Es schien Ende April so, als wären die Chicago Blackhawks aufgrund ihrer gespielten regulären Saison so gut wie gesetzt für das Stanley Cup Finale. Presidents Trophy als punktbestes Team gewonnen, fünf Punkte vor dem Ersten der Eastern Conference, den Pittsburgh Penguins und elf Punkte vor dem Zweiten im Westen, den Anaheim Ducks.
In der ersten Runde der Playoffs gegen die Minnesota Wild spürten die Blackhawks nur kurz Gegenwind, als sie Spiel 3 in der Fremde mit 2-3 nach Verlängerung verloren, aber im Spiel 4 umso stärker zurückkamen, dort 3-0 siegten und schließlich die Serie deutlich mit 4-1 für sich entschieden.
Auch als der nächste Gegner Detroit Red Wings feststand, war zwar Respekt vor dem großen Namen zu verzeichnen, aber Chicago brachte das Selbstbewusstsein aus sieben Siegen in Folge gegen den Original Six Rivalen, zurückgehend bis zur letzten Saison, mit in die Serie. Trotzdem zeigte bereits ein intensiverer Blick in die Statistik, dass es eng werden könnte. 16 der letzten 22 Spiele beider Teams in den vergangenen vier Jahren wurden nämlich lediglich mit einem Tor Unterschied beendet.
Nach einem Sieg mit 4-1 in Spiel 1, sowie den zwei Niederlagen mit 1-4 in Spiel 2 und einem 1-3 von letzter Nacht in Detroit, liegt Chicago nun mit 1-2 in der Serie im Rückstand. Die Mannen von Trainer Joel Quenneville stehen damit unter Druck, denn am Donnerstag erneut auswärts in der „Motor City“ würde ein weiteres Versagen die Luft schon sehr dünn werden lassen.
Obwohl er mittlerweile weniger Eiszeit als zu Beginn der Saison bekommt, hat der Schweizer Damien Brunner im Trikot mit den roten Flügeln einen wesentlichen Anteil am derzeitigen erfolgreichen Auftreten von Detroit. In allen drei Partien der Serie konnte er bisher punkten. Jeweils einem Treffer in den beiden ersten Begegnungen ließ der 27-jährige Stürmer eine Vorlage zum wichtigen 1-0 in Spiel 3 folgen.
Erst zum dritten Mal haben die Blackhawks in dieser Saison zwei Spiele hintereinander verloren und es war lediglich ihre neunte Pleite in der gesamten Saison nach regulärer Spielzeit.
Brunner kann bereits vier Tore und vier Vorlagen in seinen zehn Playoff-Spielen vorweisen. Er ist damit zweitbester Scorer der Mannschaft hinter Kapitän Henrik Zetterberg. Dabei verwundert doch etwas, dass die Eiszeit des Zürichers eher weniger als mehr wurde.
Zu Beginn der Saison durfte er mit Zetterberg und Pavel Datsyuk in der ersten Reihe wirbeln, was ihm nahezu 20 Minuten auf dem Eis einbrachte. Seinem Galaauftritt, als er am 24. Februar gegen die Vancouver Canucks vier Scorerpunkte sammelte, folgte jedoch eine 15 Partien andauernde Torflaute, in deren Dauer seine Einsätze vom Trainerteam reduziert wurden. Nur noch um die zehn, selten bis zu 15 Minuten steht Brunner seitdem auf dem Eis.
Trainer Mike Babcock begründete seine Entscheidung damit, dass er Ansätze von Ermüdung bei Brunner erkennt und ihn in seiner doch harten, ersten NHL-Saison nicht überfordern will. Mit weniger Belastung bleibt er jedoch frisch und kann sein Potenzial optimal umsetzen. Die Strategie des Trainerfuchses scheint aufzugehen. So zeichnet sich der Eidgenosse selbst in der dritten Reihe mit Joakim Andersson und Gustav Nyquist, die schon liebevoll „Kid Line“, also Kinder-Reihe, genannt wird, für wichtige Tore verantwortlich und verhilft dem Kader so zu mehr Tiefe.
Die Red Wings haben auf jeden Blut geleckt und werden von Spiel zu Spiel stärker, was es für Chicago schwieriger werden lässt, sich durchzusetzen. Noch ist nicht aller Tage Abend, aber dem Aufeinandertreffen in zwei Tagen kommt schon eine hohe Bedeutung zu. Die Blackhawks laufen Gefahr ihre gute Saison wegzuwerfen und Detroit könnte nach schwachem Saisonstart und sehr später Qualifikation für die Playoffs wieder zum ernsthaften Titelanwärter werden.
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