Die Dynastie der Leafs

Die Toronto Maple Leafs bildeten eine Dynastie in den 60er Jahren – eine Zeitreise.

Die 60er Jahre waren ein Jahrzehnt der Veränderung, geprägt von Konflikten zwischen Ost und West, die sich im Kalten Krieg feindlich gegenüber standen. Auch im Inneren der westlichen Nationen gab es Widerstand. Die Jugend rebellierte gegen bestehende Normen und entwickelte einen eigenen, neuen Lebensstil. In der Musik standen die Rolling Stones und die Beatles für den Beginn einer neuen Ära.

In der National Hockey League waren es vor allem zwei Mannschaften die dominierten. Zum einen der Stanley Cup Rekordsieger, die Montreal Canadiens und zum anderen die Toronto Maple Leafs.

 

Mit Brian Burke als Manager und Randy Carlyle als Headcoach an der Spitze, jenem Duo das im Jahre 2007 die Anaheim Ducks überraschend zu einem Titelgewinn geführt hatte, möchten die Toronto Maple Leafs wieder an die alten glorreichen Zeiten anknüpfen. Das große Traditionsteam aus der ostkanadischen Metropole ist die einzige von den 30 Mannschaften der NHL, die in allen sieben Spielzeiten seit 2005 die Playoffs verpasst haben.

Dabei gibt es nur wenige Franchises in der Liga bei denen die Voraussetzungen, eine erfolgreiche Mannschaft ins Rennen um den Titelgewinn zu schicken, so gegeben sind wie in Toronto. Die Maple Leafs sind eine Institution in Ontario und stehen anders als jene Teams im Süden der Staaten finanziell auf festem Boden. Eine ganze Region fiebert an den Spieltagen mit ihren Leafs und am Morgen danach sind sie, unabhängig von Sieg oder Niederlage, das Gesprächsthema Nummer 1 in den Büros und Geschäften der einwohnerstärksten Stadt Kanadas.

Seit dem Umzug vom ehrwürdigen Maple Leaf Garden in das Air Canada Center, das im Februar 1999 seine Tore erstmals geöffnet hatte, ist jede Partie der Maple Leafs ausverkauft und das obwohl hier die Ticketpreise zu den teuersten der Liga zählen.

Die letzten ganz großen Erfolge der Leafs liegen jedoch schon Jahrzehnte zurück, hiervon zehren ihre Anhänger, ob jung oder alt, noch heute. Generationenübergreifend ist es die Erinnerung daran, das Wissen darüber, dass ihre Leafs Anfang der 50er Jahre schon einmal mehr Titelgewinne hatten einspielen können, als der ewige frankokanadische Rivale, die Montreal Canadiens, was die Fans der Leafs Jahr für Jahr hoffen lässt, dass auch ihr Team wieder einmal ganz oben stehen wird. So wie zuletzt am 2. Mai 1967, als sie im sechsten Spiel des Stanley Cup Finales die Montreal Canadiens mit 2-1 bezwangen und damit Revanche nehmen konnten für die Finalniederlage sieben Jahre zuvor.

Dabei hatte die Endspielserie gar nicht gut für die Leafs begonnen. Das erste Spiel im Forum von Montreal waren sie 2-6 unterlegen gewesen. Es schien so als hätte ihnen das Halbfinale über sechs Partien gegen die Chicago Blackhawks deutlich mehr Kraft gekostet, als jenes der Canadiens, welche die New York Rangers mit einem ‚Sweep‘ aus dem Rennen geworfen hatten. Die Leafs bissen jedoch auf die Zähne und konnten das zweite Spiel mit 3-0 für sich entscheiden. Erstmals in der Serie in Führung gehen konnte Toronto auf heimischen Eis mit einem 3-2 Overtimeerfolg dank ihres überragenden Schlussmanns Johnny Bower. Der damals schon 42-jährige Torsteher verletzte sich vor dem vierten Aufeinandertreffen, in dem die Hausherren sich den Frankokanadiern mit 2-6 Toren geschlagen geben mussten.

Die Leafs hatten einen weiteren Ausnahmetorwart im Kader stehen – Terry Sawchuk. Zurück in Montreal gingen die Canadiens mit 1-0 in Führung, doch Sawchuk ließ keinen weiteren Gegentreffer mehr zu und die Leafs gewannen Spiel 5 mit 4-1. Richtig nervenaufreibend wurde es für die Fans im Leafs Garden in der sechsten Partie. Mit einer 2-0 Führung starteten die Hausherren in das letzte Drittel, dann gelang den Gästen der Anschlusstreffer und die Canadiens drängten auf den Ausgleich.

In der letzten Spielminute bei einem Bully der Canadiens im Verteidigungsdrittel der Leafs nahm Montreals Trainer Toe Blake Torwart Gump Worsley aus dem Kasten und die Leafs schickten ihre erfahrensten Spieler auf das Eis um die Führung über die Zeit zu retten. Red Kelly gewann das Bully gegen Yvan Cournoyer, passte die Scheibe zu Bob Pulford, der sie über die blaue Linie brachte und dann an Teamkapitän George Armstrong weitergab. Armstrong traf 47 Sekunden vor Spielende mit einem Handgelenkschuss ins verwaiste Netz zum viel umjubelten 3-1 Endstand.

Mit diesem Tor ihres Kapitäns zu ihrem 13. und letzten Titelgewinn endete für die Toronto Maple Leafs eine Dynastie von vier Stanley Cup Siegen in den 60er Jahren (1962, 1963, 1964 und 1967), die alle einen Namen trugen, jenen ihres damaligen Managers und Trainers Punch Imlach.

Einher mit dem Ende dieser Ära der Leafs begann auch eine neue Zeitrechnung in der NHL. Im Jahr danach wurde die Liga um weitere sechs Mannschaften, die Los Angeles Kings, Minnesota North Stars, Philadelphia Flyers, Pittsburgh Penguins und die Oakland Seals auf zwölf Teams erweitert. Die Canadiens konnten sich dieser Konkurrenz mit sechs Titelgewinnen in der folgenden Dekade noch erwehren, doch Anfang der 80er Jahre entstanden neue Dynastien.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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