Phoenix und seine Nervenstärke

Vier Coyotes feiern einen wichtigen Sieg.

Als Außenseiter konnten sich die Phoenix Coyotes schon einige Siege in der Verlängerung sichern.

Mangelnde Overtime-Erfahrung in den Playoffs kann man den Phoenix Coyotes bei Leibe nicht unterstellen. Das Franchiseunternehmen aus dem warmen US-Bundesstaat Arizona hatte bislang sechs Mal Überstunden zu leisten, wobei gegen die Chicago Blackhawks alleine die ersten fünf Spiele in einem weiteren Abschnitt entschieden werden mussten, ein Novum in der NHL. Die ‚Wüstenfüchse‘ schlugen sich insgesamt recht gut, gewannen sie doch vier der längeren Begegnungen während des ersten Extradrittels und kassierten im Gegenzug nur zwei Niederlagen.

Nachdem Phoenix in den vergangenen beiden Jahren jeweils in der ersten Playoffrunde an den Detroit Red Wings gescheitert war, bekamen sie es dieses Mal mit den Chicago Blackhawks zu tun, die 2010 erst den Stanley Cup gewonnen hatten und deshalb leicht favorisiert in die Serie gingen. Die Coyotes versteckten sich aber keineswegs und zeigten besonders in den ersten drei Spielen, dass sie sowohl offensiv, als auch defensiv mindestens ebenbürtig waren. Außerdem präsentierten sie sich durchaus nervenstark, denn in keiner Verlängerung passierten ihnen Missgeschicke auf Grund von Nervosität.

In den darauffolgenden drei Partien agierten die Coyotes dann eher zurückhaltend und ließen ihre Kontrahenten kommen. Mit dem großen Druck kamen sie aber prächtig zurecht und meisterten mit viel Können, sowie großem Selbstbewusstsein so manche prekäre Situation. Tatsächlich schafften sie es mit dieser Taktik zu bestehen und entschieden, nach ihrem dritten 3-2 Overtime-Erfolg und einem klaren 4-0 Triumph zuletzt, die Serie mit 4-2 Siegen zu ihren Gunsten. Etwas überraschend zogen die Coyotes so zum ersten Mal seit ihrem Umzug von Winnipeg nach Phoenix im Jahre 1996 in die zweite Playoffrunde ein.

Dass das beste Team der Pacific Division die Brisanz in der Verlängerung relativ kalt lässt, mussten auch die Nashville Predators, die in der ersten Runde ohne Extraschicht auskamen, beim Auftakt des Conference Halbfinales schmerzlich erfahren. Phoenix gewann in der 75. Minute mit 4-3, nachdem Ray Whitney einen Pass von Martin Hanzal nahezu skrupellos zum Endstand verwertet hatte. Davon etwas geschockt, war es den ‚Säbelzahntigern‘ ebenso in der zweiten Partie nicht möglich, die ‚Wüstenfüchse‘ zu schnappen, ehe sie die dritte Begegnung vor eigener Kulisse doch zum Anschlusserfolg nutzen konnten.

Der herausragende Spieler in den bisherigen Overtimes war Mikkel Boedker. Der erst 22-jährige dänische Rechtsaußen erzielte in den Spielen Drei und Vier jeweils den Siegtreffer und wurde dadurch zwei Mal zum gefeierten Mann des Abends. Die gezeigte Routine des jungen Stürmers war außergewöhnlich. Für das erste Tor in dieser Serie, das eine Entscheidung brachte, war Martin Hanzal in der 70. Minute verantwortlich, indem er einen Schlagschuss seines verteidigenden Kollegen Adrian Aucoin unhaltbar abfälschte.

Mit nahezu stählernen Nerven gesegnet zu sein scheint Phoenix‘ Torhüter Mike Smith. Er war bislang noch nicht aus der Ruhe zu bringen, obwohl er mehrfach unter Dauerbeschuss stand. Er präsentierte sich immer souverän und machte auch bei seinen Ausflügen an die Banden, um sich einen herrenlosen Puck zu schnappen, keine Fehler. Im zweiten Drittel des fünften Spiels leitete er so sogar das 1-0 durch Gilbert Brule ein.

Betrachtet man Mike Smiths bisherige Zahlen scheint es, als wenn er mit seinen Aufgaben wachsen würde. Kein anderer Goalie hatte bislang mit 342 Schüssen auf seinen Kasten so viel zu halten wie er. Trotz der großen Arbeitsleistung erreichte er eine beachtliche Fangquote von 94,2 Prozent und bei 20 Gegentreffern einen guten Durchschnitt von nur 2,03 pro Partie. Außerdem erarbeitete er sich im sechsten und letzten Spiel der ersten Playoffrunde einen Shutout, obwohl die Blackhawks nahezu pausenlos sein Gehäuse belagert hatten.

Die Phoenix Coyotes haben von den restlichen acht Mannschaften sicherlich nicht den qualitativ besten Kader. Mit Antoine Vermette, der es bisher auf fünf Tore und drei Assists schaffte, sowie Keith Yandle, der sieben Treffer seiner Farben mit vorbereitete, befinden sich nur zwei Coyotes unter den punktbesten 20 Akteuren der aktuellen Playoffs. Bleibt die Mannschaft aber weiterhin ruhig und vertraut auf ihre bisher gezeigte Nervenstärke, sollte ein Weiterkommen durchaus möglich sein. Können sie sich bei jeder Begegnung in die Verlängerung flüchten, scheinen sie derzeit nur sehr schwer zu stoppen zu sein.

Dieser Artikel erscheint auch auf NHL.com/de

 

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