Viele Stürmer aus der Schweiz hat die NHL noch nicht gesehen, obwohl die Erfolge der Nationalmannschaft in der Vergangenheit, aber auch das Auftreten der Junioren bei der diesjährigen Weltmeisterschaft viel Potenzial offenbarten. Manchen Experten sagen vielleicht die Namen Patrick Fischer, Reto von Arx und Michel Riesen noch etwas, aber deren Gastspiel in Nordamerika war eher von kurzer Dauer.
Der europäische Alpenstaat glänzte bisher in Übersee überwiegend mit defensiven Aushängeschildern, wie New York Islanders Kapitän Mark Streit oder die Torhüter David Aebischer, Martin Gerber oder aktuell Jonas Hiller von den Anaheim Ducks.
Nachvollziehbar, dass einer unter ganz besonderer Beobachtung steht, der dieses Jahr sein Glück bei keinem geringeren Klub wie den ambionierten Detroit Red Wings sucht. Der in Oberlunkhofen im Kanton Aargau geborene Stürmer Damien Brunner wartete einige Jahre mit Topleistungen in der schweizerischen Nationalliga beim EV Zug auf, wo er in der letzten Saison mit 60 Scorerpunkten in 45 Spielen Topscorer wurde, und empfahl sich so für ein Engagement in der besten Liga der Welt, der NHL.
Einige Teams wollten sich im Sommer die Rechte an dem ungedrafteten Spieler sichern und buhlten um seine Gunst. Das Rennen machten schließlich die Detroit Red Wings, was es aufgrund der Dichte des Kaders dieses Spitzenteams für einen neuen Mann nicht einfacher macht, sich letztendlich durchzusetzen.
„Damien bekommt, was er verdient, nichts anderes“,
sagte Trainer Mike Babcock trocken, als er ihn zum Ende des kurzen Trainingscamps in den Kader für die erste Saisonphase berief. Für Brunner, der einen Zwei-Wege-Vertrag besitzt, also jederzeit in die AHL geschickt werden kann, hatte es sich offenbar ausgezahlt, dass er sich während des Austandes in der NHL bei seinem bisherigen Klub EV Zug schon einmal mit den zukünftigen Detroiter Mannschaftskollegen Pavel Datsyuk und Henrik Zetterberg einspielen konnte. 57 Scorerpunkte in 33 Spielen sammelte der 26-jährige Offensivmann bis zu seiner „Abberufung“ nach USA. Nun soll die Arbeit der erfolgreichen Reihe auch in der NHL fortgesetzt werden.
Dass Damien Brunner für Detroit ein Gewinn sein wird, daran hat Babcock im Interview mit der Neue Luzerner Zeitung vor der Saison keine Zweifel gelassen:
„Unsere besten vier Stürmer sind allesamt Linksschützen und hervorragende Defensivstürmer. Brunner ist Rechtsschütze und wir wissen noch nicht genau, wie gut er gegen hinten arbeitet. Aber die Präsenz der anderen Akteure eröffnet ihm gewisse Freiheiten.“
Freiheiten, die er nutzen sollte, denn letztendlich werden in erster Linie Tore und Vorlagen das sein, was zählt und ihn auf Dauer zu einem NHL-Spieler machen werden.
„In der NHL sind von den Stürmern Tore gefragt“, weiß auch Michel Riesen, der 1997 von den Edmonton Oilers in der ersten Runde an 14. Stelle gedraftet wurde, aber dort nur 12 Einsätze absolvieren konnte. Er sieht sogar für die Europäer gewisse Nachteile:
„Ich glaube, dass die Nordamerikaner gegenüber den europäischen Stürmern und insbesondere den Schweizern gewisse Vorurteile haben, was die Qualitäten betrifft. Diese müssen sich im Vergleich zu den einheimischen Stürmern mehr beweisen. Das könnte auch Damien Brunner zu spüren bekommen.“
Ängste, die kaum nachvollziehbar sind, wenn man die ersten Auftritte des Centers mit der Nummer 24 gesehen hat. Sein erstes NHL-Spiel hatte er sich sicher anders vorgestellt, als gegen die St. Louis Blues mit 0-6 unterzugehen. Doch wie man sich medienwirksam in die Schlagzeilen katapultiert, bewies Brunner in der Nacht von Montag auf Dienstag beim Spiel gegen die Columbus Blue Jackets. In der vierten Runde des Shootouts wurde er auf das Eis geschickt, nachdem alle anderen Schützen zuvor gescheitert waren. Äußerst cool und abgezockt wandte er ausgerechnet den Trick an, den er Datsyuk abgeschaut hatte: Er zog die Scheibe nach einer nach rechts angetäuschten Bewegung hinter dem Körper nach links und schob den Puck ins rechte untere Torwarteck. Der gegnerische Torhüter Sergei Bobrovsky hatte somit keine Abwehrchance.
Nicht nur die Kommentatoren von NBC bezeichneten den Treffer gleich als Highlight, das Tor verbreitete sich flugs im Internet nicht nur in USA und Kanada, sowie der Schweiz, sondern überall auf der Welt, wo Eishockey kein Fremdwort ist. Damien Brunner hat damit seinen Namen schnell in die Erinnerung der Fans gebracht und ist dabei das umzusetzen, was der ehemalige NHL-Spieler und jetzige Assistenztrainer des HC Lugano Patrick Fischer vor der Saison bereits angedeutet hatte:
„Ich habe keinen Zweifel daran, dass er die NHL rocken wird.“
Und gegen Dallas der Torschütze des Tores der Wings.