Kanadas letzte Hoffnung

Seit 20 Jahren warten kanadische Fans auf einen Stanley Cup Gewinn. Die Senators sind ihre nächste Hoffnung.

Es sind schwere Zeiten für das Mutterland des Eishockeys. Im fernen Stockholm bei der Eishockeyweltmeisterschaft unterlag das Team mit dem Ahornblatt auf der Brust den Gastgebern im Halbfinale mit 2-3 Toren und auch in der NHL steht von den sieben Franchises, die nördlich des 49. Breitengrades ihre Heimat haben, nur noch eine unter den besten Acht.

Wieder einmal, wie schon im Vorjahr, sind es die Ottawa Senators, die die Fahne Kanadas als letzte verbleibende Mannschaft hochhalten müssen. 20 Jahre ist es bereits her, dass mit den Montreal Canadiens eine kanadische Franchise den Stanley Cup nach Hause bringen konnte. Ganz nahe daran in deren Fußstapfen zu treten waren in den folgenden zwei Dekaden mit ihren Finalteilnahmen zweimal die Vancouver Canucks in 1994 und 2011, die Calgary Flames in 2004, zwei Jahre danach die Edmonton Oilers sowie im Jahre 2007 die Ottawa Senators, doch der ganz große Triumph sollte jeweils ausbleiben.

Die Hoffnung einer ganzen Eishockeynation ruht nun auf den Schultern der Senators, jenem Team das in dem eishockeyverrückten Land normalerweise über die kleinste Anhängerschar verfügt, weit hinter denen der Traditionsmannschaften aus Montreal und Toronto hat. Während der Playoffzeit ticken jedoch auch die Uhren der Fans anders. Die Senators, erst im Jahre 1991 gegründet, profitieren davon, dass sie deutlich weniger polarisieren als die alteingesessenen kanadischen Mannschaften. Von den vier kanadischen Playoffteilnehmern hatten die Senators in der regulären Saison die wenigsten Punkte, als Siebtplatzierte im Osten starteten sie in die Playoffs und hatten damit die schlechtesten Voraussetzungen für ein Weiterkommen. Ihre kleine Chance, die haben sie aber genutzt. Welcher Kanadier drückt nun nicht dem Underdog aus seiner Hauptstadt die Daumen, dass er die anscheinend übermächtigen Penguins aus dem Titelrennen wirft?

Nicht ganz so sicher war sich da Senators Center Zack Smith in einem Interview mit einem kanadischen Kollegen:

„Natürlich ist es großartig das letzte kanadische Team in den Playoffs zu sein. Hoffentlich bekommen wir dadurch auch einige Fans mehr dazu. Sollten wir weiterhin siegen, dann dürften es schon etwas mehr werden.“

Zuversichtlicher zeigte sich Linksaußen Colin Greening und verwies dabei auf das Stanley Cup Finale 2006:

„Ich war damals auch kein Fan der Oilers, aber sie sind ein kanadisches Team und darum habe ich sie auch unterstützt, ihnen die Daumen gedrückt und sie angefeuert.“

Bevor eine richtige landesweite Euphorie in Kanada ausbricht, müssen die Senators noch einiges an Vorarbeit leisten, vor allem die in der Eastern Conference topgesetzten Penguins bezwingen. Ihr erster Versuch am Dienstag im Consol Energy Center ging völlig daneben. Ehe sie sich umsahen, lagen sie auch schon mit 0-1 im Hintertreffen und zogen am Ende klar mit 1-4 den Kürzeren. Ein Schlüssel zum Erfolg wäre es disziplinierter zu verteidigen als dies in Spiel 1 geschehen ist. Sicherlich ist es verdammt schwer gegen die hochkarätigen Stürmer der Pens ohne Fouls durchzukommen, doch zwei Powerplaygegentore in einer Partie sind einfach zu viel um gegen diese bestehen zu können. Des Weiteren konnte man durchaus den Eindruck gewinnen, dass die Senators viel zu viel Respekt vor ihrem Gegner hatten und ihre Unbekümmertheit aus den fünf Auftritten in der ersten Playoffrunde gegen Montreal nicht mit in das Conference Halbfinale hinübernehmen konnten.

Aus der Auftaktniederlage könnte jedoch ein Vorteil für die Sens werden. Der Druck, wie ihn Verteidiger Marc Methot noch vor dem ersten Finalspiel beschrieb, der dürfte ihnen genommen sein. Wer glaubt denn jetzt noch an eine Art Wunder, dass sie die Überflieger aus dem Rennen werfen können? Mit Kampfeswille und Moral ist im Sport fast alles möglich. Ottawas Teamkapitän Daniel Alfredsson beweist diesen auf jeden Fall mit den Worten:

„Wir glauben daran, dass wir die Serie gewinnen können. Wir denken, dass wir Pittsburgh noch einen heißen Kampf liefern und am Ende das bessere Ende für uns haben werden.“

Spätestens dann wird wieder eine gesamte Nation hinter den Senators stehen und darauf hoffen, dass diese im zweiten Anlauf als erste in die Fußstapfen der großen Canadiens treten und ihnen den Cup nach Hause bringen werden.

Sollte es doch nicht so weit kommen, dann dürften die kanadischen Fans sich damit trösten, dass auf Seiten der Penguins mit Jarome Iginla ein ganz Großer des Eishockeysports und Sympathieträger steht, bei dem man einfach nicht umhin kommt, ihm, dessen NHL-Karriere sich dem Ende naht, alles Gute zu wünschen, dass auch er einmal den Stanley Cup in seinen Händen halten darf.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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