Chicago gewinnt Overtime-Krimi

Boston – Chicago 3-4 3.OT (1-0/1-1/1-2/0-0/0-0/0-1)

Es berichtet unser Redakteur Stefan Herget aus Chicago:

„One Goal“, also „Ein Ziel“ lautet die Devise der Chicago Blackhawks und sie konnten im ersten Spiel des Stanley Cup Finale 2013 vor 22.110 Zuschauern im natürlich ausverkauften United Center den Grundstein legen, um dieses Ziel zu erreichen. 

Bereits in der ersten Minute zeigten die Gäste, dass mit ihnen zu rechnen sei, denn sie kamen schon zweimal gefährlich vor das Gehäuse von Hawks Torhüter Corey Crawford. Nur zwei Zeigerumdrehungen weiter dann die ersten Gelegenheiten für die Hausherren nach dem Puckverlust von Torey Krug an der Blauen Linie. Anschließend wurden auch erste Körperkontakte ausgetauscht. Die Chancen wechselten sich ab, so hatten die Hawks Brandon Saad(6.), Bryan Bickell(8.) und Johnny Oduya(11.) auf der einen, sowie die Bruins Milan Lucic(10.) und Brad Machand(12.) auf der anderen Seite gute Einschussmöglichkeiten. Zu Beginn der 14. Spielminute dann der Führungstreffer der Bruins. David Krejci verhinderte mit einem Spurt den unerlaubten Weitschuss, spielte Nathan Horton an, der wiederum den freien Lucic bediente, so dass dieser keine Mühe hatte, einzuschießen. Chicago tat sich indes schwer in der Offensive Akzente zu setzen, weil Boston die Räume geschickt eng machte und beim Kontern gefährlich blieb.

Das zweite Drittel ging von den Spielanteilen gesehen eindeutig zu Gunsten von Chicago aus, obwohl es mit einer kalten Dusche begann. Nach nur 51 Sekunden erhöhte Lucic mit seinem zweiten Treffer auf 2-0. Krejci hatte ihn frei gespielt und er schloss mit einem Schuss über den Fangarm von Crawford ab. Doch die Gastgeber konnten zurückschlagen und erstmals für Jubel im weiten Rund sorgen. Horton verlor den Puck in der Rundung an Marian Hossa und dieser spielte zu Saad, der die Scheibe zum Anschlusstreffer im linken Eck versenken konnte.
Es folgten weitere Druckphasen von den Blackhawks, die immer mehr die Initiative übernahmen. Fatal, dass sie drei Strafzeiten, einmal davon über eine Minute doppelte Überzahl, ungenutzt ließen. In dieser Phase zeigte sich der Wert von Dennis Seidenberg in der Bruins Defensive, der drei Schüsse blockte. Die Gelb-Schwarzen brachten diese Unterzahlsituation etwas aus dem Spielrhythmus, aber ihre knappe Führung nahmen sie trotzdem mit in die zweite Pause.

Während außerhalb der Halle ein Sturm über Chicago aufzog, versuchten die Roten am Eis den Rückstand auszugleichen, aber die Gegner standen nun zunächst wieder besser und ließen weniger zu. Wenn ein Durchkommen war, dann stand jedoch Rask im Weg. Das Vorhaben wurde noch schwerer, als Michael Frolik in der 46. Minute auf die Strafbank wanderte und den Bruins das erste Powerplay bescherte, was diese nur 18 Sekunden später in einen Torerfolg ummünzten. Duncan Keith brachte an der Bande den Puck nicht aus der Gefahrenzone und Tyler Seguin konnte Patrice Bergeron anspielen, der eiskalt zum 3-1 verwertete. Die Partie blieb indes spannend, weil Chicago nur knapp zwei Minuten später durch Dave Bolland erneut verkürzte. Krug hatte einen Fehlpass gespielt, den Andrew Shaw abfing und den Torschützen bedienen konnte. Nur wenig später hatte die starke Lucic, Krejci und Horton Reihe die Entscheidung am Schläger, doch einen aussichtsreichen Gegenzug konnte Lucic abschließend nicht verwerten. Das rächte sich, denn in der 53. Minute hatten die Blackhawks das Schussglück, was ihnen zuvor mehrfach fehlte. Oduya zog ab und verfehlte eigentlich das Gehäuse, doch dem neben dem Tor stehenden Andrew Ference sprang die Scheibe an den Schlittschuh und von dort ins eigene Netz zum 3-3 Ausgleich.
Die Jungs aus der Windy City hatten weiterhin mehr Spielanteile, aber auch Boston kam zu Möglichkeiten. Die Bruins tauchten in der 57. Minute gefährlich vor dem gegnerischen Tor auf, während die Blackhawks in der 55. und 58. Minute den Sieg am Schläger hatten. Die Begegnung war nun hochklassig, von der die Zuschauer eine Zugabe bekamen. Wie in den beiden vergangenen Jahren musste die Verlängerung Spiel 1 des Cupfinales entscheiden.

Dort setzten beide Mannschaften ihr schnelles und engagiertes Eishockey fort, als ob sie nicht schon 60 Minuten Kampf in den Beinen hätten. Der entscheidende Treffer hätte hier und dort fallen können. Die Gäste ließen schließlich sogar eine Überzahl ungenutzt verstreichen, die sich die Hausherren nach einem Wechselfehler einhandelten. Als die erste Verlängerung endete war das Fazit, dass sich aufgrund des weiterhin hohen Tempos für beide Farben Gelegenheiten ergeben hatten, die größeren Chancen hatte jedoch Boston.

Dies änderte sich in der zweiten Zusatzschicht. Es war ein einziger Kampf um jeden Meter und den Akteuren gehörte der größte Respekt, welche Leistung sie noch auf das Eis brachten. Die Erlösung wollte aber nicht fallen. 52 Sekunden vor dem erneuten Wechsel waren bei Chicago wieder zu viele Spieler auf dem Eis. Noch vor der Sirene zog Chara ab und Jaromir Jagr scheiterte mit seinem Abfälscher um Zentimeter am Pfosten und Lucic traf im Nachsetzen den Puck nicht.

Chicago überstand die restliche Unterzahl schadlos. Es war nun deutlich anzumerken, dass die Kraft nachließ, weil sich Abspielfehler und technische Unzulänglichkeiten am Stock und mit den Schlittschuhen häuften. Wille und Biss waren gefragt, die beide mit ihren noch vorhandenen Fertigkeiten abriefen. Kaspars Daugavins hatte in der 111. Minute den Sieg für Boston auf dem Schläger, doch anstatt abzuziehen, entschied er sich Crawford noch zu umkurven. Er hatte dann keine Kraft mehr das Spielgerät ins Tor zu lenken und fiel um. Die Blackhawks machten es in der 113. Minute besser: Michal Rozsival schoss von der Blauen Linie und Bolland und Shaw fälschten den Puck zweimal letztendlich ins Netz ab.

 

Ein Gedanke zu „Chicago gewinnt Overtime-Krimi

  1. „Kaspars Daugavins hatte in der 111. Minute den Sieg für Boston auf dem Schläger, doch anstatt abzuziehen, entschied er sich Crawford noch zu umkurven. Er hatte dann keine Kraft mehr das Spielgerät ins Tor zu lenken und fiel um.“

    Die Szene wird ihm wohl eine schlaflose Nacht beschert haben. Keine Ahnung was ihn da geritten hat. Das Tor war so was von leer. Unglaublich!
    Das Spiel hat Lust auf mehr gemacht. Das werden noch sechs spannende Partien werden.

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