Streit, der Kapitän

Mark Streit ist auf und abseits des Eises ein wahrer Teamleader.

Die wichtigsten Eigenschaften, die einen Mannschaftskapitän auszeichnen sind Verlässlichkeit, Disziplin, die Fähigkeit zu motivieren, Ehrlichkeit, Selbstbewusstsein, mentale Stärke, emotionale Stabilität und nicht zu vergessen Verantwortungsbewusstsein auf dem Eis und abseits desselbigen.

Mark Streit vereint alle diese Adjektive in seiner Person und so war es naheliegend, dass sich die New York Islanders vor Beginn der Spielzeit 2011/12, am 21. September 2011, dazu entschieden, den Verteidiger zum Teamkapitän ihrer relativ jungen Mannschaft zu ernennen. Er ist damit der erste Schweizer, dem solche Ehren in einer NHL-Franchise zuteilwurden.

Erfahrung darin ein Team zu führen, hat der mittlerweile 34-jährige Berner schon reichlich in der Schweizer Nationalmannschaft sammeln können. Für diese schnürt er regelmäßig seit 1996 bei internationalen Wettbewerben die Schlittschuhe. In 96 Partien bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften kam Streit auf 13 Tore und 35 Vorlagen.

Selbst nach der letzten keineswegs erfolgreichen Saison der Islanders, die erneut deutlich einen Playoffplatz verpasst hatten, war er zur Stelle, als ihn der Ruf in die ‚Nati‘ zur Eishockey-WM ereilte. Eine Absage kam für ihn überhaupt nicht in Frage, auch wenn ihm niemand die Beanspruchung dieses Rechtes aufgrund seiner Verdienste für die Nationalmannschaft übel genommen hätte:

„Wenn ich fit bin, dann bin ich dabei, da spielt es auch keine Rolle, dass ich während der langen Saison schon 82 NHL-Spiele bestritten habe.“

Mark Streit fühlt sich seinem Schweizer Vaterland verbunden, in dem er auch in diesem Jahr die eishockeyfreie Zeit bis September verbringt und zählt mittlerweile zu den beliebtesten Sportlern der Eidgenossen. Da kommt auch kein Neid auf, dass Streit, der 2008 bei den Islanders einen 5-Jahresvertrag unterschrieben hatte, mit einem Jahressalär von US$ 4,1 Millionen nach Tennisstar Roger Federer, der am zweitbesten verdienende Sportler der Alpenrepublik ist.

Der Teamleader nutzt seine Popularität um in seiner Heimat sinnvolle Projekte, wie jene des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK), zu unterstützen. Das SRK rief ein Vorsorgeprogramm mit dem Namen ‚Chili‘ ins Leben. Dabei sollen Jugendliche lernen mit Konfliktsituationen richtig, nämlich friedlich, umzugehen und das Rote Kreuz veranstaltet hierzu spezielle Konflikttrainings für Schulklassen.

„Mich hat diese Idee begeistert, von der ich über einen Schulfreund, der beim SRK arbeitet, erfahren habe“,

mit diesen Worten erklärte sich der Eishockeystar sofort bereit, als Botschafter in der Sache Gewaltprävention zu agieren.

Diejenigen, die wissen wie sportsmanlike sich Streit als NHL-Verteidiger auf dem Eis während einer Partie gibt, die erkennen auch sofort, dass er besonders prädestiniert ist, als Lehrmeister für dieses Programm zu fungieren. So führte Streit Ende Juni ein solches Training in der Swissporarena von Luzern mit durch. Drei Oberstufen-Schulklassen erwiesen sich als interessierte Zuhörer des Sportidols.

Schon während der Saison 2011/12 war der Kapitän der Islanders gemeinnützig tätig gewesen. Im Rahmen der Kampagne ‚Respect on and off the ice‘, eine gemeinsame Aktion von ‚Cool and Clean‘ der Schweizer Olympia Association und der Pat-Schafhauser-Stiftung, produzierte Streit mit weiteren Eishockeycracks ein Lehrvideo zum Thema ‚Respect checks‘. Des Weiteren unterstützt er deren zweite Aktion ‚Respect your body – no snus‘, durch die über die schädliche Wirkung dieser nikotinhaltigen Droge aufmerksam gemacht wird.

Gerade Mark Streit ist ein besonders glaubwürdiger Unterstützer solcher Projekte! Hat er sich doch in seiner gesamten eindrucksvollen, mittlerweile 17-jährigen Profikarriere, die er in Gotteron startete, als fairer Sportsmann mit Vorbildcharakter bewiesen.

Dabei begann seine Laufbahn in Nordamerika zunächst recht holprig. Bereits mit 22 Jahren, zur Spielzeit 1999/00, wagte Streit den Sprung nach Übersee. 43 Einsätze in der AHL bei Springfield, dann eine Partie in der IHL bei den Utah Grizzlies und letztendlich wurde er in die ECHL zu Tallahassee (Florida) abgeschoben, bei denen er noch 14 Mal im Kader stand.

Nach diesem Lehrjahr kehrte Streit zurück in die Schweiz. Beim Züricher SC gewann er 2001 die Schweizer Meisterschaft und wurde 2005, ein Jahr nachdem ihn die Montreal Canadiens wiederentdeckt und beim NHL Draft in der neunten Runde an 262. Stelle gezogen hatten, zum besten Verteidiger der Nationalliga A gekürt.

Streit folgte dem Ruf der frankokanadischen Traditionsfranchise, bei der er sich von Jahr zu Jahr steigern konnte. Seine punktbeste Saison lieferte er mit 13 Toren und 49 Vorlagen in 81 Spielen 2007/08 ab. Im drauffolgenden Sommer unterschrieb der mittlerweile 31-jährige offensivausgerichtete Verteidiger als Unrestricted Free Agent den millionenschweren Vertrag bei den Islanders.

Eine Investition, die sich für die Franchise auf Long Island rechnet, dank seiner Fähigkeit als Vorbild zu fungieren und die ihm anvertraute Führungsposition auszufüllen.

Laut eines Berichts im Edmonton Journal bekunden die Edmonton Oilers mit ihrem neuen Headcoach, dem Deutschen Ralph Krueger, starkes Interesse den besten Schweizer Verteidiger aller Zeiten nach Alberta zu holen.

Es ist auch verständlich, dass sich Islanders Manager Garth Snow dagegen sträubt, den NHL All-Star von 2009 abzugeben und dies auch kurz und bündig in einem Satz bekundete:

„Ich habe keinerlei Absichten Streit zu transferieren!“

Eine klare Botschaft, die sowohl bei den Eishockeyfans im Nassau Coliseum auf Long Island, wie auch bei Streits Teamkollegen Nino Niederreiter, gut angekommen sein dürfte. Der erst 19-jährige Schweizer Stürmer kann noch einiges von Mark Streit lernen, vor allem Geduld, wenn es im ersten Jahr mal nicht so gut läuft.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

3 Gedanken zu „Streit, der Kapitän

    1. Danke Erich,
      freut mich sehr, dass Dir der Bericht gefällt. Hat auch viel Spaß gemacht über Mark Streit, einem sympathischen Eishockeyspieler mit Niveau, zu schreiben.
      Viele Grüße
      Bernd

  1. Ein sehr guter Artikel.Bin schon lange ein Mark Streit Fan und den Erfolg der er heute hat, hat er sich hart erarbeitet und jeder Spieler sollte Ihn als vorbild nehmen.
    Ich finde einfach das dieser Garth Snow einfach keine ahnung hat. ich finde einfach seine transferpolitik seit jahren nicht gut

    grüsse aus der schweiz 😉

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