Bewegung in Music-City

Mike Dunham - erster Goalie der Predators

Die Geschichte der Nashville Predators
von Robin Patzwaldt

Von den vier Teams, an die die NHL bei ihrer am 25. Juni 1997 beschlossenen Expansion Lizenzen vergeben hatte, war Nashville jenes, das als erstes den Spielbetrieb in der besten Hockeyliga der Welt aufnehmen sollte.

In Atlanta, Minnesota und Columbus liess man es zunächst etwas ruhiger angehen, doch die Nashville Predators nahmen bereits ab der Saison 1998/99 aktiv am Spielbetrieb teil. Eile war daher bei den organisatorischen Fragen geboten.

Team Präsident Jack Diller verpflichtete zunächst David Poile als General Manager der Franchise. Im Juli 1997 war dies der Fall.

Poile der zuvor Erfahrungen als GM der Washington Capitals gesammelt und die Franchise zu einem Stanley-Cup-Anwärter gemacht hatte, bekam die Aufgabe das neue Stadion, die ‚Nashville Arena‘, rasch mit Leben zu füllen. Schliesslich suchte man ein Sportteam aus Nashville in einer der führenden US-Profiligen bisher noch vergeblich. Ungeteiltes Potenzial für Profisport war also genug vorhanden in der Region, es musste nur noch neu erschlossen werden.

Tatendurstig verpflichtete Poile bereits rund einen Monat nachdem er seinen eigenen Dienst angetreten hatte Trainer Barry Trotz für die neue, zu diesem Zeitpunkt noch namenlose, Franchise.

Trotz und Poile kannten sich bereits gut. Trotz war zuvor als Trainer des Farmteams der Washington Capitals, den Portland Pirates, in der AHL gewesen.

Im November 1997 erhielten die ‚Preds‘ offiziell ihren Namen. Die Fans wählten ‚Predators‘, was übersetzt soviel wie ‚Raubtiere‘ bedeutet, mit großem Vorsprung zum neuen Namen ihres Teams.

Als Logo wählte man den Schädel eines Säbelzahntigers wie er in historischen Zeiten in der Region um Nashville beheimatet gewesen war.

Erste Spielerverflichtung der Franchise war der mittlerweile in der Deutschen Eishockeyliga aktive Slowake Marian Cisar, den die Verantwortlichen von den Los Angeles Kings loseisen konnten.

Beim Expansion-Draft im Sommer 1998 in Buffalo wurden namhafte Spieler wie Greg Johnson, Andrew Brunette, Mike Dunham und Tomas Vokoun die Beute der Predators.

Kurz darauf bekam man den zweiten Zug im Entry Draft des Jahres und wählte den talentierten jungen Stürmer David Legwand aus.

Der Rookie aus der Ontario Hockey League hatte im Jahr zuvor 54 Tore und 51 Assists für sein Team erzielt. Damit wurde er zum MVP der Liga gewählt.

Tom Fitzgerald kam von den Florida Panthers und wurde erster Kapitän der jungen Franchise in Music-City, wie Nashville im Volksmund auch liebevoll genannt wird.

Bei der Saisonpremiere in der NHL setzte es zwar gleich eine 0-1-Pleite gegen die Panthers, was der entfachten Begeisterung in der Region aber keinen Abbruch tat. Bereits wenige Tage später gelang mit dem 3-2 über die Hurricanes aus Raleigh der erste NHL-Sieg in der Franchisegheschichte. Andrew Brunette schoss das erste Tor und Keeper Mike Dunham überzeugte im Gehäuse bei dem ‚Premierensieg‘.

Der erste Monat in der Liga verlief für die Predators respektabel. Es gelangen immerhin drei Siege, darunter ein 3-2 über die Colorado Avalanche. Der Kader wurde zu diesem Zeitpunkt noch um einen weiteren erfahrenen NHL-Spieler ergänzt, der später noch wichtig für die Franchise werden sollte: Cliff Ronning kam von den Coyotes aus Phoenix herüber.

Seine 35 Assists und 53 Punkte in den ersten 72 Spielen für die Franchise reichten am Ende der Saison zur teaminternen Führung in der Punktewertung. Die Verpflichtung hatte sich also wirklich gelohnt.

Aus der ‚Inaugural Season‘ des Teams bleibt ausserdem besonders der erste und einzige Auftritt von Wayne Gretzky in Nashville in guter Erinnerung. Gretzky verzeichnete in diesem Spiel bereits rasch vier Assists für sich und seine Rangers gingen schnell mit 6-0 in Führung. Die Predator-Fans feierten dieses einmalige Erlebnis in Nashville trotzdem begeistert. Livemusik spielte in den Gängen des nun nach einem Sponsor umbenannten ‚Gaylord Entertainment Centers‘ und es herrschte eine ganz besondere Stimmung im weiten Rund vor von der Fans noch heute schwärmen. Besonders nachdem die ‚Preds‘ im weiteren Spielverlauf vier Tore am Stück erzielen konnten und die Begegnung noch einmal spannend zu werden schien. Doch Gretzkys fünfter Assistpunkt besiegelte die 4-7 Pleite der Predators in einem denkwürdigen Spiel.

Am Ende der Saison wurden die Playoffs erwartungsgemäss verpasst. Aber die zu verzeichnenden 664.000 Heimspielbesucher, was einer Auslastung von immerhin 94% entspricht, machten Mut auf mehr Hockey im Süden!

Mit nur geringfügigen personellen Veränderungen startete das Team im Herbst 1999 in die zweite Spielzeit. David Legwand, damals gerade erst 19 Jahre alt, sollte als Rookie in der NHL eine Führungsrolle in der Mannschaft übernehmen, bzw. in eine solche hineinwachsen.

In 71 Saisonspielen hatte Legwand am Ende immerhin 28 Punkte erreicht und lag damit unter den führenden Rookies dieses Jahres. Die Predators-Verantwortlichen erwarteten Großes für seine Zukunft. Auch in jener Spielzeit war Cliff Ronning der beste Scorer für das Team. Positiv überraschte auch Verteidiger Rookie Karlis Skrastins.

Bis Mitte Februar konnte man zwar noch von einer ersten Playoffteilnahme träumen, doch ging den Predators am Ende der Saison die Puste sichtbar aus. Erneut war man zum Schluss nur Zuschauer in den Playoffs.

Überhaupt brachten die Predators in den ersten fünf Jahre sportlich nur wenig Positives zu Tage. Das Team schien nach der zweiten Saison in der Liga bereits zu stagnieren. Man spielte zwar fast immer solides Defensivhockey, die große Ausstrahlung und auch der Erfolg blieb ihnen zunächst aber noch verwehrt. Erste ‚Verfallserscheinungen‘ machten sich in der Franchise bereits breit. Das Zuschauerinteresse schwand deutlich, die Hallenauslastung sank auf unter 80%, der Fanartikelverkauf blieb weit hinter den Erwartungen zurück. Erfolgsversprechende Spieler wie Dunham oder Ronning verließen das Team, da sie von Teams mit höheren Zielen als sinnvolle Verstärkungen betrachtet wurden. Eine kontinuierlicher Aufbau der Franchise in Nashville wurde dadurch wesentlich erschwert.

Seit Sommer 2003 bereichert mit Jordin Tootoo  der erste ‚Inuit‘ in der NHL die Szene in Nashville. Sein Trikot ist das zur Zeit bei den Fans mit Abstand am häufigsten nachgefragte Spielertrikot des Teams.

Das die Franchise über die ersten schwierigen, playofflosen Jahre des Teams an Trainer Barry Trotz festhielt zahlte sich in der Saison 2003/2004 aus, als man erstmals, und das völlig überraschend, in die Playoffs einziehen konnte. Vor der Spielzeit galt man als krasser Aussenseiter im Playoffrennen und das Tabellenende schien für die Predators deutlich näher zu sein als die Endrunde der besten Teams der Liga.

Tomas Vokoun war inzwischen aber viel mehr als nur ein Nachfolger für Mike Dunham, der das Team im Dezember 2002 in Richtung Manhatten verlassen hatte, geworden. Vokoun spielte sogar beim All Star Game in Minnesota für die Western Conference mit und wurde damit für seine konstant guten Leistungen beim Underdog aus dem Süden belohnt. Das Defensivsystem des Teams funktionierte wesentlich besser als in den Vorjahren.

Der große und eigentliche Lohn für die Beharrlichkeit und harte Arbeit des ganzen Teams, die Playoffteilnahme, folgte dann erst am Ende der letzten Spielzeit im April 2004. Als kaum beachteter Aussenseiter in der ‚KO-Runde‘ bekamen es die Raubtiere dann gleich mit dem Titelfavoriten aus Detroit zu tun. Sie verlangten den Red Wings alles ab und mussten sich am Ende nur knapp geschlagen geben.

Ein Schicksalschlag folgte für das Team im Herbst 2004: Am 4. November verstarb Spieler Sergej Zholtok, der während des Lockouts vorübergehend in Riga aktiv war, an den Folgen einer Herzschwäche. Zholtok verliess die Eisfläche in Riga mit Schwindelgefühlen und brach daneben tot zusammen.

Das heimische Stadion in Nashville wird, wenn es in der NHL wieder los geht, anders heißen. Der ursprünglich sehr langfristige Sponsorenvertrag mit der Gaylord Firmengruppe wurde in gegeseitigem Einvenehmen Anfang des Jahres 2005 aufgelöst, so dass der Name des Multifunktionsarena im Herzen Nashvilles nun wieder neu vergeben wird.

Bleibt für die noch immer so junge Franchise zu hoffen, dass die erstmalige Playoffteilnahme im Jahre 2004 einen Motivationsschub bei Fans, Sponsoren und Spielern ausgelöst hat, der die Dauer des Lockouts überdauern kann, und Hockey auf NHL-Niveau in Nashville langfristig etabliert werden kann.

Denn besonders für diese Franchise kam der Lockout zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt… (rp)

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