Chicago schlägt mit Auswärtssieg zurück

Chicago – Boston 6-5 OT (1-1/3-2/1-2/1-0)
Serie 2-2

Torschützen: 6-5 Brent Seabrook(70.), 5-5 Johnny Boychuk(53.), 5-4 Patrick Sharp(52.pp), 4-4 Patrice Bergeron(43.), 4-3 Patrice Bergeron(38.pp), 4-2 Marcus Kruger(36.), 3-2 Milan Lucic(35.), 3-1 Patrick Kane(29.), 2-1 Jonathan Toews(27.), 1-1 Rich Peverly(15.pp), 1-0 Michal Handzus(7.sh)

Es berichtet unser Redakteur Stefan Herget aus Boston:

Eine überragende Eishockeypartie fand nach fast 70 gespielten Minuten einen Sieger und der heißt Chicago Blackhawks. Durch eine engagierte Leistung schafften sie den Heimnimbus der Boston Bruins von zuletzt sieben Erfolgen im Garden hintereinander zu beenden und die Serie somit mit einem 2-2 Gleichstand zurück in ihre Heimat zu schicken. Brent Seabrook war der entscheidende Torschütze.

Chicago begann sehr aggressiv und wollte anscheinend alles daran setzen, heute den Sieg einzufahren. Sie wirkten präsenter und schneller als zuletzt. Dies führte dazu, dass sie die Anfangsphase dominierten. Bereits nach 100 Sekunden die erste Großchance, als Duncan Keith hinter das gegnerische Tor fuhr und den Puck nach vorne spielte, der wiedergenesene Marian Hossa allerdings die Führung verpasste. Weitere Möglichkeiten der Blackhawks folgten, doch in der 6. Minute musste Johnny Oduya wegen Behinderung auf die Strafbank. Anstatt, dass Boston nun Druck ausüben konnte, verlor Tyler Seguin die Scheibe an der Bande und Brandon Saad startete den Konter, den er mit einem Pass auf die andere Seite zu Michal Handzus perfektionierte. Dieser hatte keine Mühe nach über zwei Stunden Spielzeit ohne Hawks Treffer zum 1-0 zu treffen.
Noch hatten die Bruins allerdings Überzahl und fast hätte es mit dem ersten Torschuss der Hausherren in der 12. Minute zum Ausgleich gereicht, als kurz vor dem Ende Torey Krug abzog und zwei Mal abgefälscht bei David Krejci landete, der die Vorlage nicht verwerten konnte. Der junge Bruins Verteidiger war es auch, der im nächsten Powerplay in der 15. Minute den Pfosten traf. Zuvor hatte Patrick Kane nach Pass von Jonathan Toews das 2-0 auf dem Schläger. Nur 20 Sekunden nach Krugs Schuss dann der Ausgleich. Saad brachte erst das Spielgerät nicht aus dem Drittel und stolperte bei der zweiten Möglichkeit, die er bekam. Dadurch kam Rich Peverly in Scheibenbesitz und versenkte diese hinter dem machtlosen Corey Crawford im Netz. Die Bruins waren ab dem Zeitpunkt besser im Spiel und hatten etliche Chancen in Führung zu gehen. Chicago blieb auf der anderen Seite ebenfalls gefährlich, ein weiterer Torerfolg gelang im äußerst unterhaltsamen Auftaktdrittel nicht mehr.

Zu Beginn des Mittelabschnittes gab es bis auf eine Möglichkeit von Nathan Horton nach Schuss von Dennis Seidenberg gleich in der ersten Minute etwas weniger Intensität. Beide Teams neutralisierten sich mehr. Das änderte sich mit dem zweiten Treffer der Gäste. Nach Schuss von Michal Rozsival fälschte Toews in der 27. Minute unhaltbar für Tuukka Rask ab. Erst das zweite Playofftor für den Hawks Kapitän. Das gab Chicago Aufwind. Zunächst scheiterte Patrick Sharp nach tollem Pass von Niklas Hjalmarsson alleine vor Rask, dann erhöhte nicht einmal eine Zeigerumdrehung später Kane auf 3-1. Erneut hatte Rozsival abgezogen, Bryan Bickell vergab zunächst, aber die Nummer 88 war auf der anderen Seite des Gehäuses zur Stelle. Trainer Claude Julien nahm sofort eine Auszeit, seine Mannen wirkten trotzdem geschockt. Es folgte eine weitere Überzahl der Blackhawks, die sie wieder ungenutzt verstreichen ließen. In der 35. Minute hatten zunächst die Weißen aus der Windy City eine weitere Gelegenheit, Sharp vergab freistehend, ehe im Gegenzug Zdeno Chara schoss und Milan Lucic im Nachfassen auf 2-3 verkürzen konnte. Der Jubel im TD Garden war noch nicht verhallt, da hatten die Bruins in der Person ihres Kapitäns Patrice Bergeron den Ausgleich am Schläger. Der folgende Konter brachte das 4-2: Michael Frolik bediente Marcus Kruger, der den Puck im zweiten Versuch über die Linie drückte. Die Partie wurde immer verrückter. Kane leistete sich ein unnötiges Haken und in der folgenden numerischen Überlegenheit der Hausherren der erneute Anschluss. Chara zog wieder ab, die abgefälschte Scheibe landete hinter dem Tor am Plexiglas, sprang von dort auf das Gehäuse und nach vorne, wo Bergeron vor dem verdutzten Crawford nur noch einschieben musste. In der Schlussminute hätte Boston ausgleichen können, Chris Kelly vergab nach Querpass von Peverly vor den leeren Tor, als er nur an den Pfosten schoss. Schließlich reagierte Crawford bei einem Schuss von Jaromir Jagr hervorragend. Die Zuschauer brauchten erst einmal die Drittelpause zur Beruhigung ihrer Nerven.

Beide Mannschaften hatten nicht genug und die Schnelligkeit der Begegnung hielt an. Nur etwas mehr als zwei Minuten waren gespielt, als Bergeron erneut traf. Er wurde in der Mitte sträflich freistehend von Jagr angespielt und überwand Crawford mit einem satten Schuss, bei dem allerdings der Schlussmann nicht gut aussah. In der Folgezeit diktierte Chicago im Bewusstsein heute einen Sieg zu benötigen das Geschehen, so traf Bickell nur die Latte und Rask war ansonsten auf der Höhe. Ein Konter in der 49. Minute führte zu einer Strafzeit gegen Toews. Nur 22 Sekunden später schloss sich Jagr an und weitere 67 Sekunden David Krejci, der einen Fehler von Lucic ausbügeln musste und Kane mit einem Haken am Einschießen hinderte. Die Blackhawks nutzten das Powerplay und beendeten ihre Durststrecke in diesen Situationen. Sharp konnte die wiederholte Führung herstellen. Es passte zu dieser wahnsinnigen Partie, dass Boston sofort zurückschlug. 55 Sekunden später stand es 5-5, weil Johnny Boychuk einen Strich auspackte, der Crawford erneut auf der Fanghandseite eiskalt erwischte. Es folgte ein Kampf mit offenem Visier, bei dem nichts Zählbares mehr heraussprang. Zum dritten Mal in dieser Serie ging es nach 41 zu 28 Torschüssen, davon 16 zu 8 im dritten Drittel, zu Gunsten der Blackhawks in die Verlängerung.

In der Zusatzschicht übernahm Boston das Kommando und setzte die Blackhawks unter Druck. Es dauerte eine Zeit lang bis Chicago erste Akzente setzen konnte. Den Bruins blieb der Sieg verwährt und in der 70. Minute fasste sich Seabrook ein Herz und überwand Rask mit einem strammen Schuss zum 6-5.

Die Partie war beste Werbung für NHL Eishockey und die Fans dürfen sich freuen, dass die Serie nun mindestens über sechs Aufeinandertreffen geht. Der Auftritt hat Lust auf mehr Stanley Cup Finale 2013 gemacht: Fortsetzung folgt am Samstag in Chicago.

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