Sturmreihen und ihre Namen

Außergewöhnliche Sturmreihen verdienten sich besondere Namen, eine schöne Tradition über Jahrzehnte.

Die Detroit Red Wings und Montreal Canadiens hatten eine, die New York Rangers ihre und die Boston Bruins sogar deren zwei, die Erwähnung finden sollen: Historische Sturmreihen, die einem in Erinnerung geblieben sind, obwohl Ihr Schaffen und Wirken schon bis zu einem Dreivierteljahrhundert zurückliegt.

Journalisten, Fans, Teamkollegen oder auch Gegner sahen sich dazu bewegt, ihnen eigene Namen zu geben, welche die Art und Weise ihres Offensivspiels, ihre Eigenheiten oder ihre Herkunft wiederspiegeln sollten. Die Kreativität kannte bei der Namensfindung jener Sturmformationen keine Grenzen. Einige sind, trotz ihrer obskuren Bezeichnungen, auch mehr oder minder in Vergessenheit geraten.

Bei den Vancouver Canucks gab es in den 80er Jahren eine ‚Chaos Line‘ mit Marc Crawford, Ron Delorme und Gary Lupul, die Washington Capitals hatten im gleichen Jahrzehnt die ‚Plumber Line‘ (Klempner Reihe) mit Alan Haworth als Center umgeben von Greg Adams sowie Craig Laughlin an den Flügeln und bei den Toronto Maple Leafs gab es Mitte der 30er Jahre eine ‚Woolworth Line‘, benannt aufgrund der Trikotnummern der Spieler Nick Metz, Pep Kelly und Art Jackson, da zu jener Zeit 5, 15 und 20 die am häufigsten ausgezeichneten Preise in der allseits bekannten Warenhauskette waren.

Die, der Chronologie folgend, hier als erste erwähnte Sturmformation ist sicherlich auch die im deutschen Sprachraum bekannteste. Zwischen 1937 und 1947 standen Center Milt Schmidt, Linksaußen Woody Dumart und Rechtsaußen Bobby Bauer sieben Spielzeiten lang für die Boston Bruins gemeinsam auf dem Eis und gingen als ‚Kraut Line‘ in die Eishockeyannalen ein. Der Name Kraut rührte daher, dass alle drei Stürmer aus der damals knapp 40.000 Seelen großen Gemeinde Kitchener, Ontario stammten, in der sich viele deutsche Auswanderer angesiedelt hatten. Namensgeber war Canadiens Verteidiger und zweifache Stanley Cup Champion von 1930 und 1931 Albert Leduc.

1935 sicherten sich die Bruins die Rechte an den drei Eishockeytalenten aus der kanadischen Provinz und vereinten sie zwei Jahre später zu einer Reihe, die Geschichte schreiben und ihnen zwei Stanley Cup Triumphe in den Jahren 1939 und 1941 bescheren sollte. In der Spielzeit zwischen den beiden Titelgewinnen belegte die ‚Kraut Line‘ mit den 52 von Schmidt bzw. den 43 Punkten von Dumart und Bauer die ersten drei Plätze in der Scorerwertung, was bis dato ein Novum in der NHL-Historie darstellte. Als Bobby Bauer 1947 seine Schlittschuhe an den Nagel hängte, hatte es die ‚deutsche Reihe‘ auf insgesamt 781 Scorerpunkte gebracht.

Zehn Jahre später sollte erneut eine Reihe des Traditionsteams für Furore sorgen. Die Bruins verpflichteten 1957 Johnny Bucyk von den Detroit Red Wings, der ebenso wie Vic Stasiuk ukrainische Wurzeln hatte. Komplettiert wurde das Trio durch Bronco Horvath. Geographisch nicht ganz korrekt, da die Vorfahren von Horvath aus Ungarn stammten, wurde die osteuropäische Sturmformation als ‚Uke Line‘ bekannt. In den vier Jahren, die sie auf Torjagd ging, produzierte die ‚Uke Line‘ 251 Treffer sowie 371 Assists.

Gleich in zweifacher Hinsicht ihren Namen alle Ehre machte die ‚Punch Line‘ der Montreal Canadiens. In der Weise wie Toe Blake, Elmer Lach und Maurice Richard erfolgreiches Eishockey interpretierten, körperbetont und im Abschluss zielstrebig, im Sinne von Punchline als Pointe, sind sie noch heute der Inbegriff vom ‚Old Time Hockey‘.

Canadiens Trainer Doug Irvin hatte sich in der Saison 1943/44 dazu entschlossen Lach als Center zwischen Blake und Richard zu stellen und die neuformierte Reihe sollte vier Spielzeiten lang die Liga beherrschen. In drei aufeinanderfolgenden Jahren waren die drei Stürmer die erfolgreichsten Scorer der Frankokanadier. Sie führten ihre Mannschaft zu zwei Stanley Cup Triumphen 1944 sowie 1946 und nach der Spielzeit 1944/45 wurden sie gemeinsam in das First All-Star Team der Liga berufen.

Effizienz war ebenso das Markenzeichen von Detroits Topsturmreihe Ende der 40er bis Anfang der 50er Jahre und so ist es nicht weiter verwunderlich, dass die 1947 von Red Wings Headcoach Tommy Ivan zusammengestellte Formation mit Ted Lindsay, Gordie Howe und Sid Abel den Namen ‚Production Line‘, auch als Ode an die Autostadt Detroit, bekam. Die drei perfektionierten auf Anhieb ihr Zusammenspiel, avancierten zu den Topscorern ihres Teams. 1950 belegten sie die drei ersten Ränge auf der NHL-Scorerliste und erreichten mit dem Gewinn des Stanley Cups ihren größten gemeinsamen Triumph. Sid Abel wechselte zur Saison 1952/53 als Spielertrainer zu den Chicago Blackhawks und mit Alex Delvecchio fand sich ein neuer Center für die Torfabrik der Red Wings.

Gleich zehn Jahre, von 1965 bis 1975, spielten Rod Gilbert, Vic Hadfield und Jean Ratelle bei den New York Rangers zusammen und bekamen dabei den Namen ‚GAG Line‘ verabreicht, was als Abkürzung für Goal-A-Game (Tor pro Spiel) steht. Ihre erfolgreichste Spielzeit hatte die ‚GAG Line‘ 1971/72 als alle drei Stürmer 40 oder mehr Saisontreffer erzielen konnten, während es der viertbeste Ranger nur auf 24 brachte. Bis in das Stanley Cup Finale drangen die Rangers in diesem Jahr vor, mussten sich dann aber den Boston Bruins, und hier schließt sich der Kreis zu oben, in sechs Spielen geschlagen geben.

Die Zeiten, dass drei Spieler über Jahre hinweg eine Sturmeinheit bilden können, sind dem Umstand häufigerer Spielerwechsel oder einer veränderten taktischen Ausrichtung geschuldet, seltener, doch noch immer sind Medien oder Fans erfreulicherweise findig genug, um Spitznamen für die Topformationen ihrer Franchises zu kreieren.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

2 Gedanken zu „Sturmreihen und ihre Namen

  1. Relativ kurz aber legendär und deshalb eigentlich erwähnenswert wäre die gemeinsame Zeit von Eric Lindros, John LeClair und Mikael Renberg als ‚Legion Of Doom‘.

    Immerhin brachten es die drei Spieler der Philadelphia Flyers von 1995-1997 auf 666 Punkte in der Regular Season und 130 Punkte in den Playoffs.

    An dieser Stelle mal eine Anerkennung und Dank für die kontinuierliche Arbeit, etwas NHL auch fürs deutsche Publikum aufzubereiten. Ich lese euch seit über zehn Jahren immer wieder gerne! Macht weiter so!

    Viele Grüße,
    Shutout

  2. Es ging halt um Reihen, die längere Zeit zusammen gespielt haben, das gab es halt vor allem in früheren Zeiten.

    …sonst würde hier, für mich als Vancouver-Fan, noch der West Coast Express fehlen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert