Penguins fordern heraus

Jarome IginlaDie Penguins sorgen für Aufsehen mit ihren Aktivitäten auf dem Transfermarkt. Ihr letzter Coup Iginla.

Steve Yzerman war einer, Mike Modano auch, ebenso Ray Bourque und Shane Doan ist immer noch einer, auch die Calgary Flames hatten bis gestern ihren – einen Franchiseplayer! Mit Jarome Iginla, einen Spieler, der seit Jahrzehnten das Gesicht der Franchise im Westen Kanadas geprägt hatte und mit dem sich auch alle Anhänger der Flames identifizieren konnten. Das ist nun Geschichte, eine Ära ist beendet!

Die Partie am Mittwochabend gegen die Colorado Avalanche musste der Kapitän der Flames zum ersten Mal in seiner langen NHL-Karriere bereits von der Tribüne aus zusehen. Das Risiko, dass sich Iginla eventuell verletzen würde war dem Management einfach zu groß. In einigen Gazetten wurde bereits vorschnell und fälschlicherweise gemeldet, dass die Boston Bruins an ihm dran wären und der Deal bereits vollzogen sei. Weit gefehlt! In der Nacht zu Donnerstag wurden die Calgary Flames mit den Pittsburgh Penguins handelseinig und entschlossen sich ihren Teamkapitän an diese abzugeben.

16 Jahre lang hat Iginla die Schlittschuhe für die Flames geschnürt und mit seinem Team alle Höhen und Tiefen durchgemacht. Zuletzt gab es für die Flames eher Pleiten. Dreimal in Folge haben sie die Playoffs verpasst und auch in dieser Saison bedarf es schon eines Wunders, damit Iginlas Mannschaft doch noch einen Platz unter die besten acht in der Western Conference ergattern kann. Schon in den letzten Wochen war der Name Iginla in aller Munde. Es wurde viel darüber spekuliert wer bis zur Wechselfrist am 3. April der neue Arbeitgeber des 35-Jährigen wohl sein wird. Den Zuschlag haben nun die Pittsburgh Penguins bekommen, die sich das Sichern seiner Dienste mit der Abgabe von Kenneth Agostino und Ben Hanowski sowie einem Erstrundendraftpick in 2013 gleich drei Nachwuchskräfte kosten ließen.

Die Penguins sind ohnehin schon seit einem Monat das Maß aller Dinge in der Eastern Conference. Sie sind seit dem 28. Februar, einer Niederlage gegen die Hurricanes, mittlerweile 13 Partien ungeschlagen. Nach der Verpflichtung von Dallas Kapitän Brenden Morrow, was an sich schon eine Überraschung war und einen Tag danach am Montag jener von Sharks Verteidiger Douglas Murray schienen die Penguins bereits raus aus dem Rennen um Iginla. Doch das Team von Miteigentümer Mario Lemieux möchte es dieses Jahr ganz genau wissen und katapultiert sich durch spektakuläre Trades zum ganz großen Titelaspiranten. Sollten sich die Neuen reibungslos in das Erfolgsteam integrieren können und die Mannschaft von schwereren Verletzungen verschont bleiben, wer will dann noch die Pens in einer über sieben Spiele gehenden Playoffserie bezwingen können. Bei den Penguins ist Iginla auch wieder vereint mit Sidney Crosby, dem Topscorer der Liga. Erinnern Sie sich noch an das Endspiel der Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver? Sidney Crosby hatte damals die 1-0 Führung für Team Canada erzielt und das auf Vorarbeit von wem, von Jarome Iginla.

Der Gewinn der zwei Goldmedaillen mit der kanadischen Nationalmannschaft, auch 2002 stand Iginla schon im Siegerkader der Kanadier, war Iginlas größter Erfolg in seiner wahrlich nicht erfolgsarmen Karriere als Eishockeyprofi. Die Dallas Stars hatten ihn beim NHL Draft 1995 in der ersten Runde an elfter Stelle gezogen. Im Dezember 1995 sicherten sich die Flames im Tausch gegen Center Joe Nieuwendyk die Rechte an dem Stürmer der Kamloops Blazers (Western Hockey League). Gleich in seiner ersten Partie für die Flames während der Playoffs 1995/96 erzielte der damals 18-Jährige seinen ersten Assist, im zweiten Spiel sollte er zu seinem ersten NHL-Treffer kommen. Weitere 524 Treffer und 569 Vorlagen in den folgenden 1217 Partien gingen auf das Konto des sympathischen Ausnahmesportlers.
Die Liste der Auszeichnungen und Ehrungen von Iginla ist ellenlang, doch der wichtigste Pokal eines Eishockeyprofis, der Stanley Cup, der fehlt ihm noch in seiner Sammlung, nachdem sich die Flames 2004 im Finale den Lightning in sieben Spielen geschlagen geben mussten. Iginlas Chancen, doch noch die begehrte Trophäe in die Höhe hieven zu können, sind mit dem Wechsel nach Pittsburgh deutlich gestiegen.

Mit Argusaugen dürften die Konkurrenten das Treiben von General Manager Ray Shero betrachten. Die Frage wird sein, ob sie sich davon unter Druck setzen lassen und bis kommenden Mittwoch noch für Aufsehen auf dem Spielermarkt sorgen werden. Vor allem das Management der Boston Bruins, als eigentliches Vorzeigeteam im Osten gehandelt, das sich in seinen letzten Partien aber immer wieder einige Ausrutscher geleistet hat, wird sich wohl überlegen, ob sie den von den Pens geworfenen Fehdehandschuh aufnehmen werden und ebenfalls noch für Furore auf dem Transfermarkt sorgen werden.

Für Spannung und Gesprächsstoff bis zur Wechselfrist dürfte also genügend gesorgt sein.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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