Grubauer hofft auf eine Fortsetzung

Er ist zurück in Hershey in der AHL. Bereits am Samstag und Sonntag stand Philipp Grubauer wieder für die Hershey Bears, dem Farmteam der Washington Capitals, auf dem Eis und fuhr zwei Siege ein. Statt fast 20.000 Zuschauer im Wells Fargo Center und etlichen mehr vor den Fernsehschirmen, musste sich der 21-jährige Rosenheimer wieder vor immerhin knapp 10.000 Fans im heimischen Giant Center beweisen.

Gut eine Woche nach seinem erfolgreichen „Ausflug“ in die beste Eishockeyliga der Welt muss der deutsche Nachwuchstorhüter in den Niederungen der AHL seine Leistungen abrufen, um vielleicht in Zukunft erneut eine Chance wie letzten Mittwoch zu bekommen, als er wegen einer kurzfristigen Erkrankung von Backup Michal Neuvirth abends einen Anruf bekam. „Ich habe mir noch das Spiel gegen Carolina im Fernsehen angeschaut und dann hat plötzlich das Telefon geklingelt und der Manager hat mir gesagt, dass ich morgen nach Philadelphia fahren muss“, erzählt Grubauer rückblickend.

„Alle haben mich sehr nett aufgenommen“, betont er auf die Frage nach dem ersten Kontakt zu den Topstars. „Schließlich waren sie ja auch mal als junge Spieler in die Liga gekommen.“ Am Abend saß er dann beim Spiel der Flyers gegen seine Capitals erstmals in der NHL auf der Bank. Normal ist die Wahrscheinlichkeit eines Einsatzes eher gering, doch als Stammtorhüter Braden Holtby nach fast 35 Minuten Spielzeit vier Gegentreffer kassiert hatte, schickte Trainer Adam Oates den jungen Deutschen zwischen die Pfosten. „Ich bereite mich immer darauf vor zu spielen, auch wenn ich zunächst nur auf der Bank sitze und das habe ich in dem Fall nicht anders gemacht“, merkt Grubauer an und ist sich der Chance bewusst, die er halten hat: „Der Trainer hätte mich trotz des Rückstandes nicht einwechseln müssen, aber er hat es getan. Ich sah mich daher verpflichtet, das in mich gesetzte Vertrauen zu rechtfertigen.“

Und wie er das tat. In den restlichen 25 Minuten wehrte Grubauer, der schon mit 16 Jahren nach Nordamerika ging, alle 14 auf ihn abgegebenen Torschüsse von Philadelphia ab. „Gruby kam rein und hat eine ausgesprochen gute Arbeit geliefert“, war auch Holtby von ihm begeistert. „Er hat sehr ruhig ausgesehen. Er hat deren Lauf gestoppt und uns eine Chance gegeben zurück zu kommen.“

„In der NHL kochen sie auch nur mit Wasser“, blickt Grubauer, der nur ein paar Tage zuvor seinen ersten Shutout in der AHL verbucht hatte, äußerst bodenständig auf das Spiel zurück und fügt aber gleichzeitig hinzu: „Die Fähigkeiten der Spieler sind natürlich höher und das Spiel viel schneller. Daran musste ich mich schon sehr schnell gewöhnen.“ Dies gelang ihm relativ gut, denn sein Ziel konnte er auf jeden Fall erreichen: „Ich wollte wie in jedem Spiel ohne Gegentor bleiben und eine Blamage für meine Mannschaft verhindern.“

Der Oberbayer, der bei den Star Bulls Rosenheim sein Handwerk erlernt hat und in den USA nur seine Familie, sowie das gute bayerische Essen vermisst, wurde bereits am darauf folgenden Tag wieder zurückgeschickt. Er wird aber weiter an sich arbeiten, um erneut eine Chance zu bekommen. Verbesserungspotenzial sieht er bei sich vor allem im Lesen des Spieles und die Beherrschung des Pucks mit dem Schläger. Nützliche Tipps bekommt Grubauer bei Washington von zwei ganz besonderen Trainern, die das deutsche Eishockey gut kennen, nämlich Chef Dave Prior, der schon für die deutsche Nationalmannschaft gearbeitet hat und seinem Assistenten, dem ehemaligen deutschen Nationalspieler und langjährigen Capitals-Schlussmann Olie Kolzig. „Er weiß einfach wovon er spricht“, schwärmt Grubauer von Kölzig. „Das versuche ich natürlich alles aufzunehmen. Wir haben mit ihm und Chef Dave Prior das wohl beste Trainerduo der NHL.“

Trotzdem muss sich Philipp Grubauer, der das Wirken der anderen jungen Deutschen in der OHL oder AHL genau verfolgt und zu den meisten regelmäßig Kontakt hat, in Geduld üben, weil er mit dem 23-jährigen Kanadier Holtby und dem 24-jährigen Tschechen Neuvirth ebenfalls zwei junge Torhüter vor sich hat. Das ist aber für ihn kein Grund Trübsal zu blasen: „Es zeigt mir, dass die Mannschaft auf junge Torhüter setzt. Ich werde weiterhin in der AHL hart arbeiten und für gute Statistiken alles geben, um eine erneute Chance in der NHL zu bekommen.“

Zu wünschen wäre es ihm, weil er mit seinem Auftritt Appetit auf mehr Grubauer im Trikot der Capitals gemacht hat. Vielleicht hat er dann auch die Möglichkeit alles etwas länger zu genießen, weil er selbst eine Woche danach noch sagt: „Ich kann es noch gar nicht richtig fassen, was da passiert ist, weil alles so schnell ging.“

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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