Landshut und Mannheim und nicht Florida und Buffalo sind derzeit die Stationen von Marco Sturm und Jochen Hecht, den beiden erfolgreichsten NHL-Spielern aus Deutschland. Beide Spieler halten sich bei Teams während der Sommerpause fit. Sturm trainiert bei den zweitklassigen Landshut Cannibals in der Nähe seiner Heimatstadt Dingolfing und Hecht hat sich wie üblich „seinen“ Mannheimer Adlern angeschlossen, um für die neue Saison in Schwung zu kommen.
Noch wissen beide nicht, wo ihre Reise hingeht, denn seit dem 1. Juli 2012 sind beide Stürmer vertragslos. Angebote aus der DEL liegen vor, doch sie fühlen sich mit Mitte 30 noch nicht zu alt, um in der besten Liga der Welt die Schlittschuhe zu schnüren.
„Jochen ist ein Spieler, den wir gebrauchen könnten“, gab Adler Manager Teal Fowler letztens der Zeitung Rheinpfalz zu Papier und unterstrich damit das Interesse an dem 35-jährigen Center. Hecht betonte indes, dass er sicher irgendwann wieder nach Mannheim zurückkehren werde, weil es seine ganze Familie dort hinziehe, aber er gehe immer noch davon aus, dass er in der NHL unterkomme. Jochen Hechts Plan ist daher, Anfang September mit seiner Familie nach Buffalo zu fliegen, wo seine Kinder eingeschult werden. Dort will er sich auf eine neue NHL-Saison vorbereiten und hofft dann doch noch einmal bei einem NHL-Team unterschreiben zu können. Sein Manko ist, dass Hecht drei Gehirnerschütterungen und ein Bandscheibenvorfall in einem Jahr gesundheitlich zurückgeworfen hatten. Von den Ärzten bekam er aber mittlerweile grünes Licht, wieder voll aktiv zu sein. Mit seiner alten Mannschaft, den Buffalo Sabres, für die er in den letzten zehn Jahren aufgelaufen war, stehe er aber derzeit nicht im Kontakt. Ein Angebot eines russischen KHL-Klubs hat er bereits abgelehnt.
Die Probleme für Hecht sind fast die Gleichen wie für Sturm. Derzeit ist aufgrund der laufenden Verhandlungen zwischen der Liga und der Spielergewerkschaft NHLPA um einen neuen Vertrag, der die Rahmenbedingungen des Spielbetriebes regelt, der Transfer- und Spielermarkt nahezu zum Erliegen gekommen. Die Ungewissheit, ob es ab dem 15. September mit Auslaufen der alten Vereinbarung wieder einen Lockout geben wird, ist sehr groß. Daher warten die Mannschaften nun mit weiteren „problembehafteten“ Verpflichtungen ab und haben keine Eile. Seit dem 26. Juli, also in den letzten zwei Wochen, gab es lediglich sieben Vertragsunterschriften in der gesamten NHL.
Wie bei Jochen Hecht aufgrund seiner Vorgeschichte, stellt ebenso der Abschluss mit Marco Sturm ein gewisses Risiko für ein Team dar. Der Bayer konnte nach seinen zwei schweren Knieverletzungen nicht mehr an die Leistungen der Vorjahre anknüpfen und sammelte in 42 Spielen für die Florida Panthers in der letzten Spielzeit lediglich fünf Scorerpunkte. „Meine Rolle in Florida war ja auch etwas anders und ich habe nicht mehr so viel Eiszeit bekommen“, schränkt der bald 34-jährige Sturm ein. Noch hat der Flügelstürmer seine Hoffnung weitere 62 Partien in der besten Liga der Welt zu absolvieren und damit sein großes Ziel die 1.000 NHL-Spiele noch zu erreichen, nicht aufgegeben. Er wird mit seiner Familie bereits in zwei Wochen nach Amerika fliegen und sich dort auf dem Trainingsgelände der Panthers weiter vorbereiten. Sollte es mit einen Engagement in Nordamerika nicht mehr klappen, schließt Marco Sturm die Rückkehr nach Europa jedoch nicht aus. „Darüber zu spekulieren wäre aber viel zu früh“, betont er und erteilt somit allen Spekulationen und Gerüchten um seine Person eine Abfuhr.
Die Fans werden weiter intensiv verfolgen, wie der Weg der deutschen Spieler weitergeht und wo. Unabhängig davon, ob ihnen noch einmal die Chance eingeräumt wird, weiterhin die Schlittschuhe in der NHL zu schnüren, haben sich beide Akteure große Verdienste um das deutsche Eishockey und die Bekanntheit in den USA und Kanada erworben. Deutschland wird zumindest unter den Eishockeyfans und -fachleuten in Übersee stets mit Marco Sturm und Jochen Hecht in eine enge Verbindung gebracht.
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