Sbisas idealer Ort für Eishockey

Es gibt mittlerweile viele schweizer Talente im Eishockey, die ihre Chance in Nordamerika suchen. Das war noch vor gut zehn Jahren anders, als den jungen Eidgenossen wenig Risikobereitschaft nachgesagt wurde, das Abenteuer in Übersee mit Angriff auf die NHL zu wagen. Einer der ebenfalls in der Zeit des großen Umbruchs 2007 seine Sachen packte und im Alter von 17 Jahren in die Western Hockey League (WHL) zu den Lethbridge Hurricanes ging, um seine Aussichten beim NHL Draft im darauf folgenden Jahr zu verbessern, war Luca Sbisa.

Der 1990 im italienischen Ozieri auf der Insel Sardinien geborene Schweizer ist einer der positiven Beispiele, dass sich der Schritt durchaus lohnen kann. Er steht zwar etwas im Schatten seiner ebenfalls defensiven Landsleute Mark Streit (New York Islanders), Yannick Weber oder Raphael Diaz (beide Montreal Canadiens), doch Sbisa muss sich keineswegs verstecken.

Im Sommer 2008 wurde er bereits in der ersten Runde an 19. Stelle gedraftet. Die Philadelphia Flyers sicherten sich seine Rechte und nahmen ihn auch gleich für drei Jahre unter Vertrag. Immerhin 39 Spiele durfte er in der Saison 2008-09 als Rookie in der NHL absolvieren. Trotzdem wurde er im Rahmen des Chris Pronger Deals am Rande des Entry Drafts am 26. Juli 2009 nach Anaheim transferiert. Selbst wenn es in der anschließenden Spielzeit nicht so aussah – er erhielt nur acht NHL-Einsätze und musste ansonsten weiter mit der WHL vorlieb nehmen – zahlte sich dieser Wechsel für ihn aus. Spätestens seit Oktober 2010 gehört der jetzt 23-jährige Schweizer mit der Nummer 5 zum Stammpersonal der Ducks. In 68 Auftritten 2010-11 konnte er elf Scorerpunkte, darunter seine beiden ersten NHL-Treffer, sammeln und überzeugte durch seine Spielübersicht, sowie kompromissloses Agieren gegenüber seinen Kontrahenten.

Er wusste mit seinen Auftritten so zu gefallen, dass das Management ihn im März 2011 für weitere vier Jahre mit einem durchschnittlichen Jahresgehalt von 2,175 Millionen US-Dollar unter Vertrag nahm. „Es gibt keinen besseren Ort, um Eishockey zu spielen“, betont Sbisa, der wegen eines einschneidenden Erlebnisses eigentlich von Klein auf Fan der Toronto Maple Leafs und Mats Sundin wurde: Ein Trikot von ihm als Weihnachtsgeschenk der Eltern. Doch mit einem Grinsen bei seiner weiteren Ausführung zeigt er, dass er glücklich ist, dort wo er ist: „Selbst im Januar gehst du mit kurzer Hose und T-shirt aus der Halle.“

Aber nicht nur das sind die Vorzüge des Eishockeys in Kalifornien. An freien Tagen genießt der 1,87 Meter große Defensivmann das Wetter meist bei einer Golfrunde. Er sieht es als idealen Ausgleich abzuschalten und den Stress des Alltags mit den anstrengenden Auswärtstouren abzuschütteln. Wenn weniger Zeit bleibt, dann stehen Spaziergänge oder Radtouren am Strand, der nur ein paar Blocks von seinem Haus in Newport Beach entfernt ist, auf dem Programm.

Seine italienische Wurzel aufgrund seines Geburtsortes und der elterlichen Abstammung kann Sbisa, der allerdings bereits mit einem Jahr in die Schweiz nach Oberägeri im Kanton Zug in der Zentralschweiz kam, nicht ganz verleugnen, insbesondere wenn es um das Essen geht. In seinem Stammlokal, natürlich mit italienischen Speisen, isst er am liebsten Gnocci, die sogar in der Speisekarte extra so verzeichnet sind.

Zum Eishockey kam er mit vier Jahren, als er mit seinen Eltern ein Spiel des benachbarten EV Zug besuchte und anschließend von ihnen gefragt wurde, ob er auch Eishockey spielen wolle. Als das Schlittschuhlaufen gelernt war, versuchte sich der junge Luca zunächst als Center, doch als es in der Mannschaft einen Mangel an Verteidigern gab, entschloss er sich kurzfristig zukünftig diese Position auszuüben. Dabei blieb er bis heute.

In der aktuellen Saison gehört Sbisa mit meist um die 20 Minuten Eiszeit zu den Leistungsträgern in Anaheim. Seine offensiven Qualitäten kommen bisher mit lediglich acht Scorerpunkten nicht so zur Geltung, aber durch seine solide Abwehrarbeit wird er bei Teamkollegen und dem Trainerstab um Chef Bruce Boudreau sehr geschätzt. Es ist ein Erfolg der Mannschaft, dass die Ducks in der Western Conference mit dem derzeitigen zweiten Platz überraschend für Furore sorgen, doch Sbisa ist längst ein wichtiger Bestandteil dieses Erfolges.

Doch er bleibt kritisch und weiß, dass es noch einiges zu verbessern gibt. „Wir sind etwas unkonstant, hatten einige Spiele auch Glück, dass wir die gewonnen haben, das hat uns dann wieder gefehlt, als es nicht so gut lief“, resümiert er und hat den Ansatzpunkt bereits gefunden: „Wir verschlafen häufiger das erste Drittel, dann ist es schwer wieder zurück zu kommen.“ Wenn sich die Ducks jedoch in diesem Bereich verbessern, dann sollte in den restlichen Spielen und in den kommenden Playoffs mit ihnen zu rechnen sein, worauf nur wenige vor der Saison getippt hätten.

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