körperangriff) und/oder ist der Kopf das vorrangige Ziel der Aktion (Check gegen den Kopf)? Sowohl die Schiedsrichter auf dem Eis, die keine Zeitstrafe aussprachen, als auch das NHL Department of Player Safety sahen keine Veranlassung wegen einer Regelwidrigkeit einzuschreiten. Downie kam ungeschoren davon.

Auf eine Strafe durch die NHL hatte Nashville Trainer Trotz nach dem Spiel gehofft: „Wenn Sie es anschauen, dann ist es selbsterklärend und die Liga wird das korrekt handhaben.“ Sein Kollege Roy war da ganz anderer Meinung und wurde schließlich bestätigt: „Das war ein großartiger Check. Ich muss es mir noch einmal anschauen, aber ich denke es war ein fairer Check.“

Fair oder unfair kann Roman Josi letztendlich egal sein, denn er muss nun mit den Folgen der Aktion leben. Gehirnerschütterungen sind gerade für einen Eishockeyspieler kein Vergnügen. Der Ausfall kann bis zu mehreren Monaten betragen und jeder Vorfall dieser Art schwächt den wichtigen Teil des Körpers zunehmend und macht ihn anfällig für weitere Schäden. Schon hoffnungsvolle Eishockeykarrieren sind früh mit solchen sich wiederholenden Verletzungen zu Ende gegangen.

Ein Phänomen weswegen die NHL verstärkt in wissenschaftliche Untersuchung von Gehirnerschütterungen und wie sie zu Stande kommen investiert hat, um die Schutzausrüstung und insbesondere die Helme zu verbessern. Auch die Verschärfung der Regel für direkte Kontakte mit dem Kopf sollte zu einer Verminderung der Vorfälle führen.

Josi hat es nun trotzdem wieder erwischt und es bleibt abzuwarten, wie lange ihn das außer Gefecht setzt. Dabei schien der Tisch für eine großartige Saison des Eidgenossen gedeckt zu sein. Als Teil der Nationalmannschaft, die bei der WM im Mai in Schweden überraschend Silber gewonnen hatte, wurde Josi sogar zum wertvollsten Spieler ernannt. „Ich hätte mir nie träumen lassen, jemals eine solche Auszeichnung zu erhalten“, sagte er gegenüber der Neue Züricher Zeitung in einem Sommerinterview, stellte jedoch sogleich den Teamerfolg in den Vordergrund: „Ich sage es aber immer wieder: Die Silbermedaille bedeutet mir noch mehr. Gemeinsam als Team so etwas feiern zu können, ist das Grösste, was man als Mannschaftssportler erreichen kann.“

Dazu kam die Unterschrift unter einen neuen Vertrag in Nashville, wo er seit 2010 aktiv ist, mit sieben Jahren Laufzeit und einem Verdienst von insgesamt 28 Millionen US-Dollar. Mit seinem Partner Weber sollte er die Stütze der zukünftigen Defensive bei den Predators sein. Ironie des Schicksals ist es nun, dass Josi bereits damals für die Vorzüge des langfristigen Abschlusses seine Verletzungsgeschichte ansprach: „Das gibt mir Sicherheit. Immerhin hatte ich in meiner Karriere schon einige Hirnerschütterungen. Man weiß nie.“

Sehr bitter für ihn und sicher schneller als gedacht, wird Roman Josi mit seinem alten Problem konfrontiert. Mit seinen 23 Jahren kann er sicher noch einiges wegstecken, aber die allgemeine Verfassung wird durch die Vorfälle nicht besser. Dem sympathischen Schweizer ist eine schnelle Genesung, aber ebenso die entsprechende Geduld zur Auskurierung zu wünschen, damit er für die Zukunft gewappnet ist. „Es gibt noch viele Ziele, die ich erreichen möchte: den Stanley Cup gewinnen, es kommt ein Winter mit einem Olympiaturnier und persönlich möchte ich noch mehr Verantwortung übernehmen können im Team“, sagte er vor der Saison hoffnungsfroh.

Dieses wichtige Spieljahr fängt also denkbar schlecht für ihn an, es kann deswegen nur besser werden.

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