Alles beginnt bei Null

Zum ersten Mal seit 2004 nehmen die Toronto Maple Leafs wieder an den Playoffs teil. Lange mussten die Fans in der Eishockey verrückten Metropole darauf warten. Trotzdem schauten alle gespannt auf den Ausgang der nachgeholten Sonntagspartie zwischen den Boston Bruins und den Ottawa Senators. Erst dort hat sich entschieden, wer der Gegner in der ersten Runde sein wird. Ein Duell der Maple Leafs mit dem Erzrivalen Montreal Canadiens verhinderten die Senators durch ihren Auswärtserfolg in Boston. Nun müssen sich die blau-weißen Kanadier mit den gelb-schwarzen US-Amerikanern auseinandersetzen.

Eine nicht weniger reizvolle Konstellation. Beide Mannschaften sind ein Original Six Team, also Gründungsmitglieder der NHL, und seit dem Jahr 1974 in den Playoffs nicht mehr aufeinandergetroffen. Einzig Bruins Stürmer Jaromir Jagr lebte von den zukünftigen Protagonisten der Serie damals schon.

Gut sieben Jahre später wurde Dennis Seidenberg geboren. Der deutsche Verteidiger ist einer der Leistungsträger der Bruins und vieles dürfte auch auf ihn ankommen, wollen die Titelträger von 2011 wieder Jagd auf den Stanley Cup machen. „Ich glaube wirklich jeder kann es kaum erwarten, dass es endlich losgeht“, sagte die Nummer 44 nach dem enttäuschenden Spiel am Sonntag und fügte gleich hinzu, dass in den vergangenen Wochen nicht alles optimal lief: „Besonders unter dem Hintergrund, wie wir zuletzt gespielt haben.“

Sieben der letzten neun Partien hat Boston verloren und die sonst so produktive Offensive ist ins Straucheln geraten. So wurde der eigentlich schon sicher geglaubte erste Platz in der Northeast Division noch an die ebenfalls keineswegs überragend spielenden Canadiens abgegeben. „Wir sind bereit die Seite umzuschlagen und bei Null zu beginnen“, merkt Seidenberg selbstbewusst an. „Wir sind bereit neu zu starten und das umso stärker.“

Bei einigen Mannschaften wie Boston und Montreal, die zuletzt eine Schwächeperiode durchschritten, liegt der Verdacht nahe, dass konditionelle Probleme in dem doch sehr dicht gedrängten Spielplan die Ursache dafür sein könnte. Von Spielerseite wird dann gerne ablehnend die Floskel gebraucht, dass alle die selben Voraussetzungen hätten. Unabhängig davon scheinen, die einen damit besser klar zu kommen, als die anderen.

Nichtsdestotrotz hat Seidenberg Recht, wenn er darauf verweist, dass in den Playoffs ganz andere Regeln gelten. Jeder Akteur wird sich etwas mehr anstrengen und die Intensität des Spieles dadurch um einiges erhöhen. Toronto und Boston sind immerhin zwei Teams, die den körperlichen Kontakt nicht scheuen und diesen sehr ausgeprägt betreiben.

„Sie haben Härte, sie haben Fähigkeiten, sie haben Geschwindigkeit, sie haben eine Mischung aus allem“, umreisst Bruins Trainer Claude Julien die kommenden Gegner. Er sehe eine interessante Serie auf uns zukommen, weil die Aufeinandertreffen während der Saison stets enge Spiele waren, welche seine Jungs dreimal für sich entschieden. „Wir brauchen darüber nicht nachzudenken, weil es zählt nichts mehr, wir fangen bei 0-0 an“, betont David Krejci, der in der regulären Saison hinter Brad Marchand mit 33 Punkten zweitbester Scorer der Mannschaft war.

Was die Bruins in Toronto erwartet, weiß einer ganz besonders: Shawn Thornton. Er kommt aus Oshawa einem Vorort von Toronto. „Es sind zwei der größten Eishockeystädte, die aufeinandertreffen. Zwar keine direkte Rivalität, wie Boston gegen Montreal oder Toronto gegen Montreal, aber ich glaube immer wenn zwei Original Six Teams aufeinandertreffen, werden dort alle verrückt spielen, zumal sie lange darauf gewartet haben, endlich wieder dabei zu sein.“

Wenn am Donnerstag um ein Uhr früh MESZ der erste Puck fällt und die Serie in Boston beginnt, steht für beide Seiten wieder viel auf dem Spiel. Wenn es nach Seidenberg geht, dann ist klar, wo seine Kameraden und er ansetzen müssen, um zur richtigen Zeit den Erfolg zu haben: „Wir müssen wieder mehr für unser Glück arbeiten, um einfach auch einmal dreckige Tore aus glücklichen Abprallern oder so zu machen. So etwas klappt aber nur wenn du dahingehst, wo es weh tut.“

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

 

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