Hecht – Das Ende einer Ära

Nach Marco Sturm, der nach dem Lockout keinen neuen Vertrag in der NHL mehr erhielt und sich den Kölner Haien in der DEL anschloss, hat nun auch Jochen Hecht seine NHL-Karriere beendet. Das Heimspiel der Buffalo Sabres gegen die New York Islanders am 26. April 2013 wird als sein letztes NHL-Spiel in die Annalen eingehen. Das deutsche Eishockey verliert damit das zweite Aushängeschild des ersten Jahrzehnts im 21. Jahrhundert in der NHL und darf sich jedoch im Gegenzug auf weitere Auftritte von ihm in der Heimat freuen. Der 35-jährige Stürmer wird nämlich erneut für die Adler Mannheim aktiv sein, bei denen er einen neuen Vertrag bis 2015 unterschrieben hat.

Die NHL-Karriere von Hecht begann in der Saison 1998/99, nachdem er drei Jahre zuvor von den St. Louis Blues in 2. Runde an 49. Stelle gedraftet wurde. Lediglich drei Einsätze durfte er in der besten Liga der Welt in seinem ersten Jahr absolvieren und musste sich die meiste Zeit in der AHL bei den Worcester Icecats behaupten, wo er aber mit 56 Scorerpunkten in 74 Spielen durchaus zu überzeugen wusste. Dies war der Grund dafür, dass der gebürtige Mannheimer bereits 1999 in den Playoffs zurück ins Team der Blues durfte und sich dort mit zwei Treffern in fünf Auftritten in die Notizbücher der Trainer spielte. Ab der folgenden Saison 1999/2000 gehörte er schließlich zum Stammpersonal.

Trotz einer guten Zwischenbilanz von 40 Toren und 56 Vorlagen in 165 Partien für die Blues wurde Hecht am 1. Juli 2001 zusammen mit Marty Reasoner und Jan Horacek im Austausch für Doug Weight und den Schweizer Michel Riesen zu den Edmonton Oilers transferiert. Bei den Westkanadiern verbuchte der Center nur eine komplette Spielzeit, in der er 40 Punkte mit 16 Toren und 24 Assists sammelte. Beim Entry Draft am 22. Juni 2002 wurde er für zwei Zweitrunden Draft Picks zu den Buffalo Sabres abgegeben, die zukünftig seine Heimat werden sollten. Der nordamerikanischen Franchise an der Grenze zu Kanada blieb er – und sie ihm – bis zu seinem jetzigen letzten Auftritt über zehn Jahre lang treu.

Der deutsche Stürmer erwies sich stets als guter Ergänzungsspieler, der seine Aufgaben erfüllte und einer Mannschaft zum Sieg verhelfen konnte. Seinen besten Ertrag lieferte der Stürmer im Jahr 2007 mit 56 Punkten in 76 Spielen. Wie im Vorjahr 2006, als die Sabres erst im Conference Finale knapp mit 3-4 Spielen an dem späteren Stanley Cup Gewinner Carolina Hurricanes gescheitert waren, drang das Team ins Endspiel um die Meisterschaft in der Eastern Conference vor und musste sich aber erneut, dieses Mal den Ottawa Senators mit 1-4, geschlagen geben. Es war das vorerst letzte Mal, dass die Sabres in Reichweite des Stanley Cups kamen.

Ein Knackpunkt in der Karriere von Hecht war die Saison 2011-12. Buffalo war mit großen Ambitionen und Verstärkungen gestartet, doch er selbst konnte dem Team nicht viel helfen. Mit seiner dritten Gehirnerschütterung innerhalb kürzester Zeit wurden seine Einsätze auf 22 minimiert und seine Mannschaft scheiterte wegen weiteren Verletzungssorgen an dem Einzug in die Meisterrunde. Nicht zuletzt sein auslaufender Vertrag war Grundlage für Spekulationen, dass es das mit der NHL-Karriere gewesen sei. Als aber der Lockout im Januar beendet war und Hecht mit seinen sechs Einsätzen in der DEL bei Mannheim durch fünf Treffer und acht Assists beste Werbung für sich und seine wiedererlangte Gesundheit machen konnte, ereilte ihm der erneute Ruf aus Buffalo. Immerhin 47 Spiele durfte Hecht, der nur einmal am 7. März gegen die New Jersey Devils nicht im Kader stand, mitmachen. Allerdings zeigten seine lediglich fünf Tore und acht Vorlagen auch deutlich, dass die Zeit auf diesem höchsten Niveau mittlerweile gegen ihn läuft.

Der Kurpfälzer Hecht spielte also 14 Jahre in der NHL und damit nur unwesentlich kürzer als der Bayer Sturm. Beeindruckend bleibt trotzdem, die Bilanz von beiden im Vergleich. Der Dingolfinger, der kürzlich mit Köln im DEL-Finale den Kürzeren gegen die Eisbären Berlin zog, kann inklusive Playoffs 1.004 NHL-Spiele vorweisen und hat dabei 530 Scorerpunkte gesammelt. Der Mannheimer kommt alles in allem auf 892 Partien und 495 Zähler. Es ist müßig darüber zu streiten, wer von beiden erfolgreicher war oder der bessere Spieler ist. Fakt bleibt, dass mit dem Abschied von Sturm und jetzt Hecht aus der NHL eine erfolgreiche Ära deutscher NHL-Spieler endet, insbesondere weil die restlichen aktiven Vorzeigeathleten, insbesondere Christian Ehrhoff von den Buffalo Sabres und Dennis Seidenberg von den Boston Bruins bis auf eine Ausnahme Defensivkräfte sind und, ohne einem Marcel Goc von den Florida Panthers zu Nahe zu treten, gute deutsche Stürmer, die in diese Fußstapfen treten können, derzeit nicht in Sicht sind.

Besondere Ehre lassen auch die Sabres Jochen Hecht zuteilwerden, indem sie ihn als ihren Kandidaten zur Wahl der Bill Masterton Memorial Trophy aufgestellt haben. Die Mitglieder der Professional Hockeys Writer Association werden über den Sieger aus den 30 Nominierten abstimmen.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

 

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