Die AHL als Chance

Sven Bärtschi wurde in das Farmteam der Flames zurückgeschickt. Er sollte es als Chance sehen.

Sich auf Anhieb in der NHL zu beweisen, das ist nicht leicht. Fragen Sie einmal Martin St. Louis, Ryan Getzlaf, Mike Ribeiro, Matt Moulson oder Patrik Elias. Alle fünf rangieren aktuell unter den besten 15 Scorern der Liga und mussten zu Beginn ihrer Karriere auch einmal den Weg zurück in die AHL gehen. Sie kamen umso besser zurück und konnten sich doch noch in der NHL etablieren.

Es ist also keineswegs ein Beinbruch, als der Schweizer Sven Bärtschi am vergangenen Freitag erfahren musste, dass zunächst kein Platz mehr für ihn bei den Calgary Flames ist und er den Weg zurück in das AHL-Farmteam der Calgary Flames, zu den Abbotsford Heat, bestreiten muss. Dort wird der 20-Jährige auf alte Teamkollegen treffen.

Schon zu Beginn der Spielzeit 2012/13 hatte Bärtschi für die Heat gestürmt und war dabei mit sechs Toren und zwölf Vorlagen in 21 Spielen durchaus erfolgreich gewesen. Die Enttäuschung sollte sich aber bei dem jungen Eidgenossen, für den es in seiner Eishockeykarriere bisher stets bergauf gegangen war, in Grenzen halten.

Er erwischte zum Ende der letzten Saison einen Traumstart in der besten Eishockeyliga. Fünfmal kam er im vergangenen Jahr bei den Flames zum Einsatz und konnte dabei gleich dreimal ins Schwarze treffen. Somit war es auch wenig verwunderlich, dass Flames Headcoach Bob Hartley zu Beginn dieser Spielzeit große Stücke auf den Linksaußen hielt und für ihn sogar einen Platz in der zweiten Sturmformation neben Michael Cammalleri und Center Mikael Backlund bereit hatte.

In den ersten vier Saisonpartien lief es für den jungen Schweizer gar nicht einmal so schlecht, er bekam eine Menge Eiszeit und war durchaus ein Aktivposten bei den Westkanadiern. Sein größtes Manko, für einen Stürmer leider eines, nachdem man hauptsächlich bemessen wird, war die mangelnde Chancenverwertung und somit blieb Bärtschi tor- und punktlos.

Wie so oft: Wenn man schon kein Glück hat, dann kommt auch noch Pech hinzu. Ende Januar zog sich der Berner im Training eine Verletzung am Hüftmuskel zu.

„Ich bin mit dem linken Schlittschuh im Eis hängengeblieben, die Beine haben sich gespreizt und ich habe sofort einen Schmerz verspürt. Als ich erfahren habe, dass es sich um eine so schwerwiegende Verletzung handelt, aufgrund der ich pausieren muss, war ich schon sehr enttäuscht.“,

schilderte Bärtschi sein Unglück von damals. Er fügte aber auch postwendend hinzu, dass er sehr hart daran arbeiten werde, um so schnell wie möglich 100 Prozent fit wieder zurückzukommen und seinem Team dann zu Siegen zu verhelfen.

Aus diesem Vorhaben wurde leider nicht viel. Es siegten weder die Flames recht häufig noch konnte Bärtschi kräftig punkten. Ein Assist am 28. Februar gegen die Avalanche war seine einzige Ausbeute. In seiner letzten Partie für die Flames am 6. März gegen die San Jose Sharks wurde Bärtschi im letzten Drittel gar nicht mehr auf das Eis geschickt und bekam insgesamt nur noch gut acht Minuten Eiszeit. Dem darauffolgenden Auftritt seiner Flames gegen die Anaheim Ducks musste er sogar von der Tribüne aus zusehen. Nachdem der Schwede Backlund seine Verletzung auskuriert hatte und der Mannschaft wieder zur Verfügung stand, musste Bärtschi seinen Platz räumen.

Der junge Berner sollte sich damit trösten, dass es eben wenig Sinn für seine Karriere macht auf der Tribüne oder Spielerbank eines NHL-Teams zu verkümmern. Im Farmteam hat er die Möglichkeit sein großes Talent weiter zu entfalten und psychisch den Rückschlag zu verarbeiten. Des Weiteren bekommt Bärtschi die Zeit sich körperlich zu entwickeln, um eben auch physisch mit gestandenen Verteidigern in der Liga mithalten zu können. Mit der Entscheidung schützen die Flames ebenfalls ihren Erstrundendraftpick von 2011 vor allzu großen Erwartungen des Umfelds, von lokaler Presse und Fans in Alberta. Er wird wieder weniger im Rampenlicht stehen und kann sich ganz und gar auf sich und seine Leistungen konzentrieren. Es handelt sich keineswegs um eine Degradierung, sondern um einen Lernprozess, den schon viele, jetzt gestandene, NHL-Spieler in ihrer Laufbahn durchmachen mussten. Fragen Sie einmal die ehemaligen Stanley Cup Gewinner Martin St. Louis, Ryan Getzlaf und Patrick Elias.

Ich bin mir sicher, dass dieser Schritt zurück in die AHL Bärtschi in naher Zukunft zwei Schritte nach vorne bringen wird.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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