Sabres machen einen Kehraus

Die Trades der vergangenen Tage zeigen, dass die Buffalo Sabres vor einem Neuaufbau stehen.

Mit großen Ambitionen war der damalige neue Sabres Eigentümer Terry Pegula im Februar 2011 gestartet, als er das Team erwarb. Innerhalb von drei Jahren sollte der Stanley Cup gewonnen werden. Es folgte im selben Jahr das Aus in der ersten Playoffrunde gegen die Philadelphia Flyers und in 2012 konnte sich die Mannschaft trotz hochkarätiger Einkäufe im Sommer davor gar nicht für die Playoffs qualifizieren.

Auch in dieser Saison sieht es düster aus: Nur Platz 13 in der Eastern Conference mit fünf Punkten Rückstand auf einen Playoffplatz bei noch elf ausstehenden Spielen und abgeschlagen die rote Laterne in der Northeast Division. Selbst eine Trennung vom langjährigen Trainer Lindy Ruff hat nichts gebracht. So musste zum Ende der Wechselfrist etwas passieren.

„Wir haben die Möglichkeiten abgeschätzt, dass wir im Rennen um den Cup bleiben oder aber auch scheitern könnten“,

sagte General Manager Darcy Regier gestern der Presse.

„Aber die Realität ist, dass wir die Präferenz haben eine Mannschaft für den Stanley Cup zu bilden und nicht für ein Rennen um die Playoffplätze.“

Ob die getroffenen Entscheidungen die richtigen waren, wird erst die Zukunft zeigen, aber der Verlust von Spielern wie den Verteidigern Jordan Leopold (nach St. Louis), Robyn Regehr (nach Los Angeles) und TJ Brennan (nach Calgary) wiegt erst einmal kurzfristig schwer. Die größte Bedeutung hatte jedoch Kapitän Jason Pominville für zwei Nachwuchsleute und zwei weitere Drafts nach Minnesota abzugeben. Er war ein Eigengewächs der Franchise. Im Jahr 2001 an 55. Stelle in der zweiten Runde gedraftet, wurde er spätestens ab der Spielzeit 2005-06 zum festen Bestandteil der Mannschaft. Der 30-jährige Kanadier absolvierte 578 Spiele für die Sabres und verbuchte dabei 456 Scorerpunkte mit 185 Toren und 271 Assists. Die letzten zwei Jahre war er Kapitän des Teams.

Pominville hatte eine modifizierte Wechselbeschränkung im Vertrag, wonach er acht Teams wählen konnte, zu denen er nicht getradet werden möchte. Regier ließ sich die Mannschaften Anfang der Woche von ihm nennen.

„Wenn du danach gefragt wirst, dann ist es logisch, dass man mit einem Wechsel rechnen muss, aber so ist das Geschäft“,

hatte Pominville noch am Dienstag vor dem Spiel in Pittsburgh gesagt.

„Jason Pominville war vielleicht einer der letzten Spieler, die ich traden wollte“,

bemerkte Regier, der mit seinem Spieler telefonierte, bevor er die Genehmigung des Wechsels bei der NHL einreichte und gab gleichzeitig etwas Einblick in seine Gefühlswelt:

„Ich fühlte mich schlecht, denn als ich ihm nach der Liste gefragt hatte, war nichts am Laufen und dann ist er plötzlich doch weg.“

Der Vertrag von Pominville endet im Sommer 2015. Im nächsten Jahr stehen die Kontrakte vom österreichischen Torjäger Thomas Vanek und Torhüter Ryan Miller zur Verlängerung an. Doch die Gehaltsobergrenze pro Team (Salary Cap) wird in 2014 ligaweit sinken, so dass klar war, die Sabres werden nicht alle drei hoch bezahlten Spieler halten können. Regier gab bewusst keine Kommentare dazu ab, welche seiner Schützlinge noch zur Disposition standen, aber er machte deutlich, dass er einerseits mehr andere als Pominville für einen Wechsel favorisierte und andererseits der Markt in diesem Jahr weniger hergab.

„Der Prozess zum Umbau der Sabres wird im Sommer weitergehen“,

unterstrich Regier unverblümt in seiner Stellungnahme. Inwieweit dann gewisse Spieler freiwillig das Weite suchen, weil sie einen derartigen Neuanfang nicht mitmachen wollen, bleibt abzuwarten. So äußerte bereits Vanek, dass er mit einem auf ein bis zwei Jahre angelegten Neuaufbau leben könne, doch sollte der Zeitraum länger gewählt werden, sähe er sein Ziel, irgendwann den Stanley Cup zu gewinnen in ernster Gefahr.

„Wir können zu Zeiträumen derzeit nichts sagen“,

beschwichtigt Regier.

Ähnlich wie Vanek dürfte es der deutsche Verteidiger Christian Ehrhoff sehen, der mit hohen Erwartungen im Sommer 2011 von Vancouver nach Buffalo kam, um das nachzuholen, wofür er lange hart gearbeitet hat und im Juni 2011 schon dicht davor war, als er mit den Canucks im Spiel 7 des Stanley Cup Finales zu Hause gegen die Boston Bruins unterlag. Er gehört mit seinem langfristigen Vertrag genauso zu den Großverdienern im Team.

Der andere deutsche Verteidiger Alexander Sulzer muss ebenfalls um einen neuen Vertrag bangen, zumal er seit Februar mit einem Kreuzbandriss außer Gefecht ist und sich nicht mehr für weitere Aufgaben beweisen kann. Allerdings hat er davor solide Leistungen gezeigt.

Dagegen dürfte die Zeit für den 35-jährigen Mannheimer Jochen Hecht in Buffalo und damit wohl in der NHL auf jeden Fall zu Ende gehen. Nur schwer vorstellbar, dass der Stürmer, der seit 2002 in Buffalo aktiv ist, in der nächsten Saison eine weitere Bewährungschance bekommt. Lediglich zwei Treffer in 36 Spielen dürften zu wenig Werbung in eigener Sache sein.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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