Nödl kämpft um seine Chance

Der Österreicher Andreas Nödl sieht nach dem Spiel bei den New Jersey Devils verschwitzt aus. Seine Mannschaft hat soeben die Begegnung beim Stanley Cup Finalisten des letzten Jahres mit 4-2 gewonnen und den zweiten Sieg innerhalb von nur 24 Stunden eingefahren.

Trotzdem ist er zufrieden, wenigstens auf dem Eis gestanden zu haben. Für ihn keine Selbstverständlichkeit, nachdem er sich zu Saisonbeginn plötzlich überraschend im AHL Farmteam in Charlotte wiederfand und erst am 30. Januar zurück zu den Carolina Hurricanes in die NHL berufen wurde. Seitdem hat der 25-jährige Österreicher auch erst sein viertes Spiel absolviert, weil er vom 4. bis 9. Februar für drei Spiele von seinem Trainer Kirk Muller nicht aufgestellt wurde. Da fällt es natürlich schwer, seine Qualitäten zu zeigen und sich in der Mannschaft bzw. der NHL zu etablieren.

„Deutsch oder Österreich“, fragt Nödl, als ich mich ihm vorstelle. Als ich mich als ersteres „oute“, huscht ein breites Lachen über sein Gesicht und es ist klar, an was er sofort denkt. „Wir hatten in der Frühe Training und ich habe nur das Ergebnis gesehen“, fügt er hinzu. „Meine Mutter hat mich dann sofort angerufen und es ist natürlich super für uns und jeder freut sich darauf.“ Gemeint sind die Olympiaqualifikation seines Nationalteams am letzten Wochenende für Sotchi 2014 und der damit verbundene Sieg über Deutschland: „Sie schlagen uns immer wieder im Fußball und im Eishockey und da ist es schön auch einmal gegen sie zu gewinnen“.

Glücksgefühle, die der im Jahr 2006 bereits in der zweiten Runde von Philadelphia gedraftete Nödl für seine eigene Karriere gut gebrauchen kann, obwohl er am besagten Sieg nicht beteiligt war. „Gute Frage“, sagt er, als ich ihn darauf anspreche, warum er an seine gute Spielzeit 2010-11 bei den Flyers, wo er in 66 Saisonspielen elf Tore erzielen und weitere elf vorbereiten konnte, nicht mehr anknüpfen kann und mittlerweile um seinen Platz in der NHL kämpfen muss: „Es kommt immer darauf an, wie viel und mit wem man spielen darf.“

Eine Tatsache, die es ihm derzeit schwer macht, sich zu beweisen, denn Nödl muss sich weiter mit Leistung aufdrängen. Ein Fakt, der allerdings schwer wiegt, wenn pro Partie lediglich knapp neun Minuten Eiszeit herausspringen: „Es ist ein großer Konkurrenzkampf und wenn du ein paar schlechte Trainings und Spiele hast, dann weißt du nicht was passiert. Aber man lernt viel und muss die Dinge so annehmen, wie sie nun mal sind.“

Dazu gehören auch überraschende Zurückstufungen ins Farmteam, wie es ihm am Anfang der Saison passiert ist. Dass die Begründung des Trainerstabs gegenüber dem 25-jährigen Nödl war, dass sie auf jüngere Spieler setzen wollen zeigt, wie dünn das Eis und knallhart das Geschäft ist. Zum Glück für ihn war dieses Intermezzo nur eineinhalb Wochen lang.

Am Vorabend beim 6-4 Erfolg bei den New York Islanders konnte der Stürmer mit der Nummer 14 beim 1-1 durch Tim Wallace mit einer Vorlage seinen ersten Punkt in dieser Saison feiern, nachdem er zuvor drei Spiele von der Tribüne aus verfolgen musste. Erschwerend zur Gesamtsituation kommt für ihn dazu, dass sein Vertrag am Saisonende ausläuft, also auch ein Wechsel jederzeit im Bereich des möglichen liegt.

Die Situation seiner Mannschaft aus dem Südosten der USA schätzt der in Wien geborene Andreas Nödl weniger kritisch als seine eigene ein: „Wir haben mit Jordan Staal und Eric Staal, sowie Alexander Semin eine super Mannschaft, aber wir müssen schauen, was daraus wird.“

Ein großer Konkurrent im Osten werden die Buffalo Sabres sein, wo mit Thomas Vanek das Aushängeschild Österreichs spielt. Kontakt haben die beiden während der Saison nicht wirklich. „Es beschränkt sich auf eine SMS im Monat“, erläutert Nödl und zeigt sich gleichzeitig fasziniert, von dem was sein Landsmann leistet und dass er die Scorerliste der NHL anführt: „Es ist Wahnsinn. Ich habe sein Spiel gegen Boston im Fernsehen gesehen, wo er fünf Punkte gemacht hat. Es ist gut für Österreich und für Mitteleuropa, dass man hier sieht, dass es nicht nur gute Skandinavier oder Osteuropäer gibt, sondern auch Deutschland und Österreich eine gute Qualität im Eishockey haben.“

Ein guter Schlusssatz, der dann wieder zeigt, dass Nödl trotz aller am Anfang des Gesprächs gezeigten Rivalität doch auch Gemeinsamkeiten beider Länder sieht.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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