Wer schafft es?

21 Talente aus der Schweiz und Deutschland hoffen auf einen Draft.

Am 22. und 23. Juni wird der 50. NHL Draft in der Stahlstadt Pittsburgh abgehalten. Bei dem jährlich stattfindenden Draft erwerben die 30 NHL-Teams, Rechte an 211 Spielern. Zeit einen kurzen Blick darauf zu werfen, welche der mitteleuropäischen Nachwuchstalente eine Chance haben, von einem der NHL-Clubs in den sieben Draftrunden gezogen zu werden.

Eine unverbindliche Richtlinie und als gedachte Hilfe für die Franchisenehmer, stellen die vier Ranglisten des NHL Central Scouting Büros dar. In ihr sind Nachwuchsspieler aufgeführt, die für den diesjährigen Draft berechtigt sind. Unterschieden wird bei den Listen zwischen nordamerikanischen Spielern und Torhütern sowie Spieler und Torwarte, die in Europa spielen. Als Nummer 1 Draftkandidat der in Nordamerika gelisteten Spieler, gilt der russische Rechtsaußen Nail Yakupov vom OHL-Team aus Sarnia. Doch auch mitteleuropäische Talente aus der Schweiz und Deutschland sind mit aufgeführt. Leider hat es kein Österreicher geschafft, in den Berichten des NHL Central Scouting Büros aufgenommen zu werden.

In der 35 Goalies umfassenden Nordamerikaliste der Torhüter hat sich der Deutsche Matthias Niederberger auf den 24. Platz hochgearbeitet, nachdem er im April überhaupt noch nicht im Ranking aufgetaucht war. Seine Chancen gezogen zu werden, stehen, angesichts dieser Tatsachen und dem in den vergangenen Jahren gezeigten Faible der NHL-Teams für deutsche Torsteher, gar nicht einmal so schlecht. Zumindest deutlich besser als jene des 21-Jährigen Nicklas Treutle, der zuletzt bei den Hamburg Freezers schon DEL-Luft schnuppern und durchaus überzeugen konnte. Der aus Nürnberg stammende Torwart ist in der Europaliste auf Platz 11 von 11 gesetzt.

In der Europaliste der Feldspieler ist ‚Blueliner‘ Pascal Zerressen von den Krefeld Pinguinen auf Platz 48 gelistet. Dicht gefolgt von Sven Ziegler auf Rang 52, der wie Treutle seine Eishockeylaufbahn, in der keinesfalls als Eishockeyhochburg bekannten fränkischen Metropole Nürnberg, begann und zuletzt für die Junioren der Eisbären Berlin und dem Oberliga-Ost Team FASS Berlin stürmte. Ziegler stand auch im Kader der deutschen U18 Eishockeynationalmannschaft bei der IIHF-Weltmeisterschaft in Tschechien.

Weitere gelistete deutsche Feldspieler sind Artem Klein (82.) sowie seine Teamkollegen bei den Krefeld Pinguinen Christian Kretschmann (107.) und Patrick Klopper (112.). Letzter im Bunde der Deutschen ist der Landshuter Jungverteidiger Stephan Kronthaler (117.).

Der DEB hat in den letzten Jahren seine Nachwuchsarbeit so verstärkt und intensiviert, dass die Leistungsdichte unter den Junioren im Vergleich zu vor einer Dekade deutlich zugenommen hat. Dies ist auch den nordamerikanischen Scouts nicht verborgen geblieben und warum sollte es so nicht dem Einen oder Anderen gelingen, schon in diesem Jahr, trotz riesiger Konkurrenz aus Nordamerika, Osteuropa und Skandinavien unter den 211 besten zu landen. Verdient hätten sie es allemal!

Gleich dreizehn Spieler aus der Schweiz und damit fünf mehr als aus Deutschland hat das NHL Central Scouting Büro in seine Ranglisten mit aufgenommen. Drei hiervon spielen bereits in Nordamerika. Während man den Deutschen beim Draft 2012 nur Außenseiterchancen zurechnen kann, haben die Schweizer mit Tanner Richard von Guelph Storm bereits auf Platz 41 in der Nordamerikaliste einen sicheren Kandidaten darauf gedraftet zu werden. Der 19-jährige Schweiz-Kanadier, Sohn des kanadischen Eishockeyprofis Mike Richard, wuchs in der Schweiz auf und lernte auch dort das Eishockeyspielen. In der letzten Saison wechselte er vom Schweizer A-Ligisten SC Rapperswil-Jona zu Guelph Storm in die Ontario Hockey League, wo er es in 44 Partien auf beeindruckende 48 Scorerpunkte brachte.

Der Flügelstürmer liebt das körperbetonte Spiel und scheut sich dabei auch nicht vor eigenem Verletzungsrisiko. Durch die Entscheidung nach Ontario, in die Heimat seines Vaters zu ziehen, konnte Richard sein Spiel ungemein verbessern. Sportlich dürfte sich das für ihn, der beim Draft 2011 noch unberücksichtigt geblieben war, jetzt auszahlen.

Seine Vielseitigkeit konnte der 19-Jährige, der über einen präzisen Handgelenksschuss verfügt, auch bei den U18 Eishockeyweltmeisterschaften mit dem Schweizer Nationalmannschaft unter Beweis stellen. Normalerweise als Flügelstürmer eingesetzt, übernahm Richard im Nationalteam der Eidgenossen auch den Part als Center und zählte dabei zu den auffälligsten Akteuren im Schweizer Kader. Nach eigenem Bekunden hat er bei den Storms vor allem sein Defensivverhalten erheblich steigern können. Gerade auch darauf legt man in der NHL einen ungeheueren Wert.

Ebenfalls in Nordamerika spielend aber deutlich hinter Tanner Richard gelistet sind die Schweizer Alessio Bertaggia (164.) von den Brandon Wheat Kings (WHL) und Sven Andrighetto (196.) von den Rouyn-Noranda Huskies (QMJHL). Auf der Europaliste befinden sich vom SC Bern Joel Vermin (34.), Christoph Bertschy (35.) und Julian Schmutz (106.), von den Kloten Flyers Samuel Walser (43.) und Christian Marti (77.), Dario Simion (45.) und Lukas Balmelli (99.) vom HC Lugano sowie der Davoser Lukas Sieber (55.) und von den GCK Lions Sandro Zangger (78.). Nicht zu vergessen Dean Kukuan, der im letzten Jahr den Schritt nach Schweden zu Lulea gewagt hat, und nun auf Rang 37 gelistet wird.

Schön wäre es, wenn einer dieser jungen Eishockeycracks in den kommenden Jahren den Sprung in die beste Eishockeyliga der Welt schaffen könnte.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

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