Es begann in Philadelphia

Simon Gagne und Philipp GrubauerFür Simon Gagne und Philipp Grubauer bleibt Philadelphia für immer ein Ort der Erinnerung.

Auf den ersten Blick war die Partie zwischen den Philadelphia Flyers und den Washington Capitals im Wells Fargo Center nichts Besonderes. Es empfing der zu diesem Zeitpunkt in der Eastern Conference Neuntplatzierte den Tabellenvorletzten aus der US-Hauptstadt.

Es traten also zwei Mannschaften gegeneinander an, die im bisherigen Saisonverlauf weit hinter den selbst gesteckten Erwartungen geblieben waren. Auch der durchaus standesgemäße Ausgang der Partie, sie endete mit 4-1 Toren für die Hausherren, lässt keine Rückschlüsse darauf zu, dass an diesem Mittwochabend in Philadelphia wirklich etwas Außergewöhnliches passiert sei. Doch der äußerliche Schein trügt. Für zwei Protagonisten auf dem Eis war es sogar ein ausgesprochen emotionaler Abend.
Simon Gagne ist wieder ein Flyer! Vergangenen Dienstag tauschten die Los Angeles Kings den erfahrenen Flügelstürmer gegen einen noch näher zu bestimmenden Draft Pick in der vierten Runde ein und der 32-Jährige bestieg umgehend ein Flugzeug in Richtung Osten. Obwohl Gagne nicht einmal am Morning Skate vor der Begegnung teilnehmen konnte, fügte er sich nahtlos in das Spielsystem seiner neuen, alten Kollegen ein. Er stand zunächst in der Sturmformation mit Maxim Talbot und Sean Couturier. Ein Grund warum Philadelphias Headcoach Peter Laviolette auf seine Verpflichtung gedrängt hatte, dürfte aber auch gewesen sein, dass der erfahrene Angreifer so vielfältig einsetzbar ist, auch in den Special Teams bei Über- oder Unterzahl.

Die knapp 20.000 Besucher im weiten Rund der Arena bereiteten Gagne nach seiner Heimkehr einen warmen Empfang vor. In einer Werbepause im ersten Drittel wurde auf dem Stadionwürfel ein Video mit Höhepunkten aus seiner ersten Zeit bei den Flyers unter tobendem Applaus der Fans eingespielt. Der sichtlich gerührte Profi bedankte sich mit einem Wink an seine Anhänger. Noch mehr Freude dürfte diesen bereitet haben, dass Gagne im Mitteldrittel bewies, dass er auch das Tore schießen keinesfalls verlernt hat. Seinen zuvor letzten NHL-Treffer hatte er am 17. November 2011 markiert.

Die Flyers standen zu Beginn des Mitteldrittels mit einem Mann mehr auf dem Eis als kurz bevor die Strafe abgelaufen war Brayden Schenn seinen freistehenden Mitspieler sah und dieser eiskalt abschließen konnte. Bei den Kings, für die er in dieser Saison nur elf Spiele bis zum 17. Februar bestritten, zuletzt nur noch gut zwölf Minuten Eiszeit bekommen hatte und sogar sechs Mal ganz aus dem Kader gestrichen wurde, war Gagne in Misskredit gefallen. Kein einziger Treffer war ihm für die Südkalifornier in dieser Saison gelungen. Daran denkt der Linksaußen nun nicht mehr:

„Das gehört zu diesem Sport, doch das habe ich hinter mir gelassen und ich konzentriere mich ganz auf meine Aufgaben bei den Flyers, dass diese Siege einfahren werden“,

und fügte nach seinem ersten Auftritt auch gleich hinzu, dass er sich sehr wohl fühlt und überhaupt nicht den Eindruck hat, als wäre er jemals fort gewesen:

„Als ich vor der Partie in die Arena kam, kannte ich noch so viele. Ich wurde schon beim Aufwärmen herzlichst empfangen. Ja, das ist schon ein Gefühl als käme man heim.“

Von Philadelphia 1998 in der ersten Draftrunde gezogen, spielte der Frankokanadier zehn Jahre lang für die Flyers und erzielte hierbei 259 Saisontore sowie 265 Assists. Im Sommer 2010 kam dann der Wechsel zu den Tampa Bay Lightning, bei denen er aber nur ein Jahr blieb und sich dann den Entschluss fasste als Free Agent bei den Los Angeles Kings zu unterschreiben. Richtig Fuß fassen und glücklich werden, obwohl die Kings sogar Stanley Cup Champion wurden, das gelang Gagne dort nie, auch aufgrund diverser Verletzungsmiseren.

Am Mittwoch verhalf er aber indirekt einen Deutschen dazu, dass dieser den größten Moment seiner Eishockeykarriere erleben durfte. Nachdem Washingtons Schlussmann Braden Holtby nach einer guten halben Stunde bereits vier Gegentore eingeschenkt bekommen hatte, schlug die Zeit von Philipp Grubauer. Holtby musste seinen Kasten räumen und der 21-Jährige Rosenheimer durfte zum ersten Mal NHL-Luft schnuppern. Erst am Vortag wurde der junge deutsche vom Farmteam der Capitals in der AHL, den Hershey Bears, in den Kader berufen und er machte seine Sache fehlerfrei. In den 25 Minuten und fünf Sekunden seines Einsatzes kamen 14 Schüsse auf sein Tor und alle 14 wurden seine Beute. es ist verständlich, dass trotz der Niederlage Grubauer überglücklich war:

„Ein Traum wurde für mich wahr. Hiervon habe ich geträumt, seit ich begann Eishockey zu spielen und was soll ich sagen, es war einfach nur phantastisch. Ich habe versucht besser zu werden, Vertrauen in mich zu schaffen und der Organisation (Capitals) zu zeigen, dass ich meine Sache auch ganz gut machen kann.“

Dies ist dem jungen Oberbayern geglückt! Auch wenn Grubauer mittlerweile wieder ins Farmteam zurückbeordert wurde, vielleicht wird auch er wie Gagne einmal sagen können.

„Hier in Philadelphia hat alles begonnen!“

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert