Holzer denkt von Tag zu Tag

Der deutsche Korbinian Holzer ist gerade mit dem Training bei den Toronto Marlies fertig, als er ans Telefon geht. Deutlich hörbar mit guter Laune und keineswegs schlechter Stimmung meldet er sich. Natürlich hat er auch keinen Grund dafür, selbst wenn er Mitte März seine Auftritte in der NHL bei den Toronto Maple Leafs doch etwas überraschend beenden musste und seitdem wieder im Farmteam in der AHL aktiv sein muss.

„Es kann hier immer schnell gehen, aber grundsätzlich ist es für mich unvorteilhaft, dass ich nicht über die Waiverliste muss und von daher war es die einfachste Entscheidung für das Management, weil zu dem Zeitpunkt Jake Gardiner noch unten war, der einfach nach oben gehört“, analysiert Holzer trocken seine Situation, wie es zur Zurückstufung kam. „Das ist etwas schade für mich in dem Moment, aber man kann nichts dagegen machen.“

Noch Anfang März, also gut zehn Tage davor, hatte der 25-jährige gebürtige Münchner einen neuen Zwei-Jahres-Vertrag bis 2015 unterschrieben, der ihm zukünftig 1,575 Millionen US-Dollar einbringt. Deutsche Medien berichteten schon voreilig vom Durchbruch in seiner NHL-Karriere, gerade deshalb, weil er zusätzlich zumeist an der Seite von Kapitän Dion Phaneuf an vorderster Front verteidigen durfte. Doch es folgten fünf schlechtere Partien, in denen Holzer eine Minus 9 in der Plus-Minus-Statistik aufbaute und schon wurde ihm, wie von ihm selbst erwähnt, sein Zwei-Wege-Vertrag, wo er ohne Einstufung auf die Waiverliste, in die AHL geschickt werden kann, zum Verhängnis.

„Ich bin natürlich nicht glücklich über die Plus-Minus-Statistik, die ich habe. Aber deren Aussagekraft muss man schon eher differenziert betrachten“, betont Holzer und verdeutlicht seine Meinung: „Es passieren Tore, wo man auf dem Eis steht, aber einfach nichts machen konnte, wie bei unglücklichen Abprallern genau zu Gegenspielern oder die Scheibe verspringt. Das war in den fünf Spielen, die wir verloren haben meistens der Fall, als ich auf dem Eis stand. Noch dazu habe ich immer gegen die Topreihe gespielt, wo zwangsläufig Gegentore passieren.“

Das drohende „Unheil“ wohl ahnend und mit der Gewissheit über den unglücklichen Verlauf der letzten Partien, ließ Holzer in seinem vorerst letzten NHL-Spiel am 16. März gegen die Winnipeg Jets etwas Dampf ab und forderte Zach Bogosian zum Fight heraus. „Ich hatte in der AHL auch schon welche, aber das war mein erster in der NHL“, sagt Holzer nüchtern. Die Entscheidungsträger konnte dies indes aus dem erwähnten Grund nicht mehr umstimmen, ihn zurück zu den Marlies zu schicken. „Ich habe von den Trainern kein Feedback bekommen, dass die schlechte Plus-Minus der Grund dafür war“, beschwichtigt Holzer und stellt sogar heraus: „Im Gegenteil sie haben sich sehr positiv über meine Leistung geäußert, was mich optimistisch für die Zukunft macht.“

Trotzdem sieht der 1,90 Meter große und 89 Kilo schwere Verteidiger nur geringe Chancen kurzfristig erneut den Sprung zu schaffen: „Es ist derzeit schwierig wieder hoch zu kommen, weil acht Verteidiger im Kader sind und da müsste schon einiges passieren, dass es dazu kommt.“ Deswegen will er sich derzeit voll auf seinen Job in der AHL konzentrieren. „Der Vorteil ist, ich spiele sehr viel und in allen Situationen und kann mich so stetig verbessern und vielleicht noch stärker zurückkommen“, hebt Holzer das Positive hervor. „Der Rest steht nicht in meiner Macht. Das einzige, was ich beeinflussen kann ist, dass ich gut spiele.“

Die Situation in Toronto ist schon komfortabler als bei anderen Mannschaften, denn zwischen NHL- und AHL-Team liegen innerhalb einer Stadt gerade einmal ein paar Kilometer und so ist ein enger Kontakt gegeben. Holzer, der bei den Marlies eine Führungsrolle einnimmt und zusammen mit Morgan Rielly, dem Topdraft der Franchise aus dem letzten Jahr, gegen die Topreihe der Gegner verteidigt, hält sich mit Prognosen für die kommenden Playoffs eher bedeckt. „Wir sind eine ganz andere Mannschaft als letztes Jahr. Da haben wir viele Spieler von der NHL bekommen, aber dieses Jahr haben die Leafs Priorität, weil sie wohl auch die Playoffs schaffen werden“, bemerkt er in Anspielung, dass er letzte Saison mit dem Farmteam immerhin im Finale um den Calder Cup gegen die Norfolk Admirals stand, aber die Serie mit 0-4 verloren ging.

Erfolge, von denen die Maple Leafs nur träumen, denn es wäre die erste Qualifikation für die Playoffs seit 2004. „Korbi oder „Holzi“, wie er aufgrund seines für Amerikaner bzw. Kanadier schwer auszusprechenden Vornamens gerne genannt wird, verdeutlicht aber, dass alle mitfiebern: „Wir haben ein talentiertes Team mit einer guten Mischung aus Jungen und Alten, die zu kämpfen wissen und aufgrund der langen Durststrecke besteht definitiv Appetit auf mehr, bei den Spielern, aber natürlich auch bei den Fans und in der ganzen Stadt.“

Angesprochen, wo er sich selbst in fünf Jahren sieht, erweist er sich mit seiner Aussage als bodenständig: „Ich gebe keine Prognose ab und schau einfach nur von Tag zu Tag, aber es wäre natürlich schön, dann noch hier zu sein und mich in der Liga etabliert zu haben.“

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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