Ein erstes Saisonfazit

Ein Resumee über die NHL-Saison 2013 vor den letzten zwei Spieltagen mit Vorfreude auf die Playoffs.

Geht es Ihnen auch so wie mir, dass Sie diese komprimierte NHL-Saison 2013 so fasziniert hat wie mich? Vom ersten Spieltag an bot sie uns eine Vielzahl von intensiv geführten Begegnungen, die das Herz eines jeden Eishockeybegeisterten höher schlagen ließ. Auch für riesige Überraschungen war gesorgt. Oder hätten sie zuvor geglaubt, dass die New York Islanders oder die Toronto Maple Leafs nach sechs bzw. neun Jahren Wartezeit sich endlich wieder einmal ein Playoffticket sichern können, dass die New York Rangers und die Detroit Red Wings bis zu ihrem vorletzten Spiel um eine Playoffteilnahme zittern oder dass der letztjährige Stanley Cup Finalist, die New Jersey Devils, bereits vorzeitig seinen Sommerurlaub antreten muss?

Prägenden Eindruck haben die Pittsburgh Penguins in der Eastern Conference und die Chicago Blackhawks im Westen, in der Art und Weise wie sie über die gesamte Spielzeit 2013 hinweg ihre Gegner dominiert haben, hinterlassen. Bereits 22 Jahre ist es her, dass die Mannen aus ‚Windy City‘ als punktbeste Mannschaft eine NHL-Saison abschließen konnten. Mit einem 4-1 Sieg in Edmonton machten sie Mittwochnacht den Gewinn der Presidents‘ Trophy perfekt. Mit 75 Punkten können die Blackhawks, selbst wenn sie ihre zwei noch ausstehenden Partien verlieren würden, nicht mehr vom Thron gestoßen werden. Diese Dominanz ist selbstverständlich auch dem Umstand geschuldet, dass es sich um eine verkürzte Saison gehandelt hat. Eine solche Konstanz über 82 Partien zu bieten, ist fast unmöglich. Rechnet man die aktuell gewonnenen 75 Zähler auf eine 82er Saison hoch, kämen am Ende 128 Punkte heraus. Nur zum Vergleich: Die bisherige NHL-Bestmarke, seit die Presidents‘ Trophy im Jahre 1986 zum ersten Mal verliehen wurde, haben die Detroit Red Wings aus der Spielzeit 2005/06 mit 124 Punkten inne.

Chicagos Trainer Joel Quenneville zeigte sich zwar glücklich darüber, dass seine Mannschaft die gesamte Saison hindurch so famos aufgetreten war, trat aber auch gleichzeitig auf die Euphoriebremse indem er noch einmal deutlich machte, was das eigentliche Hauptziel sei – nämlich der Gewinn des Stanley Cup. Dies ist selbst als punktbestes Saisonteam mit den bisher wenigsten Gegentreffern kein leichtes Unterfangen. Fragen sie einmal die Canucks, die Capitals oder die Sharks, allesamt sind sie Presidents‘ Trophy Gewinner der letzten vier Jahre und noch immer ohne Cupgewinn! Die letzte Mannschaft, der dieses Kunststück als punktbestes Team gelang, waren die Detroit Red Wings im Jahre 2008.

Die Wings benötigen in ihrer letzten Saisonpartie gegen Dallas auf jeden Fall noch einen Zähler, um für eine Playoffteilnahme nicht auf fremde Hilfe angewiesen zu sein. Sollte ihnen das Unterfangen gelingen, so werden 2013 alle sechs ‚Original Six Teams‘ an den Playoffs teilhaben können. Zuletzt war dies in der Saison 1995/96 der Fall gewesen und auch in den Jahrzehnten zuvor seit den 70er Jahren kam es nur weitere zweimal, 1977 und 1987, vor, dass die sechs Traditionsmannschaften gemeinsam die Playoffrunde erreicht hatten.

Ganz lange Gesichter dürfte es dagegen in Edmonton bei den Oilers, in Raleigh bei den Hurricanes und bei den Lightning aus Tampa geben. Sie verpassten am Ende deutlich das gesteckte Saisonziel Playoffteilnahme. Bemerkenswert ist das vor allem bei den Letzgenannten. Sie verfügen mit Martin St Louis und Steven Stamkos über das derzeit beste Sturmduo der Liga. Beide führen mit 58 bzw. 56 Punkten die Scorerwertung der Liga an und der 23 Jahre junge Stamkos ist mit 29 Treffern zweitbester Torschütze in dieser Saison hinter Alex Ovechkin, der ab Saisonmitte immer besser in Fahrt kam und bei noch einer ausstehenden Partie bereits drei Tore Vorsprung im Kampf um die Torjägerkrone hat.

Am Beispiel der Lightning wird es wieder einmal ganz deutlich, dass Eishockey eben eine Mannschaftssportart ist. Punktuelle, individuelle Stärke ist unverzichtbar, doch ein Siegerteam macht eben mehr aus. Den Bolts fehlte es eindeutig an Tiefe und bei einigen Spielern, vor allem in der Defensivabteilung, hatte man auch den Eindruck, dass es ihnen an dem unbedingten Willen fehlte, mangelnde Klasse durch Einsatz wieder wettzumachen.

Ein krasses Gegenbeispiel hierzu sind die Ottawa Senators. Gestützt auf ihren Schlussmann Craig Anderson, dem Torwart mit dem besten Gegentrefferschnitt und der besten Fangquote in diesem Jahr, gelang es den Kanadiern auch das verletzungsbedingte Fehlen von Mannschaftsstützen zu kompensieren und sich als drittes kanadisches Team im Osten mit der bis dato besten Defensive in der Eastern Conference für die Playoffs zu qualifizieren. Schon jetzt ist für mich ihr Headcoach Paul MacLean der Trainer des Jahres. Er hat es geschafft den Kader so zusammen zu schweißen, dass er sich eben auch von Rückschlägen nicht beeindrucken ließ.

Mit Cory Conacher können die Senators einen weiteren Kandidaten auf eine Saisontrophäe, der Calder Trophy, ihr Eigen nennen. Der 23-jährige Center, der erst zur Trading Deadline verpflichtet wurde, ist zusammen mit Panther Jonathan Huberdeau der beste Scorer unter den Rookies und mit Canadien Alex Galchenyuk der beste Vorlagengeber unter den NHL-Neulingen.

Ob dies nach dem letzten Spieltag auch noch der Fall sein wird, das werden wir am kommenden Wochenende, das uns mit Sicherheit noch letzte prickelnde Partien in der regulären Saison 2013 bieten wird, erfahren. Anschließend werden die Karten komplett neu gemischt werden und es gilt in den anstehenden Playoffs wieder einmal das Motto ‚Alles oder Nichts‘.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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